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Alchemistin der Aquarellkunst

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In der Welt der Kunst gibt es Seelen, die nicht nur malen, sondern die Grenzen der Farbe und des Wassers erforschen. Eine solche Seele ist Anna Maria Körbisch. Die Werke der experimentellen Aquarellmalerin aus Admont sprengen die traditionellen Bereiche ihres Mediums und führen in eine Welt voller Innovation und Überraschung.

Die Künstlerin mit ihren Werken in der Ausstellung der Sezession Graz „Energie des Wassers“ in Eibiswald. Die Künstlerin mit ihren Werken in der Ausstellung der Sezession Graz „Energie des Wassers“ in Eibiswald. Foto: KK

Anna Maria Körbisch bei einem ihrer Aquarell-Workshops. (Foto: KK)Anna Maria Körbisch bei einem ihrer Aquarell-Workshops. (Foto: KK)Admont, das Tor zum Gesäuse, ist bekannt dafür, kulturelle Schätze mit unberührter Natur zu verbinden. Hier lebt und arbeitet eine Künstlerin, deren Werke so vielschichtig sind wie die Natur, die sie umgibt. Anna Maria Körbisch sucht in ihrer Arbeit nicht nur nach Schönheit, sondern auch nach Tiefe und Bedeutung. Jedes Werk erzählt eine eigene Geschichte und lädt ein, in ihre Welt einzutauchen. „Meine Kunst sehe ich als Brücke zu den Betrachtern“ sagt die Exil-Grazerin, die seit 1998 in Admont lebt und am Stiftsgymnasium Biologie, Physik sowie Kunst & Gestaltung unterrichtet.

Für die Autodidaktin ist die Malerei seit ihrer Kindheit eine kontinuierliche Quelle der Faszination und des Ausdrucks. Schon früh habe sie sich in die Welt der Farben und Formen vertieft. Ihre künstlerische Sprache ist selbst geformt, durch die intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Techniken und Stilen. „Besonders die Aquarellmalerei hat es mir angetan, mit ihrer Transparenz und Lebendigkeit ermöglicht sie mir, Emotionen und kreative Impulse auf einzigartige Weise zu kanalisieren.“

Ode an die Simplizität

Am Anfang ihrer Werke stehe stets das Studium an Menschen, Architektur oder Natur, das von ersten, schnell angefertigten Skizzen begleitet wird. „Ich suche den Zugang vom Realismus hin zum abstrahierten, reduzierten Bild. Um beim Malen die Kraft von Linien und Kreuzungen zu betonen, ist mir das Weglassen verschiedenster Element ein sehr liebgewonnenes Instrument geworden, erzählt die Künstlerin, die beim Schaffensprozess gerne von Musik begleitet in einen – wie sie sagt –„angenehmen Ausnahmezustand“ gleitet, in dem ihr die Zeit verschwimmt. Besonders hervorzuheben ist ihre Auseinandersetzung mit dem Aktzeichnen, eine Disziplin, die sie als tiefgreifende Erfahrung und Studium der menschlichen Anatomie betrachtet. Ihre Graphitzeichnungen erfassen feine Nuancen von Licht und Schatten und zeugen von einer besonderen Intimität.

Mit sogenannten One-Line-Grafiken hat Körbisch zudem einen Trend aufgegriffen, der die Schönheit des menschlichen Körpers in einer einzigen, ununterbrochenen Linie einfängt. Die Perfektionierung dieser Technik ermöglicht es der Malerin, die Komplexität und Anmut der menschlichen Gestalt in einer einzigen, fließenden Bewegung darzustellen. Diese Methode ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine intime Tanzchoreografie auf Papier, bei der jede Linie zur Protagonistin einer emotionalen Geschichte emporgehoben wird. Als eine weitere Innovation ihrer Arbeit ist die Verbindung von Monotypie und Näharbeit zu erwähnen. Eine kunstvolle Synthese, bei der die Nähmaschine die spontanen Bilder mit Struktur und Tiefe bereichert.

„Sei schräg und mutig“

Naturstudien (Foto: KK)Naturstudien (Foto: KK)Um Austausch und Inspiration zu finden, hat sich Anna Maria Körbisch im Jänner 2024 der „Grazer Sezession“ angeschlossen. In Bezug auf eigene Ausstellungen verhalf die Aufnahme in diese bedeutende Künstlervereinigung, die 2023 ihr 100-jähriges Jubiläum feierte, der freischaffenden Künstlerin zu einem gestärkten Selbstbewusstsein. „Früher habe ich sehr gelitten, wenn ich Werke von mir öffentlich gezeigt habe. Es ist mir schwergefallen, dass etwas, in das ich viel Gefühl investiert habe, plötzlich entschlüsselt, bewertet und analysiert wird. Dass ich mittlerweile Freude an eigenen Ausstellungen und einen neuen Blick auf meine Werke habe, ist u. a. dem vielen positiven Feedback zu verdanken, das ich von anderen Künstlern erhalten habe“, ist die Malerin überzeugt. Aktuell läuft gerade eine Ausstellung in der Galerie Lerchhaus in Eibiswald mit dem Thema: „Energie des Wassers“ – die erste Teilnahme an einer Gemeinschaftsausstellung der Grazer Sezession.

Menschen, die noch auf der Suche nach ihrer eigenen künstlerischen Stimme sind, rät Körbisch: „Sei schräg und mutig. Wenn wir nichts ausprobieren, kann auch nichts weitergehen. Tu’s einfach und lass dich nicht davon abhalten, dass man 19 von 20 Bildern wieder wegschmeißt“, schmunzelt Körbisch, die ihre Bilder stets mit zwei, mit Kügelchen versehenen Strichen signiert, die ihre zwei Kinder symbolisieren. „Mit jedem Pinselstrich, jeder Farbschicht und jeder Textur erkunde ich beim Malen eine innere Welt und mache sie sichtbar.“ So werden die Werke von Anna Maria Körbisch zu Zeugnissen einer kreativen Expedition, in der sich Formen und Farben zu einem harmonischen Zusammenspiel vereinen. „Diese Reise ist nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine Suche nach innerer Harmonie“, schwärmt die Farbkomponistin von ihrer Leidenschaft. „Die abstrakte Malerei erlaubt es mir, über die Beschränkungen der Realität hinauszugehen und eine eigene Realität zu erschaffen, in der die Grenzen zwischen Kontrolle und Zufall verschwimmen.“

 

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