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Windischgarsten: Das Zentrum der Urlaubsregion Pyhrn-Priel

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Windischgarsten ist mit knapp fünf Quadratkilometern zwar die flächenmäßig kleinste, mit rund 2.400 Bürgern jedoch die einwohnerstärkste unter den Pyhrn-Priel-Kommunen. Diese Tatsache und die zentrale Lage machen die Gemeinde von Bürgermeister Norbert Vögerl (ÖVP) zum logischen Nabel der Tourismusregion. Der Ort ist der älteste unter den Märkten des gebirgigen Südostens Oberösterreichs. Funde belegen eine Besiedelung des Garstnertals bereits in der Stein- und Bronzezeit. In der Eisenzeit wandern um ca. 400 v. Chr. Kelten ein, etwa 200 Jahre später wird das Gebiet Teil des keltischen Königreichs Noricum, dieses wiederum 15 v. Chr. zur römischen Provinz. An der durch das Tal führenden Reichsstraße, der Via Norica, errichten die Römer auf dem Gebiet des heutigen Windischgarstens die Poststation Gabromagus. Bei Grabungen nach dieser Straßenstation wurden zahlreiche Funde aus der Römerzeit gemacht, die im Heimatmuseum Windischgarsten ausgestellt sind. Der von den Römern übernommene keltische Siedlungsname bedeutet übrigens soviel wie „Geißfeld“.

Die im Süden des Bezirks Kirchdorf/Krems gelegene Marktgemeinde ist der natürliche Mittelpunkt des Garstnertals und das Zentrum der Urlaubsregion Pyhrn-Priel.

Nach dem Zerfall des Römischen Reichs im 5. nachchristlichen Jahrhundert wandern ab dem 7. Jahrhundert Slawen ins Garstnertal ein und besiedeln v. a. den Raum Windischgarsten. Sie hinterlassen zahlreiche Toponyme, der Ortsname Windischgarsten ist jedoch kein slawischer, sondern eine mittelhochdeutsche Differenzierung, anhand der das von Slawen besiedelte Windischgarsten vom im Hochmittelalter bereits rein deutsch besiedelten Garsten bei Steyr unterschieden wird. Die deutsche Besiedelung des Garstnertales beginnt frühestens ab dem 10. Jahrhundert, im Laufe des Mittelalters kommt es zur friedlichen Assimilation der Slawen durch die Deutschen. Im 14. Jahrhundert entwickelt sich Windischgarsten vom Dorf zum Markt und wird im 16. Jahrhundert zum Zentrum der Sensenindustrie im Tal. Vom 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert ist der Ort im Besitz der Propstei Spital/Pyhrn, anschließend bis 1848 unter Spitaler Pflegschaft. Mit dem Ende letzterer wird Windischgarsten langsam wieder zum politischen Mittelpunkt im Tal. Bereits im 19. Jahrhundert wird Windischgarsten ein beliebter Urlaubsort, 1867 der Verschönerungsverein, ein Vorläufer des heutigen Tourismusbüros,  gegründet. Da der Niedergang der Sensenindustrie Ende des 19. Jahrhunderts das gesamte Garstnertal und auch Windischgarsten schwer trifft, eine Entwicklung von großer Bedeutung. Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgt der Bau der Pyhrnbahn durch das Tal und der Bahnhof Windischgarsten wird errichtet.

Speziell nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt sich der Fremdenverkehr äußerst positiv: 1958 wird der Sessellift auf den Wurbauerkogel eröffnet, 1964 Windischgarsten zum Luftkurort ernannt. Bis heute spielt der Tourismus für die Markgemeinde eine wichtige Rolle. Größere Bedeutung hat zwar der Wintertourismus, die Konzepte sind jedoch auf Ganzjahrestourismus ausgerichtet. Auch die geplante Verbindung von Hinterstoder-Höss und Wurzeralm wäre, wie Windischgarstens Bürgermeister Norbert Vögerl erläutert, als Ski- und Wanderschaukel geplant gewesen. Diesem Projekt wurde aber kürzlich durch das Land Oberösterreich eine Absage erteilt, da die Verbindung durch das Naturschutzgebiet Warscheneck geführt hätte und somit rechtlich unzulässig gewesen wäre. Eine Entscheidung, die Vögerl bedauert: „Die Region und die Bürgermeister der Gemeinden im Tal sind einhellig hinter diesem Projekt gestanden, die Zeit war dafür aber offensichtlich noch nicht reif. Es wird aber zu einem Teilausbau von Hinterstoder-Höss und Wurzeralm kommen.“ Sommergäste bringt v. a. der Nationalpark Kalkalpen, der jährlich 370.000 Besucher anlockt. Diese nehmen momentan zu Tausenden die Hengstpassstraße, um in Österreichs größtes Waldschutzgebiet zu gelangen, für die Zukunft schwebt Vögerl allerdings im wahrsten Sinne des Wortes eine umweltfreundlichere Variante von Windischgarsten aus vor, und zwar in Form einer Gondelbahn.

Der mittlerweile veraltete Sessellift auf den Wurbauerkogel, dessen Konzession 2025 ausläuft, soll durch solch eine Aufstiegshilfe ersetzt und bis in die Kalkalpen verlängert werden. Diese Investition würde auf rund 10 Millionen Euro kommen und eine Planungszeit von bis zu fünf Jahren in Anspruch nehmen, schätzt der Bürgermeister. Die Wirtschaft in der Gemeinde ist eher kleinstrukturiert, Windischgarsten vorrangig eine Tourismus- und Wohngemeinde. Große Firmen gibt es jedoch in den Nachbargemeinden, die zusammen rund 1.000 Arbeitsplätze bieten. In Spital/Pyhrn ansässig sind die Firmen MARK und DANA. MARK fertigt präzise Tiefziehteile aus Metall, ultraleichte Hydraulikzylinder und diverse Sicherheitsprodukte, DANA ist Österreichs Marktführer bei Innentüren. RoHol mit Sitz in Rosenau/Hengstpass fertigt u. a. Edelfurniere, Schröckenfux in Roßleithen seit über 475 Jahren Qualitätssensen, die in alle Welt exportiert werden. Viele Windischgarstner pendeln zur Arbeit in diesen Firmen aus.

Über 80 gemeldete Vereine – von diversen Sportvereinen über Gesangs- und Musikvereine bis hin zum Bienenzüchter- und Briefmarkenverein – sorgen für ein reges Vereinsleben. Dieses ist Vögerl sehr wichtig, auch, weil die Vereine vielen jungen Gemeindebürgern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten. „Ich halte nicht viel von der Idee einer institutionalisierten Jugendarbeit, weshalb es in Windischgarsten auch kein Jugendzentrum gibt. Wir haben stattdessen beschlossen, lieber die Vereine der Gemeinde zu fördern“, so der Bürgermeister. Nicht zuletzt sind diese auch wichtige Kulturträger, wie z. B. der örtliche Trachtenverein, der alljährlich am 5. Dezember den traditionellen Niglo- Umzug, der UNESCO-Weltkulturerbe ist, ausrichtet.

Ein weiteres Highlight in der Gemeinde, an dem zahlreiche Vereine mitwirken, ist das Lederhosentreffen. Das Event findet heuer von 28. bis 30 Juli statt und erlebt seine bereits 35. Auflage. Als äußerst rege beschreibt Vögerl auch das Pfarrleben in der Gemeinde. Zwar sorgt Windischgarstens Priester Gerhard Maria Wagner mit Aussagen wie der kürzlich im Pfarrblatt aufgestellten Behauptung, dass Yoga satanisch sei und Praktizierende sich für das Wirken von Dämonen öffnen würden, immer wieder für Schlagzeilen, diese möchte der Bürgermeister jedoch nicht kommentieren. Er verweist lieber auf die gute Arbeit, auch Jugendarbeit, die Wagner leiste und das hohe Ansehen, das er in der Bevölkerung genieße, was sich auch in der Zahl der Kirchgänger niederschlagen würde. Reichhaltig das schulische und das Betreuungsangebot in der Marktgemeinde.

Neben der Volks-, Neuen Mittel- und Polytechnischen Schule ist v. a. die Neue Ski-Mittelschule, die als die Talenteschmiede des alpinen Skisports in Oberösterreich gilt, zu erwähnen. Die bisher in einem Privathaus untergebrachten jungen Sportler residieren ab September 2018 übrigens in einem schuleigenen Internat. Baubeginn des Drei-Millionen-Projekts für 45 Schüler ist im August dieses Jahres. Außerdem verfügt Windischgarsten über eine Landesmusikschule, in der 450 SchülerInnen in 40 Fächern unterrichtet werden, und eine Nebenstelle der Volkshochschule Oberösterreich. Die jüngsten Gemeindebürger sind im Pfarrcaritas- Hort und -Kindergarten gut aufgehoben, für die Betreuung älterer Menschen unterhält der Sozialhilfeverband Kirchdorf/Krems in Windischgarsten das Bezirksalten- und Pflegeheim.

Gemeindeamt Windischgarsten Hauptstraße 5 A-4580 Windischgarsten T: +43 7562 5255
gemeinde@windischgarsten.ooe.gv.at www.windischgarsten.at

Fotos: Marktgemeinde Windischgarsten

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