Stainach-Pürgg: Marktgemeinde im Herzen des Bezirks

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Fotos: Marktgemeinde Stainach-Pürgg

Vor etwas mehr als zwei Jahren entstand durch die im Zuge der Gemeindestrukturreform erfolgte Zusammenlegung der beiden früheren Gemeinden Stainach und Pürgg-Trautenfels die Marktgemeinde Stainach-Pürgg.

Die westlich der Bezirkshauptstadt Liezen gelegene Gemeinde erstreckt sich über knapp 73 Quadratkilometer. In den Ortschaften Lessern, Niederstuttern, Pürgg, Stainach (mit den Ortsteilen Niederhofen und Stein), Trautenfels, Unterburg, Untergrimming, Wörschachwald und Zlem leben knapp 2.900 Einwohner. Das entspricht einer Bevölkerungsdichte von etwa 39 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die Gemeinde von Bürgermeister Roland Raninger (ÖVP) gehört somit zu den am dichtest besiedelten des Bezirks. Partnergemeinde ist das im deutschen Breisgau gelegene Niederrimsingen, die frühere Partnergemeinde von Pürgg-Trautenfels.

Die Geschichte der Marktgemeinde reicht weit zurück. Jungsteinzeitliche Funde in Pürgg deuten auf eine Besiedlung bereits im dritten vorchristlichen Jahrtausend hin. Im Mittelalter befand sich in Pürgg eine Burganlage, die 1160 als „castrum“ Grauscharn erstmals urkundlich erwähnt wird. Burg Grauscharn war eine Pfalzburg Ottokars III., Markgraf der Steiermark aus dem Geschlecht der Traungauer. Bereits im 13. Jahrhundert wurde Burg Grauscharn jedoch aufgegeben und vermutlich abgetragen, sodass sich heute keine Spuren mehr von ihr finden. Die Bezeichnung „Grauscharn“ wurde jedoch nicht nur für besagte Wehranlage, sondern für die gesamte Gegend von Pürgg bis Stainach verwendet. Der Name geht übrigens auf das slawische Wort grusc „Schotter/ Geröll“ zurück und kann mit „Schotterboden/Geröllhalde“ übersetzt werden. Erst seit 1659 wird der heute einwohnerreichste Ort der Gemeinde als „Stainach“ bezeichnet – eine Übersetzung des ursprünglichen slawischen Toponyms. An die ehemalige Markgrafenpfalz Pürgg erinnert noch heute der schwarze Panther im Wappen der Gemeinde. Er ist von roten Rosen, die für das Adelsgeschlecht der Trauttmansdorffer und Schloss Trautenfels stehen, umgeben. Im unteren Teil des Gemeindewappens von Stainach-Pürgg findet sich eine silberne Stufenpyramide. Dieses Element geht auf das seit dem Mittelalter in Grauscharn/ Stainach ansässige Geschlecht der Stainacher zurück, das im 18. Jahrhundert in den Adelsstand erhoben wurde.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Stainach durch den Bau der Ennstal- und Salzkammergutbahn erschlossen und der Bahnhof Stainach- Irdning zu einem bedeutenden Bahnknotenpunkt. Mit der Kreuzung in Trautenfels, wo die B 320 (Ennstal Straße), B 145 (Salzkammergut Straße) und B 75 (Glattjoch Straße) aufeinandertreffen, liegt ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt des steirischen Ennstals auf dem Gebiet der Gemeinde. Der Ausbau dieses Verkehrsknotenpunkts schlägt seit vielen Jahren hohe Wellen. Bereits 2013 hätte dieser im Zuge der Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen für die Alpine Skiweltmeisterschaft in Schladming erfolgen sollen, wozu es schlussendlich bekanntlich jedoch nicht kam.

Für 2017 wäre grundsätzlich der Baubeginn der aus einem Architektenwettbewerb als Siegerprojekt hervorgegangenen Überführung mit darunterliegendem Kreisverkehr vorgesehen. Dass dieser Termin eingehalten werden kann, getraue er sich jedoch nicht zu versprechen, so Bürgermeister Roland Raninger, da noch Bescheide ausständig seien. Die Bürgerinitiative „Schönes Trautenfels“ hat aus v. a. optischen und lärmtechnischen Gründen Einspruch gegen die aktuelle Variante eingelegt (die LBN berichteten). Sorgen, die man bei der Gemeinde durchaus ernst nehme, so Raninger, allerdings sei in puncto Lärmbelästigung laut einer Studie keine Verschlechterung zu erwarten. Über die – vorläufig also noch nicht ausgebaute – Kreuzung Trautenfels rollen auch viele LKWs mit Ziel Ennstal Milch KG und Landena KG. Diese beiden Betriebe sind Tochterunternehmen der Landgenossenschaft Ennstal und die größten Arbeitgeber in Stainach-Pürgg. Ein zukünftig großer Arbeitgeber könnte das für den Bezirk geplante Zentralkrankenhaus, als dessen möglicher Standort, aufgrund seiner zentralen geografischen Lage, immer wieder auch Stainach-Pürgg genannt wird, sein.

Die Gemeinde, so Raninger, habe sich mit einem Factsheet, das alle Punkte, die für ein Zentralkrankenhaus in Stainach-Pürgg sprechen, bei Gesundheitslandesrat Christopher Drexler auf jeden Fall bereits ins Spiel gebracht. Es gäbe zwar noch kein konkretes Anforderungsprofil, aber man habe zwei bis drei mögliche Standorte im Hinterkopf, die wohl alle Kriterien erfüllen würden, so der Bürgermeister. Touristische Ziele in Stainach- Pürgg sind in erster Linie das von Peter Rosegger als „Kripperl der Steiermark“ bezeichnete Pürgg mit seinem historischen Ortskern, der Pfarrkirche und der Johanneskapelle sowie Schloss Trautenfels. Das Bergdorf Pürgg ist auch als Filmkulisse – zuletzt im Nachkriegsdrama „Bergfried“ mit Peter Simonischek – immer wieder gefragt.

Schloss Trautenfels ist Standort des Universalmuseums Joanneum mit einer Dauerausstellung zur Natur- und Kulturgeschichte des steirischen Ennstals, des Paltentals und des Ausseerlandes sowie wechselnden Sonderausstellungen. Auch bei Wanderern, Bergsteigern und Kletterern ist die Gemeinde beliebt, v. a. als Ausgangspunkt für Touren auf den 2.351 Meter hohen Grimming. Für Sportkletterer interessant ist der gegenüber dem höchsten freistehenden Berg der Alpen gelegene Klettergarten am Burgstall. Für Kulturinteressierte finden im beinahe 1.000 Jahre alten Pfarrhof von Pürgg, regelmäßig Konzerte, Vorträge und andere Veranstaltungen statt. Diese werden vom „Verein auf der Pürgg“ veranstaltet. Auch im barocken Ambiente des Trautenfelser Schlosses wird, initiert vom „Verein Schloss Trautenfels“, ein ansprechendes Veranstaltungsprogramm geboten. In Stainach lockt seit mittlerweile mehr als 35 Jahren das Culturcentrum Wolkenstein (CCW) Besucher ins alte Kino in der Bahnhofstraße, wo namhafe namhafte Kabarettisten, hervorragende Musiker u. v. a. m. auftreten.

Für ein besonderes Spektakel sorgt jedes Jahr der Stainacher Glöcklerverein, dessen Mitglieder immer am 5. Jänner mit ihren leuchtenden Kappen durch den Ort laufen und so einen im 19. Jahrhundert im oberösterreichischen Ebensee entstandenen und 1930 nach Stainach gekommen alten, schönen Brauch sorgsam pflegen.

Auch abseits der drei bereits erwähnten Vereine zeichnet sich die Gemeinde durch ein sehr reges Vereinsleben aus. So gibt es beispielsweise den Sportverein Stainach-Grimming, der bereits 2014 und somit noch vor der Zusammenlegung der beiden ehemaligen Gemeinden Stainach und Pürgg-Trautenfels aus den Fußballklubs SV Stainach und USV Grimming entstanden ist. Auf der schönen Anlage des Vereins, die auch einen Kunstrasenplatz, einen Funcourt und eine Laufbahn umfasst, trainieren auch die jungen Fußballtalente des Landesausbildungszentrums (LAZ) Stainach. Diese kommen aus der ganzen Region und erhalten im LAZ in Zusammenarbeit mit den Stainacher Schulen nicht nur eine hervorragende fußballerische, sondern auch schulische Ausbildung. Tennisclubs sowie der Musikverein und die Trachtenmusikkapelle in Stainach bzw. Pürgg – um nur einige Beispiele zu nennen – runden das Vereinsangebot in der Gemeinde ab. In Stainach, Pürgg, Unterburg und Wörschachwald stehen außerdem Freiwillige Feuerwehren für Brand-, Katastrophen- und Notfalleinsätze parat. Für die Betreuung der kleinsten Gemeindebürger stehen der Pfarrkindergarten in Stainach sowie die Kinderkrippe und der Gemeindekindergarten in Unterburg parat.

In puncto Schulen bietet die Marktgemeinde die VS Stainach mit zwei dislozierten Klassen im Gebäude der ehemaligen VS Unterburg, die NMS Stainach sowie das BG/ BRG Stainach. Nach der Schule trifft sich die Jugend im Jugendzentrum z:one am Sportplatz, das auch mit einem Skatepark punkten kann. Für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung gibt es mit dem Stainacher Standort der Lebenshilfe ein gutes Betreungsangebot, für ältere Gemeindebürger das betreute Wohnen in Stainach und das Alten- und Pflegeheim der Gräfin-Anna-Lamberg-Stiftung in Unterburg. Er blicke sehr optimistisch in die Zukunft der Gemeinde, so Bürgermeister Raninger. Der Bau des Zentralkrankenhauses in Stainach-Pürgg würde natürlich Arbeitsplätze schaffen und Zuzug begünstigen. Davon profitieren würde übrigens nicht nur seine Gemeinde, sondern auch Nachbargemeinden wie Irdning-Donnersbachtal. Man arbeite aber auch so stetig daran, die Lebensqualität in der Gemeinde zu erhöhen.

Ein besonderes Anliegen ist Raninger der Wohnbau. Erst kürzlich wurde ein von der Siedlungsgenossenschaft Ennstal in der Dr.- Frank-Allee in Stainach errichtetes Haus übergeben, weitere Projekte mit der Siedlungsgenossenschaft seien geplant. Außerdem stehe man derzeit in Verhandlungen für den Breitbandausbau und die Ansiedlung eines Baumarktes.

Gemeinde Stainach-Pürgg
Hauptplatz 27
8950 Stainach-Pürgg
Tel.: +43 3682 24800
gde@stainach-puergg.gv.at
www.stainach-puergg.gv.at

LBN-WOHIN
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