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Trieben: Die Magnesitstadt im Paltental

Die Gemeinde mit ihren vier Ortschaften Dietmannsdorf, St. Lorenzen, Schwarzenbach und Trieben erstreckt sich über etwas mehr als 45 Quadratkilometer. Damit liegt man zwar etwas unter der durchschnittlichen Fläche der Kommunen des Bezirks Liezen, steiermarkweit gesehen jedoch über der durchschnittlichen Gemeindegröße. Die Bevölkerungsentwicklung ist seit dem Einwohnerhoch in den 1970er-Jahren zwar rückläufig – momentan zählt Trieben etwas mehr als 3.400 Gemeindebürger – Bürgermeister Helmut Schöttl (SPÖ) verweist jedoch auf seit 2010 steigende Geburtenzahlen und einen momentanen leichten Bevölkerungszuwachs. Für Trieben seit jeher von großer Bedeutung: der Bergbau. Bereits rund 1.000 Jahre vor Christi Geburt schürften und verhütteten im heutigen Gemeindegebiet die Kelten Kupfererz. Auch die auf die Kelten folgenden Römer betrieben Bergbau. Münzen, keramische und andere Funde belegen die Existenz einer römischen Siedlung namens Surontio im ersten nachchristlichen Jahrhundert im Raum St. Lorenzen/ Schwarzenbach. Dabei dürfte es sich um eine Pferdewechselstation gehandelt haben, führte doch einst eine bedeutende Römerstraße, die Via Norica, über den Triebener Tauern und durch das Paltental gen Liezen und den Pyhrnpass.

Die Stadtgemeinde an der Pyhrnautobahn ist mit ihren beiden großen Industriebetrieben, der RHI und der MACO, ein bedeutender Industrieort in der Region.

Noch heute sind bei St. Lorenzen Reste dieser Verkehrsverbindung aus der Zeit des römischen Reichs erhalten. Nach den Wirren der Völkerwanderung, die das Ende Westroms bedeuteten, drangen ab der Mitte des 6. Jahrhunderts Slawen in den Ostalpenraum vor. Sie besiedelten ab dem 7. Jahrhundert auch die Gegend um Trieben und gaben dem Ort seinen Namen: Die Bezeichnung „Trieben“ lässt sich auf das altslawische Tätigkeitswort trebiti zurückführen, das soviel wie „roden“ bedeutet. Noch vor dem Jahr 1000 wurde die Pfarre St. Lorenzen begründet. Diese ist nicht nur die Mutterpfarre des gesamten Paltentals, sondern auch eine der bedeutendsten Urpfarren der Steiermark. Die Stadtpfarre Trieben besteht erst seit 1955 und ist somit rund 1.000 Jahre jünger. 1074 wurde Trieben erstmals schriftlich erwähnt. Mitte des 13. Jahrhunderts suchten die Ungarn die Gegend heim, Ende des 15. Jahrhunderts zerstörten die Türken die im 12. Jahrhundert erstmals in Urkunden auftauchende alte Andreaskirche. 1553 erfolgte der Bau des ersten Hammerwerks, gut 100 Jahre später, 1654, wurde das älteste heute noch bestehende Gebäude der Stadt, die Taverne, errichtet. Diese war lange das wohl größte Sorgenkind unter den instandsetzungsbedürftigen Gebäuden der Stadt, soll nun aber endlich saniert werden, verrät Bürgermeister Schöttl.

Die lange Zeit darin untergebrachte Musikschule ist bereits ins Schulzentrum, das auch die Volks- und Neue Mittelschule sowie die HTL beherbergt, übersiedelt, nach Fertigstellung der Arbeiten wird in der Taverne eine praktische Ärztin, Dr. Eveline Stütz, ordinieren. Das wird Mitte 2018 der Fall sein, bis dahin praktiziert sie ab 1. Juni im ehemaligen Jugendzentrum. Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts fielen mehrmals französische Truppen ein. Im späteren 19. Jahrhundert erfolgte mit dem Bau des Triebener Bahnhofs der Anschluss an die Eisenbahn. Mit der zunehmenden Industrialisierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Magnesit für die Stahlindustrie interessant. Im so genannten Bruch im Sunk bei Hohentauern begann deshalb 1881 der Unternehmer Anton Mallinger mit dem Abbau des Minerals. 1907 wurde in Trieben der Bau einer Fabrik für die Verarbeitung des Magnesits in Angriff genommen, 1910 nahm diese den Betrieb in vollem Umfang auf. Das damalige Werk der Veitscher Magnesitwerke AG ist heute Teil des RHIKonzerns, dem weltweit führenden Anbieter von Feuerfestprodukten. Am Standort Trieben werden in erster Linie basische, feuerfeste Steine für verschiedenste Abnehmerindustrien hergestellt. Im Zweiten Weltkrieg produzierte das Werk für die deutsche Rüstungsindustrie, war Bombenangriffen ausgesetzt und wurde schwer getroffen.

Aufgrund der großen Nachfrage ging der Wiederaufbau nach Kriegsende jedoch relativ rasch über die Bühne. Eine nicht zu übersehende Landmarke in Trieben seit 1975 ist der etwa 140 Meter hohe Zentralkamin des Magnesitwerks, der nach dem damaligen Direktor Ernst Luef auch „Langer Ernst“ genannt wird. Bis 1991 wurde der Abbau im Sunk – für viele Jahrzehnte eines der reichsten Magnesitvorkommen Europas – betrieben. Die bergmännische Verbundenheit von Trieben und Hohentauern findet noch heute im Knappen- und Hüttenverein Trieben-Hohentauern ihren Ausdruck. 1952 erfolgte die Eingemeindung der Katastralgemeinden Dietmannsdorf und St. Lorenzen, vier Jahre später wurde Trieben das Recht zur Führung eines Gemeindewappens verliehen, in dem sich auch die Bedeutung des Bergbaus für die Stadtgemeinde widerspiegelt. Das Wappen, erklärt Bürgermeister Helmut Schöttl, werde heute aber weniger verwendet, für die Gemeindezeitung und andere Aussendungen greife man meist auf ein modernes Logo zurück. 1955 wurde Trieben, wie bereits erwähnt, eine eigene Pfarre, womit auch der Wunsch nach einer neuen, größeren und zentraler gelegenen Kirche als der alten Andreaskirche entstand.

Ein Wunsch, dem man Anfang der 1960er- Jahre nachkam. 1961 begann man mit dem Bau, 1963 erfolgte die Fertigstellung der neuen Andreaskirche. 1968 feierte Trieben die Markt-, 1996 die Stadterhebung. Bereits seit 1994 ist die Salzburger Firma Mayer & Co Beschläge GmbH mit einem Standort in Trieben vertreten. Die MACO ist einer der weltweit führenden Hersteller von Fenster- und Türbeschlägen und – auch wenn Auftragseinbrüche das Unternehmen 2015 dazu zwangen, die Zahl der Mitarbeiter etwas zu reduzieren – einer der wichtigsten Arbeitgeber im Bezirk. Seit 2000 bereichert die HTL Trieben das schulische Angebot der Stadt. An der Außenstelle der HTL Zeltweg wird Maschinenbau mit Schwerpunkt auf Fertigungstechnik gelehrt, für die Absolventen der Schule bestehen aufgrund des steten Mangels an gut ausgebildeten Technikern beste Berufsaussichten. Zahlreiche große Firmen, darunter auch die RHI und die MACO, sponsern die Schule. Außerdem bietet die HTL für bereits im Berufsleben Stehende auch einen vierjährigen Abendlehrgang, der mit einer Reifeprüfung abgeschlossen wird, an. 2008 sorgte das Finanzchaos der Stadt österreichweit für negative Schlagzeilen.

Durch zahlreiche Verfehlung, beispielsweise wurde über Jahre hinweg eine ganze Reihe von Abgaben nicht eingehoben, hatte sich ein Schuldenstand von rund 30 Millionen Euro angehäuft. Im Sommer 2012 musste die Gemeinde einen weiteren Schlag hinnehmen, als St. Lorenzen durch einen Murenabgang schwer verwüs- tet wurde. 2017 freute sich die Stadtgemeinde, dass mit Gerhard Hafner kürzlich ein gebürtiger Triebener zum neuen Abt des Benediktinerstiftes Admont erkoren wurde. Trotz dieser Schatten der Vergangenheit ist Trieben heute eine äußerst lebenswerte Gemeinde direkt mit den BürgerInnen kommunizieren kann. „Wir sind meines Wissens die einzige Gemeinde im Bezirk, die diese App nutzt. Das Projekt wurde vor einigen Monaten gestartet, ist im Wachsen und funktioniert sehr gut. Es gibt bereits mehrere hundert Nutzer“, erklärt Schöttl. Die Daheim-App wird übrigens auch von den Schulen und Vereinen der Gemeinde gerne genutzt. Von Letzteren gibt es in der Stadtgemeinde Trieben zahlreiche – von Brauchtumsüber Freizeit- und Hobby-, Handarbeits- und Sportvereinen bis hin zu Musikkappellen und Chören.

Fotos: Karl

LBN-WOHIN
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