Hartwig Löger: Ein Finanzminister aus Selzthal

Mit Finanzminister Hartwig Löger über die Steiermark zu reden, zaubert ihm ein Lächeln in sein Gesicht. Selzthal ist und bleibt der Ort seiner Kindheit und Jugend. Der Vater Lokführer, das Elternhaus in der Eisenbahnergemeinde, die Schulfreunde im Gymnasium in Admont. Er sei ein guter Schüler gewesen, aber kein Streber. Die Mathematik habe ihn immer besonders fasziniert, erinnert sich der Finanzminister. „Ich habe im Unterricht aufgepasst und mir viel gemerkt!“ Nach dem Präsenzdienst in St. Michael wollte er eigentlich Pilot werden, aufgrund einer Knieverletzung verwarf er diese Pläne jedoch und entschied sich für den Einstieg in die Versicherungsbranche. Politisch bezeichnet er sich im erfreulich offenen Gespräch als Quereinsteiger.

Hartwig Löger, ein Mitglied der aktuellen Regierung, kommt aus unserer Region.

Bundeskanzler Sebastian Kurz kennt er schon seit dessen Zeit als JVP-Obmann. Seit den Budgetverhandlungen weiß er aus eigener Erfahrung, dass „alle Ressortchefs immer mehr Geld wollen, als zur Verfügung steht.“ Kurz und Löger sind keine „Habererpartie“, sondern eine vom Wähler gewünschte Zusammenarbeit der Regierung mit Sachverstand und Willen zur Sparsamkeit. Ein Erfolg wie jener des legendären Raab-Kamitz-Kurses – Julius Raab war von 1953 bis 1961 Bundeskanzler, Reinhard Kamitz von 1952 bis 1960 Finanzminister – ist erstrebenswert. Kamitz war der letzte Finanzminister, der einen Budgetüberschuss erwirtschaften konnte. Durch gezieltes Sparen im System will Löger 2019 einen Budgetüberschuss von mehr als 540 Millionen Euro erzielen. Beim Recherchieren und gedanklichen Rundgang durch Selzthal zeigt sich, dass der Ort heute andere Aufgaben als früher erfüllen muss. Vor 115 Jahren als Gemeinde festgeschrieben, war der Weg von der Torfstecherei zum Eisenbahndrehkreuz ein schneller.

Die Bahnverbindungen brachten Arbeitsplätze, aber im Zweiten Weltkrieg auch Bombenhagel. Die Technisierung machte aber auch vor Selzthal nicht halt. Heute werden die Stellwerke zentral von Linz aus gesteuert. Wunder für seinen Heimatort kann auch der Finanzminister nicht wirken. Bis zum Jahresende 2018 führt Löger im Rahmen der österreichischen Ratspräsidentschaft den Vorsitz der ECOFIN, des Rats für Wirtschaft und Finanzen, wohl wissend, dass der EUAustritt von Großbritannien und die Themen „Trump“, „Iran“ und „China“ besondere Herausforderungen darstellen. Da wird sich Hartwig Löger sicher gerne an seine Jugend in Selzthal erinnern, an dampfende Lokomotiven, Aufstieg zum Dürrenschöberl, Skitouren u. a. m.

Foto: Christof Halasz

LBN-WOHIN
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