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Sein Lächeln war ein Markenzeichen

37 Jahre im Dienst der Landgenossenschaft Ennstal, davon 13 Jahre in der Hauptverantwortung, zu stehen, heißt auch, einiges im größten Betrieb des Bezirkes Liezen miterlebt zu haben. Die nächsten Tage werden für den 62-Jährigen noch herausfordernd, wollen ihm doch viele Menschen die Hand schütteln und danken. Sein Markenzeichen war zeitlebens ein Lächeln. Pitzer fühlte sich immer den Genossenschaftern verpflichtet. Sorgfalt im Umgang mit Menschen und Produkte vorausschauend planend, das zeichnete ihn aus.

Josef Pitzer, Generaldirektor der Landgenossenschaft Ennstal (LGE), beginnt mit Jahresanfang einen neuen Lebensabschnitt.

Für den aus Assach stammenden Josef Pitzer war der Bildungsweg vorgesehen. Nach der Matura an der Handelsakademie Salzburg studierte der auf einem Bauernhof Aufgewachsene in Graz Betriebswirtschaft. 1980 spondierte er zum Magister, bald darauf holte ihn der damalige Alpenfleisch-Chef Herbert Wölger ins Haus. Die Alpenfleisch KG war gerade dabei, ihr größtes Investitionsvorhaben umzusetzen und es galt, die aufstrebende LGE-Firma in deren Entwicklung zahlenmäßig zu begleiten – für Pitzer rückblickend eine wertvolle Lehrzeit.

Ab 1983 als Controller tätig, blieb die Wirtschaftlichkeit Pitzers Hauptaufgabe, galt es doch, neue Strategien in den Produktionsbetrieben im Hinblick auf den österreichischen EU-Beitritt zu entwickeln. Diese Strategien mündeten unter anderem in der Ennstal Milch KG. Gleichzeitig wurde die Warenabteilung zeitgemäß als wirtschaftlich selbstständige Struktur unter dem Namen Landmarkt KG gegründet. In der Folge wurden die Firmen Jaindl (Rottenmann) und Fahringer (Trautenfels) übernommen. Pitzer hatte aber auch den Mut, sich von Geschäftsfeldern zu trennen, die „nicht unsere Hauptaufgabe waren“, wie er meint, z. B. das Autogeschäft mit mehreren Marken.

Die großen Marktneubauten in Landl, St. Gallen, Admont, Liezen, Aigen, Rottenmann, Bad Mitterndorf, Bad Aussee, Gröbming, Öblarn, Schladming, Ramsau etc. forderte der Markt, weil veränderte Einkaufsgewohnheiten entstanden. „Über 40 kleine Geschäfte mit zu wenig Angebot waren wirtschaftlich nicht mehr zu führen und wurden geschlossen“, begründet Pitzer diese Vorgangsweise. Auf mehreren Standbeinen stehend, ohne eigene Produktmarken voranzutreiben, das gab Sicherheit, falls einmal weniger Milch oder Käse, Konserven, Tiefkühlprodukte, Snackartikel o. ä. auf dem Markt gefragt sein sollten. Dem Slogan „Iss was Gscheit’s!“ scheint der Vorsatz „Macht‘s was Gscheit’s“ vorangegangen zu sein, denn die Obmänner und Aufsichtsratsvorsitzenden waren oft genug überzeugt vom richtigen Weg der Geschäftsführung. So wurde die Produktion von Tiernahrung vorangetrieben, die Feinkäserei Sirius im Hausruckviertel, die Produktion für Knorr-Produkte in Wels und erst heuer ein Tiefkühlwerk in Tschechien gekauft.

Die Qualität der Produkte ist es, die Handelsriesen zur Vielfalt aus den LGE-Betrieben Ennstal Milch, Landena und Tierfreund greifen lassen. Es ist immer ein Markenartikel aus Stainach, Gröbming oder Wels, wo ein einzigartiges Trockensuppenund Gewürzsortiment produziert wird. Die 2006 neu gebaute Molkerei, neue Technologien in der Lebensmittelverarbeitung und -verpackung und ein ständiges Entwickeln neuer Produkte aufgrund geänderten Kundengeschmacks lassen die über 1.400 Beschäftigten nicht müde werden. Die LGE-Familie ist zusammengewachsen, auch im Umweltbewusstsein. Die LGE ist gleichermaßen Arbeitgeber und vielfacher Lehrbetrieb und das alles in einer Region, in der andere Urlaub machen.

Josef Pitzer übergibt ein international erfolgreiches Unternehmen und freut sich auf mehr Zeit mit seiner Gattin und Familie. Sein 33-jähriger Hofnachfolger sowie ein weiterer Sohn und eine Tochter haben ihn bereits zum siebenfachen Opa gemacht. Und er wird sich gerne an die Zeit erinnern, als er als Kind beim Vater einst die Landwirtschaft erlernt hat. Jetzt will er gerne für den Sohn auch wieder ein wenig Bauer sein.

Foto: Halasz

LBN-WOHIN
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