
Roland Raninger: Der Bürgermeister von Stainach-Pürgg im Interview
Die Gemeinde Stainach-Pürgg entstand 2015 im Rahmen der Gemeindestrukturreform aus den Gemeinden Stainach und Pürgg-Trautenfels. (Foto: Kerscher Siegfried)Seit 2015 bekleidet Roland Raninger in Stainach-Pürgg das Amt des Bürgermeisters. Ursprünglich war nach der Fusion mit Pürgg-Trautenfels Barbara Krenn als Spitzenkandidatin vorgesehen, die jedoch aufgrund ihrer schweren Erkrankung zurücktreten musste. So wurde Roland Raninger
nominiert und auf Anhieb neuer Bürgermeister der neuen Fusionsgemeinde Stainach-Pürgg. Keine schlechte Wahl wie sich zeigte. Nach zehn Jahren und der Wahl 2025 sitzt Raninger mit ca. 62 Prozent der Stimmen und einer satten, absoluten Mehrheit fest im Sattel.
LBN: Die Leitspitaldiskussion, dazu die bundespolitischen Verwerfungen, zufrieden mit dem Ergebnis?
Raninger: Das Ergebnis zeigt, dass wir wohl nicht alles falsch gemacht haben. Ich bin ja 2015 recht unbedarft und auch für mich überraschend nominiert worden und bemühe mich seither mit vollem Engagement, das Amt auszuüben. Ich suche den direkten Kontakt zu den Bewohnern, gehe auf die Leute zu – sofern dies gewollt ist –, besuche die Veranstaltungen und bin offen für jedes Gespräch. Ich kann es zwar nicht jedem recht machen, versuche aber, zumindest eine Lösung zu suchen. Ohne Kompromisse geht’s halt oft nicht, wenn man ein Ziel erreichen will.
Das Thema Gemeindefinanzen ist ein brennendes, wie steht Stainach-Pürgg wirtschaftlich da?
Auch wir haben zu kämpfen und müssen teils Projekte zurückstellen, haben auch Schulden. Der Umbau der Volksschule hat 4,7 Millionen Euro verschlungen, das haben wir auch nicht auf der hohen Kante gehabt. Auch der Felssturz in Pürgg war trotz Zuschüssen eine finanzielle Belastung, wir raufen budgetär schon auch, aber welche Gemeinde derzeit nicht. Wir haben mit der Landgenossenschaft, die gesamt ca. 1.700 Mitarbeiter beschäftigt, einen Leitbetrieb und da bin ich schon dankbar, dass wir den haben. Es gibt mit dem Management ein ausgezeichnetes Miteinander. Es ist auch eine Herausforderung für uns als Gemeinde, da sich ein Betrieb in dieser Größenordnung kontinuierlich weiterentwickeln möchte.
Vor der Umfahrung war Stainach ähnlich Gröbming die reinste Verkehrshölle. Jetzt ist das Ortszentrum fast ein wenig zu beschaulich. Stainach selbst hat kein Gasthaus mehr, in Trautenfels und Pürgg sieht es ja aufgrund des touristischen Umfeldes noch etwas anders aus.
Ein bisserl amerikanische Verhältnisse haben wir ja fast überall. Der Handel hat sich draußen angesiedelt, eine Belebung des Zentrums ist schwierig. Auch wir haben einen Leerstand, teils auch ein wenig spekulativ in Bezug auf das Leitspital. Wir hatten vor Corona noch drei Gasthöfe, jetzt keinen mehr. Gastronomie funktioniert aus meiner Sicht nur, wenn es sich um Familienbetriebe handelt, die im Besitz der Immobilie sind. Alles andere geht sich bei uns einfach nicht mehr aus, wenn man nicht einen starken Tourismus vorfindet.
Die Diskussion ums Leitspital war ja in den letzten Jahren das bestimmende Thema. Wo liegen ihre Wünsche und Hoffnungen?
Als Bürgermeister nagt das Thema emotional sehr. 2017 hat sich der Knoten Trautenfels als zentraler Ort für dieses Projekt herauskristallisiert. Nach vielen, langwierigen Prozessen, die ein solches Projekt nun mal benötigt, ist der heutige Standort als bestgeeignet hervorgegangen. Ich selbst bin kein Gesundheitsexperte, aber ich war bei so vielen Gesprächen dabei und hoffe, dass wir mit einem Leitspital eine moderne Gesundheitsversorgung bekommen, obwohl sehr viele an alten Strukturen festhalten. Die wahren Kosten liegen in den drei bestehenden Häusern, die Basis bilden die Fallzahlen und ich wünsche mir, dass man ein Grundvertrauen in die Fachwelt hat. Wir bekämen eine topmoderne medizinische Versorgung und so viele lehnen dies radikal ab. Ich bin Demokrat und akzeptiere Wahlergebnisse, der gewählte Landeshauptmann heißt Mario Kunasek von der FPÖ. Ich erwarte mir aber, dass die Evaluierung des Planes B transparent und als fachliche Aussage präsentiert wird. Ende des zweiten Quartales ist dies ja geplant. Wir in Stainach haben fast alle Bescheide durch, die Wasserproblematik ist völliger Schwachsinn und wurde medial falsch dargestellt. Jede andere Lösung als das Leitspital in Stainach würde eine Verzögerung mindestens bis 2035 verursachen, so sehe ich dies. Abgesehen davon würden die bisherigen Kosten von ca. 25 Millionen Euro wohl abgeschrieben werden müssen. Ich hoffe nur, dass wir mit unserer Gesundheitsversorgung nicht ein Schicksal wie mit der B320 erleiden. ◻