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Die Chinesen und die Kirche in Pürgg

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Der in Wörschachwald geborene und aufgewachsene Liezener Stefan Berger, Jahrgang 1935, erzählt dieses Mal davon, wie einst ein Irdninger Kapuzinermönch einen Wörschachwalder Bauern erzürnte.

Die Chinesen und die Kirche in Pürgg foto: Copula – stock.adobe.com

Es müsse ein Sonntag im Jahr 1949 oder 1950 gewesen sein, so Berger. „Der Herr Pfarrer, Herr Dr. Pongratz, war krank geworden und damals war es so üblich, dass in solchen Fällen ein Kapuzinermönch aus Irdning die Messe gestaltet.“ Und dieser habe von der Kanzel herunter angeprangert, dass in Pürgg und Wörschachwald seiner Meinung nach zu wenig Kinder geboren werden und gemeint, dass in 30 oder 40 Jahren in den Kirchenbänken statt Pürggern oder Wörschachwaldern wohl lauter Chinesen sitzen werden.

Das habe den Gläubigen nicht gefallen und einen Bauern aus Wörschachwald sogar „derart in Rage gebracht“, dass er nach der Messe gleich einmal eine Halbe Bier gebraucht habe, berichtet der 87-Jährige. Im Gasthaus Dachsteinblick in Wörschachwald habe er später weiter getobt: „Das lass ich mir nicht gefallen von dem Pfaff, der hat keine Ahnung, ich habe sieben Kinder in die Welt gesetzt, da möchte der Himmelsmann sagen, wir hätten zu wenig Kinder!“

Sein Zorn sei ob der damals kinderreichen Familien im Hochtal nicht unberechtigt gewesen, räumt Berger ein. „Was der gute Mann aber nicht ahnen konnte, war oder ist die Tatsache, dass es ab den 1960ern mit den Geburtenzahlen sehr steil bergab ging.“ So ganz falsch sei also auch der Mönch nicht gelegen. Und auch mit den Chinesen habe er irgendwie recht gehabt, denn zumindest im nicht allzu fernen Hallstatt seien diese seit einigen Jahren ja in Scharen anzutreffen.

 

 

Von sagenhaften Erzählungen über historische Begebenheiten bis hin zu Zeitzeugenberichten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und den oft schwierigen Folgejahren reicht das Spektrum der Beiträge, die wir in dieser Kolumne veröffentlichen. Tauchen Sie ein in vergangene Zeiten ...

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