Ein Abend mit Boris
In der intimen Atmosphäre des [ku:L] in Öblarn gab Boris Bukowski Songs, Erinnerungen und Geschichten, die irgendwo zwischen Oligarchen, Impressionismus und Austropop pendeln, zum Besten.
Die Frage aller Fragen ist: war es das? war das schon alles oder kommt noch was?“, so lautet die erste Zeile des namensgebenden Songs am neuen Album von Boris Bukowski „Gibt’s ein Leben vor dem Tod“. Die Antwort darauf gab der alte Haudegen des Austropops gelassen am 19. September im bis zum letzten Platz ausverkauften Kunst & Kulturhaus Öblarn. Mit im Gepäck der Ausnahme-Gitarrist Jaxx Bahaudeen und jede Menge Anekdoten aus dem bewegtem Musikerleben des 79-Jährigen. So wollte zum Beispiel ein russischer Oligarch die Rechte an Bukowskis damaligen Nummer-1-Hit „Kokain“ erwerben. Der Gedanke, die Urheberrechte einfach zu verkaufen, behagte ihm nicht. Man einigte sich auf eine Coverversion – die wurde in Russland ebenfalls ein Hit. Nachdem der Song hundertfünfzigtausend Mal im russischen Radio rauf und runter lief, erhielt Bukowski schließlich eine Tantiemenabrechnung über ganze 6,50 Euro. Oder die Erinnerungen an den Filmdreh mit Sophie Renoir, der Urenkelin des berühmten Impressionisten „mit einem Drehbuch, das leider keine Bettszene vorsah“. Bukowski präsentierte sich nicht als nostalgischer Veteran, sondern als vitaler Künstler, der auch nach Jahrzehnten auf der Bühne noch immer Neues zu erzählen hat. Im LBN-Interview zeigte sich der Musiker offen, entspannt und nachdenklich. ◻
5 Fragen an Boris Bukowski
1. Wenn dein Leben ein Song wäre – welcher wäre das heute?
„Mein Leben spinnt“, ein Lied von mir.
2. Was ist die größte Lüge, die du dir jemals selbst geglaubt hast – und war sie vielleicht notwendig?
Dass man von der steirischen Provinz aus eine Popkarriere starten und davon leben kann. Aber ich hab als Plan B Jus studiert, und konnte mit der Sicherheit eines fertigen Studiums im Rücken meinen Plan A durchziehen und von einer Lebenslüge zur Wahrheit umdrehen.
3. Was ist schwerer: eine Melodie zu verlieren oder eine Liebe?
Eine Liebe. Aus dem Schmerz einer verlorenen Liebe entstehen so einige Melodien.
4. Berühmt sein heißt für mich …
Meine relative Berühmtheit drängt mich zum Glück dazu, besser aufzupassen, keinen allzu großen Blödsinn von mir zu geben (lacht).
5. Was möchtest du gerne noch lernen?
Wie man einen immer größer werdenden Teil der Menschen wieder dazu bringen kann, zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden zu können.