Bad Aussee: Die Kurstadt im geographischen Herzen Österreichs

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Die 1994 zur 175. Stadt Österreichs ernannte Gemeinde besteht aus den vier Katastralgemeinden Bad Aussee, Obertressen, Reitern und Straßen, die sich über eine Fläche von etwa 82 Quadratkilometer erstrecken. In den insgesamt elf Ortschaften dieser Katastralgemeinden leben rund 4.800 Einwohner. Bürgermeister ist seit 2013 Franz Frosch (ÖVP). Wie altsteinzeitliche Höhlenfunde beweisen, wurde die Gegend um Bad Aussee bereits vor etwa 30.000 Jahren zumindest zeitweise besiedelt. Außerdem zeugen 8.000 Jahre alte jungsteinzeitliche Steinbeile und bronzezeitliche Artefakte aus dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend von der langen Besiedlungsgeschichte.

Die Stadtgemeinde in Österreichs Mitte steht für Tracht und Tradition, Salz und Tourismus, stets gepaart mit einem gewissen Eigensinn, den man ihren Bewohnern aber meist nachsieht.

Bei den zahlreichen im Salzkammergut entdeckten Hipposandalen, die von der langen Existenz von Handels- und Transportwegen durch Ausseer Gebiet zeugen, handelt es sich um die größte Ansammlung solcher Hufschuhe im gesamten antiken Römischen Reich. Die eisernen Steighilfen für Pferde, Ochsen, Esel und Maultiere waren v. a. für den Salztransport im unwegsamen gebirgigen Terrain vonnöten. Wie Forschungen belegen, wurden die großen Salzvorkommen an der Westseite des Sandlings bereits durch die Römer intensiv genutzt. Der bergmännische Salzabbau, die Verarbeitung, der Transport und zahlreiche Nebengewerbe des „weißen Goldes“ bildeten für viele Jahrhunderte die Lebensgrundlage für die Bewohner des Ausseerlandes. Um den großen Holzbedarf für den Betrieb der Salinen decken zu können, wurden um 1300 die Sudpfannen von Altaussee an den Zusammenfluss von Altausseer und Grundlseer Traun – die Flüsse wurden für die Holztrift genutzt – verlegt, wo der Markt Aussee gegründet wurde.

Der heutige Kurpark von Bad Aussee war also damals Industriegebiet. Damit begann der Aufstieg der Saline Aussee zur bedeutendsten im gesamten Alpenraum. Von dieser Entwicklung profitierte auch die Bevölkerung. Die Familien der Hallinger – an der Salzgewinnung beteiligte Arbeiter – erlangten im Lauf der Zeit erhebliche Rechte und gelangten dadurch zu großem Wohlstand. Erst Kaiser Friedrich III. beseitigte diese Rechte und beanspruchte die lukrativen Einnahmen aus dem Salzwesen für sich. Er zwang die Hallinger zum Verkauf ihrer Rechte. Als Ausgleich spendete er der Ausseer Spitalskirche einen Flügelaltar, der noch heute besichtig werden kann. 1505 gestand Kaiser Maximilian I. den Ausseern einen silbernen Siegelstock, der das alte Siegel ersetzte, zu. Auf diesem Siegel aus dem frühen 16. Jahrhundert, das zwei Salzkufen, einen Saibling und die Inschrift „sigilum awse 1505“ trägt, basiert das 1994 an Bad Aussee verliehene Wappen. Auch in den folgenden Jahrhunderten florierte der Salzhandel in Aussee.

1752 verwüstete der Brand eines Sudhauses alle Häuser der Ischler Straße, aber erst im 19. Jahrhundert wurden die Sudhütten aus dem Zentrum nach Unterkainisch verlegt. Die letzte Ausseer Sudhütte wurde 1984 stillgelegt. Im 19. Jahrhundert wuchs in Aussee langsam aber sicher ein weiterer Wirtschaftszweig zu Bedeutung heran – der Fremdenverkehr. Reiseberichte prominenter Zeitgenossen machten den Ort über die Landesgrenzen hinaus bekannt, auch Erzherzog Johanns Begeisterung für das Ausseerland förderte dessen Bekanntheit. Künstler und kultiviertes Großbürgertum entdeckten den Markt für sich, Soledampfbäder und Inhalationsräume entstanden und 1868 wurde Aussee zum Kurort ernannt. Die Gästezahlen stiegen rasant. Die durch die Verlegung der Sudhütten im Ortszentrum freigewordene Fläche fand als Kurpark Verwendung, die Anbindung an die Salzkammergutbahn 1877 brachte neue Gäste. 1911 wurde Aussee der Ortsnamenzusatz „Bad“ verliehen.

Die Zeit vom Ausbruch des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war in puncto Fremdenverkehr schwierig, nach 1945 wurde das touristische Angebot stetig ausgebaut. Seit der Erschließung des Losers als Skigebiet und der Anlage zahlreicher Langlaufloipen kann Bad Aussee auch im Winter viele Gäste willkommen heißen, Veranstaltungen wie das seit 1960 abgehaltene Narzissenfest, dessen Autokorso durch die Stadt führt, bringen alljährlich zehntausende Besucher in die Region. Der Tourismus ist heute der wichtigste Wirtschaftszeig für Bad Aussee. Als ausgewiesene Tourismusdestination kann man in Bad Aussee natürlich vor allem eines nicht gebrauchen, und zwar schlechte Presse.

Für diese sorgte heuer jedoch die Causa Sommersbergsee zuhauf. Aufgrund der Streitigkeiten mit Johannes Wasner, dem ehemaligen Besitzer des idyllischen Moorsees, fiel die Badesaison komplett ins Wasser. Auch andere Aktivitäten rund um das Gewässer, beispielsweise Wanderungen, waren kaum möglich. Derzeitiger Stand: Seit August dieses Jahres ist der Grazer Anwalt und Geschäftsmann Reinhard Hohenberg im Grundbuch als Besitzer eingetragen und die Stadtgemeinde hat mit diesem auch bereits die Pacht für 2018 vereinbart. Dem Badebetrieb im nächsten Sommer steht also grundsätzlich nichts im Wege. Frosch: „Momentan ist es ruhig. Von den Sitzblockaden nach der Grundbucheintragung und einigen Verdrahtungen von Wegen, die aber bereits beseitigt wurden, abgesehen, hat es in letzter Zeit glücklicherweise keine Vorfälle gegeben.“

Nicht erst seit diesem Jahr ebenfalls Thema an den Bad Ausseer Stammtischen: das im Bezirk Liezen geplante Zentralkrankenhaus. Auch wenn diesem das erst vor wenigen Jahren neu errichtete Landeskrankenhaus zum Opfer fallen könnte, zeigt man sich in Bad Aussee im Gegensatz zu Rottenmann und Schladming erstaunlich kompromissbereit. „Wir in Aussee suchen in dieser Sache den Dialog“, erklärt Franz Frosch, fordert aber von den Verantwortlichen endlich Klarheit darüber, was das Leitspital konkret bieten wird. „Wenn sich Patienten aus meiner Gemeinde durch das neue Krankenhaus weite Fahrten, beispielsweise nach Leoben, ersparen, dann wäre das eine gute Sache“, sieht Frosch Vorteile. Eine unumgängliche Bedingung ist für den Bad Ausseer Bürgermeister auch, dass das Haus im Raum Trautenfels errichtet wird, damit der Anfahrtsweg für seine Bürger nicht zu weit wird. Das LKH Bad Aussee werde in seiner jetzigen Form nicht bestehen bleiben, ist sich Frosch sicher, doch es gäbe viele Möglichkeiten, das Haus zu bespielen. Mehr als ein Fachärztezentrum solle es aber schon werden. Wenn in einigen Jahren das Krankenanstaltenarbeitszeitgesetz in vollem Umfang in Kraft tritt, sei der Betrieb im LKH Bad Aussee wohl ohnehin nicht mehr aufrecht zu erhalten, was ihm auch die ärztlichen Leiter der Einrichtung bestätigt hätten, meint Frosch.

Fotos: Stadtgemeinde Bad Aussee

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