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„Im Ausseerland können’s einen als Geigenbauer schon brauchen“

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Von der Geige bis zum Kontrabass, von der Mandoline bis zum Hackbrett – in Bad Aussee baut und repariert Andreas Mayer seit mittlerweile 27 Jahren unterschiedlichste Streich- und Zupfinstrumente.

Der Kontrabass, das größte unter den gebräuchlichen Streichinstrumenten, hat es Andreas Mayer besonders angetan. Der Kontrabass, das größte unter den gebräuchlichen Streichinstrumenten, hat es Andreas Mayer besonders angetan. Foto: Karl

Nach langer Zeit in der Kirchengasse ist Instrumentenbauer Andreas Mayer seit rund zweieinhalb Jahren in der Kammerhofgasse zu finden. (Foto: Karl)Nach langer Zeit in der Kirchengasse ist Instrumentenbauer Andreas Mayer seit rund zweieinhalb Jahren in der Kammerhofgasse zu finden. (Foto: Karl)Wie Mayer zum Instrumentenbauer geworden ist? Auf Umwegen, erinnert sich der seit über dreißig Jahren in Bad Aussee wohnhafte „stolze Zuagroaste“ zurück. Er sei zuerst ins Gymnasium gegangen, habe aber, nach „vier Klassen und fünf Jahren“ gemerkt, dass das nichts für ihn sei und Tischler gelernt. Das Schlüsselerlebnis sei dann ein Montagetermin bei einer Geigerin gewesen, die zu ihm gesagt habe, dass er mit seiner genauen Arbeitsweise eigentlich auch Instrumente bauen könnte.

Er sei sofort Feuer und Flamme für die Idee gewesen, so Mayer, nur habe es damals in Österreich noch keine Schule für Instrumentenbau gegeben. Erst als vier Jahre später in Hallstatt die Fachschule für Streich- und Saiteninstrumentenerzeugung ins Leben gerufen wurde, konnte er die Ausbildung in Angriff nehmen und gehörte 1992 dem ersten Abschlussjahrgang der Schule an. Bis zur eigenen Werkstatt in Bad Aussee sollte es dann aber noch einmal vier Jahre dauern.

„Den Gewerbeschein“, erzählt der Instrumentenbauer, „habe ich dann aber erst 1996 bekommen, weil die Schule in Hallstatt noch nicht so anerkannt war und ich erst noch alle möglichen Prüfungen machen musste.“ Doch auch wenn der Werdegang bei ihm „ein bisschen länger“ gedauert hat, von seinem Wunschberuf abbringen lassen hat sich Mayer nicht. Und so ist er seit nun 27 Jahren Instrumentenbauer mit eigener Werkstatt in Bad Aussee – zuerst 25 Jahre in der Kirchengasse und seit zweieinhalb Jahren in der Kammerhofgasse.

Neubau und Reparatur

Er mache im Grunde zweierlei, berichtet der Bad Ausseer, und zwar Neubau und Reparatur. Die beiden Bereiche würden sich in etwa die Waage halten. Mit seinen neu gebauten Instrumenten reihe er sich preislich im Mittelfeld ein, mache dabei in puncto Klang aber keine Abstriche. Einsparpotenzial gebe es an anderer Stelle, bei einer Geige z. B. beim Wirbelkasten. „Ob die Schnecke gefräst oder handgeschnitzt ist, macht preislich einen großen Unterschied, klanglich aber überhaupt nicht.“

Kunden aus nah und fern

Sein Kundenkreis, erzählt der Instrumentenbauer, würde sich grundsätzlich über ganz Mitteleuropa, speziell über den deutschsprachigen Raum, erstrecken, auch wenn der Großteil seiner Kunden natürlich schon aus der Gegend komme. „In Bad Aussee oder überhaupt im Ausseerland wird viel musiziert und da können’s einen als Geigenbauer schon brauchen.“ Zu Mayers Kunden zählen sowohl bekannte regionale Gruppen wie die „Ausseer Bradlmusi“ als auch namhafte Musiker aus dem Bereich der klassischen Musik, etwa Österreichs Kontrabass-Aushängeschild Franz Pillinger.

Auf Stradivaris Spuren

Der Instrumentenbauer beim Lackieren einer Geige. (Foto: Karl)Der Instrumentenbauer beim Lackieren einer Geige. (Foto: Karl)Das Holz, das Mayer für den Bau seiner Instrumente verwendet, kommt fast ausschließlich aus der Region. Für Zargen, Böden und Hälse kommt Ahorn zur Anwendung, für die Decken Fichte. Beim für den Klang wichtigen Deckenholz greift der Ausseer Instrumentenbauer am liebsten auf ein Holz zurück, das einst schon der wohl berühmteste Vertreter seines Berufsstands, der Cremoneser Antonio Stradivari, für seine Meisterstücke verwendet hat, nämlich die Haselfichte.

Bei der Haselfichte handelt es sich um eine seltene spezielle Wuchsform der einheimischen Fichte, die in den Alpen in Lagen auf über 1.200 Meter Seehöhe vorkommt. Das Holz der Haselfichte besitzt beste Resonanzeigenschaften und ist optimal zur Klangverstärkung von Saitentönen geeignet. „Für uns ist die Haselfichte insofern interessant, weil durch sie die Decke an Stabilität gewinnt, was heißt, dass man sie dünner machen kann und das ist klanglich wichtig“, erklärt Mayer.

Kyrill sei Dank!

Ob nun normale Fichte oder Haselfichte, es sei im Salzkammergut oft gar nicht so einfach, einzelne Bäume zu bekommen, klagt der Instrumentenbauer. Eine Ausnahme sei das Jahr 2007 gewesen, als Orkan Kyrill über das Land fegte und unzählige Bäume knickte. Da sei plötzlich so viel Holz herumgelegen, dass man sich auch einzelne Bäume habe aussuchen können, so Mayer, der sich damals einen großen Holzvorrat anlegte und auch zum Holzhändler, bei dem sich Kollegen gerne bedienen, wurde.

Musikalität als berufliche Voraussetzung?

Muss man als Instrumentenbauer auch selbst musikalisch sein, muss man auch selbst ein Instrument spielen? „Ja schon, da kommt man fast nicht aus“, sagt Mayer. Er selbst spiele Klavier, sei aber, wie er gesteht, nicht „der große Musiker“. Das sei jedoch auch gar nicht vonnöten, ein gewisses Klangempfinden müsse man in diesem Beruf aber auf jeden Fall haben.



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