„Über meine Zunge stolpere ich heute noch ab und zu“

Interview mit Rhetoriktrainer Thomas Lösch
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Seit beinahe zwei Jahrzehnten ist der Stainacher Thomas Lösch erfolgreich als Trainer und Coach im Bereich Rhetorik und Kommunikation tätig. Mit „Freie Rede“ ist kürzlich auch sein erstes Buch erschienen. Uns stand er im Interview Rede und Antwort.

LBN: Herr Lösch, waren Sie rhetorisch immer schon top oder sind auch Sie früher beim Sprechen vor Publikum das eine oder andere Mal über die eigene Zunge gestolpert?
Lösch: Als Schüler war ich rhetorisch von top weit entfernt. Ich war eher schüchtern, fast ängstlich und meine Referate waren höchstens Mittelmaß. Über meine Zunge stolpere ich heute noch ab und zu.

Was macht einen guten Redner aus?
Sie oder er „berührt“ das Publikum, weckt Emotionen und holt es damit richtig gut ab. Freies Sprechen, gelöst vom Manuskript, und klare Botschaften auf den Punkt gebracht, zeichnen den guten Redner besonders aus. Zum Schluss soll es sein wie bei einem guten Konzert oder Film, wo sich die Leute denken: „Schon aus? Schade!“

Was ist der größte Fehler, den man beim Sprechen vor Zuhörern machen kann?
Sich selbst zu wichtig zu nehmen, viel zu reden und nichts zu sagen.

Vor Ansprachen, Präsentationen etc. sind viele Menschen nervös. Haben Sie einen guten Tipp gegen Lampenfieber?
Ich stelle mir immer die Frage: „Was ist das Schlimmste, das mir heute passieren kann?“ Ein paar Versprecher oder ein Hänger. Wirklich schlimm ist das nicht, oder? Weder werde ich mich um Kopf und Kragen reden oder in die Wüste geschickt. Es geht also nicht um Leib und Leben. Das zieht die Bedeutung deines Auftritts nicht ins Lächerliche, es macht dich einfach locker. Klar ist eine top Vorbereitung ebenso ein entscheidender Schlüssel.

Wer ist Ihrer Ansicht nach Österreichs rhetorisch bester Politiker?
Verlassen wir dazu bitte Österreich, um den aus meiner Sicht besten Redner der jüngeren Geschichte zu erwähnen: Barack Obama. Er ist ein wahrer Meister der Rhetorik! Ich studiere mit Begeisterung seine Auftritte, er zieht wirklich alle Register, unfassbar!

Sie sind Profi, was die freie Rede betrifft und haben nun auch ein Buch geschrieben. Was geht Ihnen leichter von den Lippen bzw. der Hand: das gesprochene oder das geschriebene Wort?
Bei dieser Frage fällt mir sofort der Lektor meines Vertrauens, Mag. Josef Dilena, ein. Er wies mich ein paar Mal darauf hin, dass ich unterscheiden müsse, ob ich einen Zuhörer oder einen Leser vor mir habe. Das habe ich mir zu Herzen genommen. Natürlich fällt mir das Reden sehr leicht, jedoch ist mir das geschriebene Wort ebenso gut von der Hand gegangen.

Für wen könnte Ihr Buch besonders hilfreich sein?
Für uns alle, da wir Rhetorik im Alltag ständig brauchen. Leser mit wenig Erfahrung werden erkennen, wie einfach Rhetorik ist. Routiniers werden mir vielleicht dankbar sein, dass ich ihnen die Scheuklappen abnehme.

LBN-WOHIN
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