Gaishorn: Faschingshochburg am See - Haligai!

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Knapp 77 Quadratkilometer Fläche und etwas mehr als 1.300 Einwohner, das sind die wichtigsten Zahlen zu Gaishorn am See. Bürgermeister der vier Ortschaften – Au, Furth, Gaishorn und Treglwang – umfassenden Marktgemeinde ist seit der Gemeinderatswahl 2015 Werner Haberl (SPÖ).

Mit einer Begeisterung wie sonst kaum wo in unserer Region wird in der Paltentalgemeinde die fünfte Jahreszeit zelebriert. Mit dem Neubau der Volksschule und dem Umbau des Mehrzwecksaals nimmt man heuer ein großes Projekt in Angriff.

Geschichte
Zwar ist das Paltental nachweislich seit der Jungsteinzeit besiedelt, die erste urkundliche Erwähnung von Gaishorn erfolgte jedoch erst rund 6.000 Jahre später, nämlich 1174. Die damalige Schreibweise Gaizarn leitet sich vom althochdeutschen Wort geizari „Ziegenhirt“ ab – ein Hinweis darauf, dass die hochmittelalterliche Landwirtschaft im Gebiet der heutigen Gemeinde wohl von Ziegen geprägt war. Wenig verwunderlich ziert deshalb auch ein   Ziegenbock das Gemeindewappen. In diesem finden sich überdies die beiden Rauten des Benediktinerstifts Admont, das seit dem 12. Jahrhundert über Besitzungen und Einkünfte im oberen Paltental verfügt. 1480 hinterließ der Einfall der Türken eine Spur der Zerstörung und des Grauens im Paltental. U. a. wurden die beiden Gotteshäuser von Gaishorn zerstört.

1525 trafen in Furth aufständische Bauern und die Truppen des steirischen Landeshauptmanns Siegfried von Dietrichstein aufeinander. Das Bauernheer, unter ihnen rund 300 Gaishorner, siegte. Aber nicht nur kriegerische, sondern auch Elementarereignisse setzten Gaishorn zu: 1679 bis 1684 und 1711 bis 1721 wütete im Paltental die Pest, 1724, 1862 und 1913 brannte es im Ort. Bereits 1768/69 hatte ein katastrophales Hochwasser zur Entstehung des Gaishorner Sees geführt, der jedoch 1925 wieder trockengelegt wurde, wovon man sich den Gewinn mehrerer Quadratkilometer fruchtbaren Bodens versprach. In der Folge hatte Gaishorn über 60 Jahre lang keinen See, bis 1986 der Spatenstich für das heutige Gewässer, geplant als Hochwasserrückhaltebecken mit Mehrzwecknutzung, erfolgte. 1988 stellte die Marktgemeinde sodann den Antrag auf Abänderung des Gemeindenamens in „Gaishorn am See“, dem die Steiermärkische Landesregierung mit Wirkung vom 1. Jänner 1990 stattgab.

Gaishorner Fasching
Nicht ganz so weit zurück aber doch immerhin vier Jahrzehnte reichen die Ursprünge des Gaishorner Faschings. 1978 wurde aufgrund einer finanziellen Notlage des Fußballvereins im ganzen Ort nach einer Einnahmequelle gesucht. Schließlich gründete man am 11. November eine Gemeinschaft aller Vereine – den Elferrat. Dieser beschloss, einen Fasching auf die Beine zu stellen, die Einnahmen sollten zum größten Teil dem Sportverein für die dringend benötigte Flutlichtanlage zugute kommen. Der erste Gaishorner Fasching im Jahr 1979 war ein großer Erfolg, weshalb man sich sogleich an die Planung einer zweiten Auflage machte. 1980 wurde neben einem Umzug erstmals auch ein Narrenabend abgehalten.

Im Fasching 2017 wurde Gaishorn eine besondere Ehre zuteil: Der Ort wurde zur Landesnarrenhauptstadt der Steiermark ernannt, die damaligen Hoheiten – Prinzessin Sabrina, die kreative Tafelkratzlerin von Tralala und Prinz Lukas, der Formelfuchs vom schneidigen Mundwerk – zum Landesprinzenpaar erhoben. Das Zepter im heurigen, 40. Gaishorner Fasching schwingen wie im Vorjahr Prinzessin Sophia, resch und keck vom Tennereck und Prinz Patrick, der Gwölb-Darter der linken Flanke. Dem Fasching kann sich natürlich auch Bürgermeister Werner Haberl nicht entziehen. „Ausnahmezustand!“, so  beschreibt er die „heiligen Tage“, an denen mehr oder weniger seine ganze Familie im Einsatz ist.

Volksschulneubau
Weil eine Überprüfung der Volksschule Gaishorn durch das Land Steiermark vor rund eineinhalb Jahren ganze 48 Auflagepunkte nach sich gezogen hatte, wird in der Gemeinde heuer ein Großprojekt in Angriff genommen, und zwar der Neubau der Schule, im Zuge dessen auch der Mehrzwecksaal modern umgebaut wird. 3,24 Millionen Euro sind für das Vorhaben veranschlagt, rund 1,4 Millionen übernimmt die Gemeinde, den Rest das Land. Derzeit befindet man sich in der Detailplanungsphase, im Frühjahr starten die Ausschreibungen. Die Aufträge möchte man, sofern die Angebote passen, in erster Linie an regionale Betriebe vergeben. Bereits im Juli soll mit dem Abbruch des alten Gebäudes begonnen werden, spätestens mit Beginn des Schuljahres 2020/21 die neue Volksschule samt Mehrzwecksaal in Betrieb gehen.

Köberlbach-Verbauung
Neben dem Projekt „Neubau Volksschule/Umbau Mehrzwecksaal“ möchte man heuer unbedingt auch ein weiteres Projekt vorantreiben, nämlich die Verbauung des Köberlbachs. Diese Wildbachverbauung, die nun bereits seit rund 20 Jahren Thema ist, sei von ganz großer Bedeutung für den Ort, ein „Meilenstein für die Sicherheit“, erklärt Haberl. Man habe nun endlich den wasserrechtlichen Bescheid, jetzt gehe es an die Finanzierungsverhandlungen, die hoffentlich bis zum Sommer abgeschlossen werden. Und dann werde man schauen, dass man das Zehn-Millionen- Euro-Projekt so schnell wie möglich auf Schiene bringe.

Abwasserverband-Streit
Nicht ganz so erfreulich wie der Fasching oder der Neubau der Volksschule ist der schwelende Streit im Abwasserverband Paltental. Haberl erläutert die Hintergründe: Einer Erweiterung der gemeinsamen Kläranlage in Trieben habe man 2003 nur unter der Bedingung, dass der Gaishorner Anteil an den Betriebskosten gesenkt werde, zugestimmt. In der Vorstandssitzung des Abwasserverbands sei dann auch eine Sen kung des Schlüssels von 27 auf 22,71 Prozent beschlossen worden. Dieser Schlüssel habe fortan auch Anwendung gefunden. Allerdings wurde es damals in der Vollversammlung verabsäumt, den geänderten Schlüssel auch in der Satzung niederzuschreiben. Auf dieses Versäumnis wurde man im Zuge der Fusion mit Treglwang aufmerksam.

Während Gaishorn auf den 2003 ausverhandelten niedrigeren Schlüssel besteht, argumentieren Trieben, Rottenmann und Selzthal, dass der in der Satzung festgelegte Schlüssel von 27 Prozent gültig sei und rechnen der Gemeinde Gaishorn vor, dass man seit 2015 rund 50.000 Euro schuldig geblieben sei. Eine Exekution Gaishorns – der Abwasserverband wollte ein Grundstück pfänden – sei mittlerweile kein Thema mehr, berichtet Haberl, u. a. weil es nicht klar sei, ob die Statuten des Verbands die Pfändung eines Mitglieds überhaupt zulassen.

Auch den angedrohten Ausschluss aus dem Verband fürchtet der Bürgermeister nicht: „Wenn sie uns wirklich ausschließen, o. k., dann bauen wir uns selber was. Und dann hat nicht Gaishorn ein Problem, sondern Trieben, und zwar ein massives, weil dann fehlen ihnen die 130.000 Euro, die wir jedes Jahr an Betriebskosten zahlen!“ Grundsätzlich aber hofft Haberl auf einen Kompromiss mit Trieben und dem Abwasserverband: „Wir sind jederzeit gesprächsbereit, nur ein Kompromiss bedeutet, dass sich beide ein bisschen bewegen. Aber wenn einer komplett auf stur schaltet ...“

Fotos: Faschingsgilde der Gaishörner, Karl, Marktgemeinde Gaishorn am See

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