Handgedreht, aus hochwertigen regionalen Zutaten und ohne Zusatzstoffe – in der Knödelwerkstatt von Werner Dilly im oberösterreichischen Rosenau am Hengstpaß entstehen die vermutlich besten High-End-Convenience-Knödel des Landes.
Rund 40 Sorten – von deftigen Klassikern wie Grammel-Speck-Knödel über fleischlose Kreationen mit Spinat bis hin zur süßen Hanfnougatverführung – umfasst das breite Sortiment der Rosenauer Knödelwerkstatt. Hauptabnehmer sei die Gastronomie, seine Knödel seien aber auch im Lebensmitteleinzelhandel, etwa bei Billa und Billa Plus sowie bei den Spar-Landmärkten, erhältlich, berichtet Dilly. Doch wie ist der langjährige Küchenchef und Wirt eigentlich zum Knödelproduzent geworden?
Vom Knödelkonzept zur Knödelwerkstatt
Werner Dilly ist Gründer und Chefknödeldreher der Knödelwerkstatt. (Foto: Karl)Erstmals aufgekeimt sei die Idee zur Knödelwerkstatt bei einem beruflichen Zwischenspiel in der Produktentwicklung eines Lebensmittelproduzenten, vom reinen Gedankenspiel zum konkreten Projekt gereift sei sie dann bei seiner letzten Station als Küchenchef im Gasthof Jaidhaus in Hinterstoder. Dort habe er nicht nur ein Knödelkonzept eingeführt, sondern die runden Köstlichkeiten unter dem Namen „Jaidhaus-Knödel“ bei regionalen Kaufleuten auch bereits zum Verkauf angeboten, erzählt Dilly.
Vom „Jaidhaus-Knödel“ zur eigenen Knödelmanufaktur sei es dann nur mehr ein kleiner Schritt gewesen, den er 2018 gewagt habe, so der bald 53-Jährige. Die erste Produktionsstätte in der Küche des Windischgarstner Kulturhauses, wo er mit zwei Mitarbeitern die ersten Knödel drehte, wurde bald zu klein, weshalb er diese bereits Ende des Jahres ins ehemalige Gasthaus Maurer in Rosenau am Hengstpaß verlegte, wo er mit seinen sieben Mitarbeitern seit mittlerweile bald fünf Jahren Knödel um Knödel um Knödel dreht.
Knödel, aber anders
Eines sei für ihn von Anfang an klar gewesen, so Dilly, nämlich dass er seine Knödel „anders, als die Industrie“ produzieren wolle. Im Gegensatz zur industriell gefertigten Massenware seien seine Knödel handgedreht, er verwende für den Teig kein Pulver, verzichte auf Zusatzstoffe und greife beinahe ausschließlich – zu etwa 95 Prozent – auf Zutaten aus der Region oder Oberösterreich zurück. Teilweise kommen diese sogar aus der unmittelbaren Umgebung – die Eier beispielsweise liefert der Brunlitzerhof aus Roßleithen, den Schafkäse die Familie Ortler aus Rosenau.
Erfolgreicher Fernsehauftritt
Um mit seinen „anderen“ Knödeln so richtig durchzustarten, entschloss sich Dilly 2019 zum Gang in die Puls-4-Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“, wo er mit Hans Peter Haselsteiner, der 100.000 Euro für 26 Prozent der Firmenanteile bot, nicht nur einen Investor fand, sondern seinem Produkt auch landesweite Bekanntheit verschaffte. „Der Werbewert ist unbezahlbar“, so der Knödelproduzent, der Fernsehauftritt habe viele Geschäfte nach sich gezogen. Alles in allem sei das „eigentlich eine gute Geschichte“ gewesen, fasst er zusammen, auch der Erfolgsstory-Bericht zwei Jahre später sei noch einmal gute Werbung gewesen.
Millionär in spe
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Auch wenn die Knödel aus Rosenau großen Anklang finden, zum Euromillionär haben sie ihren Erfinder noch nicht gemacht. Er werde heuer aber aller Voraussicht nach zum Knödelmillionär, berichtet Dilly stolz. Will heißen: 2023 wird man erstmals das bereits für 2021 ausgerufene, aber aufgrund coronabedingt geschlossener Gastronomie damals nicht erreichte Produktionsziel von einer Million produzierten Knödel erreichen.
Dafür maßgeblich mitverantwortlich: ein neuer Vertriebspartner mit besten Kontakten, der kürzlich die von Haselsteiner erworbenen Anteile übernommen und der Knödelwerkstatt eine Reihe lukrativer Aufträge beschert hat. Nächste Woche, so Dilly bei unserem Besuch in Rosenau, nehme man den ersten Großauftrag in Angriff. „Da müssen wir in 14 Tagen, also in zehn Werktagen, 110.000 Knödel drehen, das sind 11.000 am Tag. Dann müssen wir noch einpacken und verschicken – die nächsten drei Wochen werden arbeitsintensiv!“ ←
„Oberösterreich ist in Österreich das Knödelland. Und der Knödel ist ein Kulturgut, das wieder mehr unter die Leute gebracht gehört.“
Dilly auf die Frage, warum er eigentlich gerade Knödel produziert