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„Ich möchte Sachen bauen, die noch nie jemand gesehen hat“

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Wenn sich im Frühjahr die Bäche mit Schmelzwasser füllen, ist das genau die richtige Zeit für Armin Kern, seine Werkstatt mit jenem eigenwilligen Baumaterial zu füllen, für das seit Jahren die Leidenschaft des Oppenbergers brennt: Schwemmholz vom Fluss.

Für Armin Kern ist Mutter Natur die wahre Künstlerin, deren Werke er bloß vollendet. Für Armin Kern ist Mutter Natur die wahre Künstlerin, deren Werke er bloß vollendet. Foto: Sarah Kreutzhuber

Geht Freigeist Armin in den Wald, kommt er nur selten ohne etwas nach Hause zurück. Ein Stück Holz, eine neue Idee für ein Möbelstück oder eben einfach nur das schöne Gefühl, in einer aktiven Beziehung mit der Natur zu stehen, nimmt er sich immer gerne mit. „Der Wald gibt uns so vieles, Mutter Natur hat alles für uns vorbereitet, nur leider sehen wir es viel zu oft nicht mehr“, ist der Mann mit Tattoo und den Dreadlocks überzeugt. Kern ist kein Tischler mit Lineal und Winkel, er ist auch nicht darauf aus, wie er sagt, „einen Haufen Kohle“ mit seinen Naturkunstwerken zu machen. Reich ist Armin Kern schon – reich an Ideen: Denn der ursprünglich gelernte Automechaniker erschafft mit seinen Händen ganz eigenwillige Schwemmholz-Kunstwerke wie Tische, Spiegel, Weinständer, Regale, Lampen, Gefäße oder auch Krippen, die alle vor allem eines sind: Unikate mit einem unverwechselbaren Charakter.

Dem Holz noch eine Chance geben

Unikate mit einem unverwechselbaren Charakter (Foto: Sarah Kreutzhuber)Unikate mit einem unverwechselbaren Charakter (Foto: Sarah Kreutzhuber)Bei seinen Streifzügen entlang der Gulling – dem 25,7 Kilometer langen Nebenfluss der Enns im Gemeindegebiet von Rottenmann und Aigen – hat Armin Kern im Laufe der Jahre ein geschultes Auge dafür entwickelt, welches Stück Holz sich besonders gut für den Bau einer Skulptur oder eines Möbelstücks eignet. Hört man den in Lassing aufgewachsenen freischaffenden Künstler über das von der Natur geformte Schwemmholz philosophieren, könnte man glatt meinen, es handle sich um eine Muse ganz anderer Art: „Umso mehr Kurven das Stück hat, umso mehr turnt es mich an.“ Was er uns damit sagen will? Eigentlich nur, dass, wenn er das richtige Stück Holz entdeckt hat, er meistens sofort weiß, was in diesem Holz alles schlummert und was daraus gemacht werden will. „Je verdrehter und gebogener, je mehr Narben und eingewachsene Stellen das Teil hat, desto gezeichneter ist es von der Natur.“ Jener Kraft, die für den Schwemmholz-Designer die größte Kreativität überhaupt darstellt. Er selbst, sagt er, erledige nur mehr den Feinschliff. „Die wahre Künstlerin ist Mutter Natur. Ich hauche dem toten Holz bloß wieder neues Leben ein. Wenn das Werk fertig ist, ist seine Seele wieder vollkommen. Ich gebe dem Holz einfach noch eine Chance.“

Panta rhei – alles fließt

(Foto: Sarah Kreuzhuber)(Foto: Sarah Kreuzhuber)Wer glaubt, dass Schwemmholz-Möbel praktisch am laufenden Band produziert werden können, der befindet sich im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Holzweg. Die Zeit, sagt Armin Kern, spiele eine wesentliche Rolle bei seiner Arbeit. Er sei niemand, der sich hetzen lasse, auch oder gerade deswegen, weil Auftragsarbeiten mittlerweile häufiger werden. Bedenkt man, dass es manchmal zwei Jahre dauern kann, bis eine Wurzel, die im Fluss getrieben hat, ganz getrocknet ist, wird schnell klar, dass wir Schwemmholz-Möbel wohl nie beim schwedischen Einrichtungsgiganten erstehen werden können. Nein, nein, gut Ding braucht Weile und das ist auch gut so. Bevor so einem hölzernen Naturgiganten die Krone mit einer gläsernen Tischplatte aufgesetzt wird, geht noch viel Wasser die Gulling hinunter. Kreativität braucht seine Zeit, ist Armin Kern überzeugt und auch dass diese nicht immer auf Knopfdruck abrufbar sei. Überhaupt formuliert Kern sehr viele schöne Gedanken, wenn er über seine Arbeit spricht. „Kreativität“, meint er, „kennt keine Grenzen, darum kann man auch keine Fehler machen.“ Sichtlich kein Fehler war es auch, dass über das sogenannte „Kernholz“ bereits ein Film von Filmemacher Hubert Neufeld gedreht wurde, der unter anderem beim Mountainfilmfestival in Graz gezeigt wurde.

Die Leut‘ flashen

Hauptsächlich sind es Tische und Lampen, die Armin Kern herstellt, möglichst  naturbelassen und vor allem einzigartig. (Foto: Sarah Kreutzhuber)Hauptsächlich sind es Tische und Lampen, die Armin Kern herstellt, möglichst naturbelassen und vor allem einzigartig. (Foto: Sarah Kreutzhuber)Ein fertiges Werk zu überreichen, ist immer ein spannender Moment für Armin Kern. Dabei kommt zum Vorschein, was die treibende Kraft des Künstlers zu sein scheint. „Ich möchte die Schönheit der Natur für jeden sichtbar machen“, erklärt er und dass er bis jetzt ausschließlich positives Feedback zu seiner Arbeit erhalten habe. „Von Jung bis Alt, die Leute sind einfach geflasht, wenn Sie sehen, welchen Zauber man einem einfachen Stück Schwemmholz, über das man oft unbeachtet hinweg steigt, verleihen kann“, erzählt er stolz. Die Erwartungen seiner Kunden übertrifft der Mann, der den Fluss von seinem Schlafzimmer aus rauschen hören kann, auf jeden Fall regelmäßig. Dass er mit seiner Arbeit eine solche Freude bereiten kann, mache ihn glücklich. Was denn Glück eigentlich für ihn sei? „Wenn ich in der Früh gern aufsteh‘ und am Abend gut einschlaf‘.“

 Oppenberg ist für den Holzkünstler der schönste Arbeitsplatz der Welt. (Foto: Sarah Kreuzhuber)Oppenberg ist für den Holzkünstler der schönste Arbeitsplatz der Welt. (Foto: Sarah Kreuzhuber)

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