Bad Mitterndorf: Großgemeinde im Hinterberger Tal

  • Autor/in:
  • Geschätzte Lesezeit: 3 - 6 Minuten

Obwohl weder in puncto Bevölkerungszahl noch Fläche die größte Gemeinde des Bezirks Liezen – knapp 5.000 Einwohner und etwas mehr als 196 Quadratkilometer bedeuten Platz fünf bzw. acht unter den 29 Gemeinden –, wird Bad Mitterndorf seit der Fusion mit Pichl-Kainisch und Tauplitz im Jahr 2015 oft als Großgemeinde bezeichnet. Die Geschicke der 16 Ortschaften umfassenden Gemeinde lenkt Klaus Neuper (SPÖ), der das Amt letzten August von Manfred Ritzinger übernahm und damit auch in die Fußstapfen seines Großvaters trat, der von 1945 bis 1955 Bürgermeister in Bad Mitterndorf war.

In der Marktgemeinde im Salzkammergut ist mit Klaus Neuper seit sechs Monaten ein Bürgermeister im Amt, der sich selbst als „sehr frisch gefangenen Kommunalpolitiker“ bezeichnet, das aber keineswegs als Nachteil sieht. 2019 möchte er speziell die Ganzjahresnutzung des Kulms vorantreiben.

Geschichte
Bis vor rund 10.000 Jahren war das gesamte Hinterberger Tal von Eis bedeckt. Funde im Lieglloch bei Tauplitz, deren Alter auf rund 30.000 Jahre geschätzt wird, lassen auf die zumindest zeitweilige Anwesenheit nomadischer Jäger während dieses letzten Glazials schließen. Dauerhaft besiedelt wurde das Gebiet der heutigen Gemeinde jedoch erst nach dem Abschmelzen der Gletscher. Bronzezeitliche Funde deuten darauf hin, dass durch das Tal schon vor rund 4.000 Jahren Salz transportiert wurde, in der Eisenzeit war es Kerngebiet der Hallstatt- und Latènekultur. Ab etwa 200 v. Chr. war das Hinterberger Tal Teil des keltischen Königreichs Noricum, das 15 v. Chr. zur römischen Provinz wurde. Auch aus dieser Zeit gibt es Funde, z. B. den Römerstein von Heilbrunn. Im Frühmittelalter erreichte zuerst die slawische und etwas später die bairische Siedlungstätigkeit das Gebiet. Gräberfunde und zahlreiche Toponyme zeugen noch heute davon. So sind etwa die Ortsnamen Kainisch und Tauplitz slawischer, Mitterndorf und Pichl bairischer Herkunft. Aus dem Hochmittelalter, 1147, datiert die erste urkundliche Erwähnung Mitterndorfs. In der Neuzeit gelangten die Lehren Martin Luthers ins Hinterberger Tal und fielen auch hier auf fruchtbaren Boden.

Die Errichtung des Heilbrunner Badhauses 1868 und die Eröffnung der Salzkammergutbahn 1877 waren der Startschuss zur touristischen Entwicklung. 1937 ging auf der Tauplitzalm der erste Skilift in Betrieb, 1950 wurde die Kulmschanze errichtet. Seit 1961 führt die Alpenstraße auf das weitläufige Almplateau der Tauplitz. 1962 erfolgte der Ausbau der Thermalquelle Heilbrunn, Hotels und Pensionen eröffneten. 1972 wurde Mitterndorf zum Kurort ernannt und durfte dem Ortsnamen das „Bad“ voranstellen. 2009 eröffnete die GrimmingTherme.

Neo-Ortschef mit positiver Halbjahresbilanz
Der erst 2015 in die Kommunalpolitik eingestiegene Neubürgermeister Klaus Neuper zieht nach einem halben Jahr an der Gemeindespitze eine positive Bilanz: „Die ersten sechs Monate waren so, wie ich es erwartet habe: eine sehr interessante Arbeit. Ich mach’s wahnsinnig gern, muss ich ehrlich sagen!“ Mittlerweile hat er mit den starken Schneefällen im Jänner auch seine erste große Herausforderung im Amt gut bewältigt. Beim Gesprächstermin Mitte Jänner berichtete er: „Wir sind, was die Arbeitszeit betrifft, ziemlich am Limit.“ Die Schneeräumkräfte seien seit drei Wochen beinahe rund um die Uhr im Einsatz. „Da muss man den Hut davor ziehen, dass sie das durchhalten!“ Lob gibt es auch für die Einsatzkräfte der insgesamt acht Feuerwehren der Gemeinde. Mit tatkräftiger Unterstützung durch auswärtige Wehren haben diese im Jänner in vielen Einsatzstunden vorausblickend die Dächer zahlreicher Gebäude von den Schneemassen befreit und diese so vor möglichen Schäden bewahrt. „Man sagt ja oft, dass es eine Sorge für den Bürgermeister ist, wenn es in einer Gemeinde viele Feuerwehren gibt. An diesen Tagen ist es aber keine Sorge, sondern ein wahrer Segen!“, so Neuper. Auf dem in der Vergangenheit mitunter doch recht glatten Parkett der Bad Mitterndorfer Gemeindepolitik sei er bis dato noch nicht ins Rutschen gekommen, berichtet das Gemeindeoberhaupt: „Alles was da vorher an Kalamitäten und Sticheleien und sonst so gewesen ist, interessiert mich nicht.“ Neuper sieht es in dieser Hinsicht als Vorteil, dass er erst relativ spät zur Gemeindepolitik gekommen ist. Wenn irgendjemand mit irgendeiner alten Geschichte zu ihm komme, sage er ihm einfach: „Was war, interessiert mich nicht. Setzen wir uns jetzt zusammen, reden wir jetzt miteinander.“

Ganzjahreslösung für den Kulm
Weil die Flugtage 2018 weniger Zuschauer als erwartet, eine windbedingte Absage am zweiten Tag und rote Zahlen gebracht hatten, gab es heuer kein Skifliegen am Kulm. Von 17. bis 20. Jänner 2020 steht die zwischen Bad Mitterndorf und Tauplitz gelegene Naturschanze jedoch wieder im Weltcup-Kalender. Außerdem ist die Ganzjahresnutzung der Anlage anvisiert. „Mister Kulm“ Hubert Neuper, dessen Vater einst den ersten Flug von der Schanze absolvierte, stellte kürzlich erste Pläne im Gemeinderat vor. Es sei einfach nicht wirtschaftlich, alle ein, zwei Jahre den Betrieb für ein Wochenende hochzufahren, erklärt der Bürgermeister. Außerdem gebe es immer wieder auch Anfragen, ob das Starthaus nicht gemietet werden könne. Deshalb soll nun ein Basisgebäude gebaut werden, das ganzjährig für diverse Events gemietet werden kann und an den Flugtagen den Athleten, Pressevertretern u. a. zur Verfügung steht. Eine Holding soll den Kulm vermarkten. Dafür braucht es natürlich auch finanzielle Unterstützung durch das Land, so Neuper. Die SPÖ sei bereits im Boot, Koalitionspartner ÖVP lasse die Pläne derzeit noch prüfen.

Alles in allem beurteilt Neuper die Chancen für die Realisierung des Projekts als sehr gut, auch weil die Lage vor Ort vielversprechend sei: „Der ganze Gemeinderat steht zu 100 Prozent hinter dem Projekt und auch die Aubauern, die Grundeigentümer da draußen, haben einen Sprecher, mit dem man wirklich gut reden kann. Wenn wir es jetzt nicht schaffen, dann traue ich mir zu sagen, wird das nichts mehr.“ Und das möchte Neuper keineswegs, wurde die Schanze doch in jener Zeit, als sein Großvater Bürgermeister war, errichtet. Es wäre für ihn „eine ganz große Niederlage, wenn genau jetzt, in meinen Tagen, Schluss wäre da draußen.“ Weitere Projekte Nicht nur am Kulm, auch andernorts in der Gemeinde, ist heuer so einiges geplant. So wird einerseits der Bau eines neuen Kindergartens in Angriff genommen, um die Ganztagesbetreuung der jüngsten Gemeindebürger sicherzustellen, andererseits ein Betreutes Wohnen entstehen. Außerdem sollen Gründe erworben werden, um Jungfamilien leistbares Wohnen zu ermöglichen. Ebenfalls noch heuer in Angriff genommen wird der Bau eines neuen Trauungs- und Sitzungssaals und einer zentralen Lagerhalle für die zur Loipenpräparierung notwendigen Geräte.

Fotos: Karl, Marktgemeinde Bad Mitterndorf

LBN-WOHIN
×