Thomas Klingler: Der Bürgermeister von Aigen/E. im Interview
Blickt man von den bäuerlichen Anwesen Thonnerhof oder Hochhuberhof im Ortsteil Vorberg Richtung Westen, so braucht es keine Worte zur Erkenntnis, warum Aigen im Ennstal seit jeher ein beliebter Wohnort ist. Ein Bilderbuchpanorama öffnet sich, mit dem herrlich eingebetteten Putterersee, dem Ortsteil Lantschern mit dem Hotel Schloss Pichlarn, dazu der Grimming in ganzer Pracht mit Ausblick bis zum Dachstein. Die Lage der Gemeinde Aigen im mittleren Ennstal ist schon eine besondere.
Seit 2022 steht Thomas Klingler als Bürgermeister an der Spitze der Gemeinde Aigen im Ennstal. Wir baten den 38-jährigen Absolventen der Fachschule Raumberg, wohnhaft in Sallaberg am Kulm und Vater eines 5-jährigen Sohnes, zum Interview.
LBN: Sie sind mit 38 ein doch junger Bürgermeister. Heutzutage darf man doch die Frage stellen, warum tut man sich ein Bürgermeisteramt eigentlich an?
Thomas Klingler: Ich bekleide das Amt wirklich sehr gerne, bin seit 2020 im Gemeinderat und seit 20.10.2022 Bürgermeister. Ich mache es hauptberuflich, unterstütze aber meinem Vater hin und wieder in der Fleischerei in Irdning. Bürgermeister ist ein ausfüllendes Amt in Zeiten wie diesen. Wir sind eigentlich wie ein mittelgroßer Betrieb mit 30 bis 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und verwalten ein Jahresbudget von 7,5 Millionen Euro. Außerdem haben wir einen relativ jungen Gemeinderat, im Gemeindevorstand bin ich der Älteste, da kann man etwas bewirken und bringt Projekte voran. Wir haben zwar mit 9 von 15 Mandaten die absolute Mehrheit, streben aber einstimmige Beschlüsse an und arbeiten fraktionsübergreifend gut zusammen.“
Eine Frage die, man derzeit einfach stellen muss, ist jene der Gemeindefinanzen. Wie steht es um den Haushalt in Aigen?
Es ist das Thema der Zeit bei vielen Gemeinden. Man muss heutzutage umsichtig agieren und schauen, dass man die Infrastruktur so halbwegs erhalten kann. Ein Ausbau muss mit Maß und Ziel erfolgen, einen Investitionsstau sollte man auch nicht fabrizieren. Wir verfügen über einen sehr gut ausgestatteten Bauhof und können vieles in Eigenregie erledigen. Bei Fremdvergaben muss man mit den Baufirmen halt auch gut verhandeln. Große „Hupfer“ können wir natürlich nicht machen, aber die Gemeinde muss ihren ureigensten Aufgaben nachkommen. Da sind wir eigentlich gut aufgestellt. Die Kläranlage gemeinsam mit Wörschach hat noch Kapazität, die Volksschule mit 8 Klassen ebenfalls. Wir haben die Kinderkrippe 2022 mit 2 Gruppen eröffnet, diese wird sehr gut angenommen, und bauen derzeit den Kindergarten von 3 auf 6 Gruppen aus.
Wie steht’s um den Glasfaserausbau?
Das wäre alleine schon ein tagesfüllendes Thema. Wir waren eine Gemeinde der ersten Stunde, eine Pilotgemeinde sozusagen. Wir sind optimistisch zeitnah fertig zu werden, bis auf Schlattham, Sallaberg und ein Teil Richtung Tachenberg sind fast alle Ortsteile in puncto Erdarbeiten abgeschlossen. Wir kämpfen uns durch! (lächelt dabei)
Viele Gemeinden kämpfen mit hohen Kosten für ihre Schwimmbäder, Aigen ist mit dem Putterersee doch bevorzugt.
Wir haben einen pragmatischen Zugang zu unseren Aufgaben und Zweckbauten errichtet, wenn wir sie benötigt haben und daher jetzt auch keine Kosten in der Richtung. Es gibt eine Saisonkartenförderung, sind aber natürlich froh über den See und haben auch ein gutes Einvernehmen mit Familie Dornbusch.
In dem Zusammenhang, wie geht’s mit dem Projekt am See weiter?
Grundsätzlich ist die Nachfrage nach Wohnraum immer noch steigend. Wir liegen sehr zentral, man ist schnell im Ausseerland, in Schladming oder in Liezen. Die Infrastruktur ist gut, unsere Ärztin hat etwa vor einiger Zeit eine neue Praxis bezogen. Das Projekt „Wohnen am See“ soll Mitte Oktober gestartet werden. Geplant sind 146 Wohneinheiten, wobei die Rottenmanner Siedlung davon 40 Neubauwohnungen übernommen hat, 60 werden freifinanzierte sein und 46 im zu sanierendem Bestandsobjekt.
Der Fliegerhorst Aigen und das Zentralkrankenhaus sind für den Ort wichtige Themen.
Der Fliegerhorst war eine Zitterpartie über viele Jahre, er ist enorm wichtig für den Ort. Hier muss man schon erwähnen, dass die regionale Politik über alle Parteigrenzen hinweg sehr viel Engagement gezeigt hat, den Standort zu erhalten. Und zum Zentralkrankenhaus gibt natürlich ein eindeutiges JA von mir. Man sollte auf Experten hören und diesen vertrauen, die Politik hat nur die gesetzlichen Voraussetzungen zu schaffen und für die Finanzierung verantwortlich zu sein.
Abschließend, welche Wünsche hat der Bürgermeister an Land und Bund?
Einen fairen Finanzausgleich, Kompetenzklarheiten und eine Verwaltungserleichterung. ◻