Hermann Trinker: Der Bürgermeister von Schladming im Interview
Regionalpolitik ist ein sehr spezielles Handwerk, da der direkte Kontakt zur Bevölkerung unausweichlich ist. Ein Faktum, das bei höheren Weihen weniger gegeben ist und Ausweichmanöver mittels politischer Stehsätze kaum Gefahr fürs Amt darstellen. Ein Profi der regionalen Politbühne ist ohne Zweifel Hermann Trinker, Bürgermeister der Stadtgemeinde Schladming. 2010 bekleidete er erstmals das oberste Amt in Rohrmoos, in Schladming sitzt Trinker seit 2020 am Schalthebel. Gemeindepolitik in Schladming hat teils durchaus rugbyähnliche Spielzüge ...
Hermann Trinker (Foto: 5komma5sinne/Rene Strasser Fotografie)Wir haben den Bürgermeister zu aktuellen Themen in Schladming befragt.
LBN: Wenden wir uns vorerst jenen Themen zu, die medial immer wieder präsent sind. Wie ist der Stand der Dinge beim Kraftwerk Talbach?
Trinker: Der Wanderweg durch die Klamm ist der meist begangene Wanderweg der Region, ein touristisches Highlight, auch für die Einheimischen. Der Antrag zum Naturdenkmal ist in Prüfung. Die Verbauung der Klamm durch ein Kraftwerk wäre eine Katastrophe und ich werde alles daran setzen, dass dies nicht umgesetzt wird. Es kämpft ja auch eine Bürgerinitiative gegen die Kraftwerkspläne.
Ihre Meinung zum Leitspital?
Zum Leitspital habe ich mich nie geäußert. Die Forderung ist immer die gleiche für Schladming. Es gibt 2 Regionen in der Steiermark, die sich wirtschaftlich gut entwickelt haben. Das ist die Region rund um Graz und unsere Region. Das ist Fakt. Für die seinerzeitige Vergabe der Ski-WM, die die Basis für die touristische Entwicklung bildete, war der Standort eines Krankenhauses ganz entscheidend. Jetzt sind Winter- und Sommersaison gleich stark. Wir haben an Spitzentagen bis zu 40.000 Menschen in der Region und dafür ist eine Unfall- und Notfallversorgung, 24 Stunden an 7 Tagen die Woche einfach notwendig. Das ist meine Forderung!
Derzeitiges Dauerthema Gemeindefinanzen. Wie steht Schladming da?
Unser Budget liegt bei ca. 30 Millionen Euro, natürlich müssen auch wir sorgsam mit den Mitteln umgehen. Wir besinnen uns auf unsere Kernaufgaben und versuchen Investitionen über diverse Förderschienen abzuwickeln. Wir haben rund 700 Gewerbebetriebe und daher bilden die Kommunalsteuern eine entsprechend gute Basis. Die Ausgabenexplosion im Bereich der Sozialhilfe und Pflege in den letzten Jahren müssen wir aber in den Griff bekommen. Hier gibt es ein Ungleichgewicht.
Schladming hat sich unglaublich schnell zu einem touristischen Hotspot entwickelt. Ist dabei nicht die Politik in puncto Stadtentwicklung permanent unter Zugzwang?
Es ist tatsächlich sehr schnell gegangen, die Betriebe waren aber gut vorbereitet. Die Region mit ihrer unfassbar schönen Landschaft kann auf zwei starke Saisonen setzen und die Motivation der Betriebe, immer am Puls der Zeit zu bleiben und zu investieren, macht den Erfolg der Gemeinden aus. Es ist eine gesunde Entwicklung, auch in Abstimmung mit den starken Bergbahnen. Vorausblickend wurde auch in Alternativen investiert, wie etwa das Erlebnisbad Schladming, das auch bei Schlechtwetter ein Angebot darstellt.
Was nicht Schritt gehalten hat bzw. wo wir nachhinken, ist die Bereitstellung von Wohnraum für die junge Bevölkerung. Je attraktiver eine Gemeinde ist, desto mehr wird Wohnraum zum Renditeprojekt für Zweitwohnsitze. Die Gemeinde hat in den letzten Jahren durch die WM-Siedlung, Seebachersiedlung und Sportplatzsiedlung Wohnraum geschaffen, aber den Preisdruck kann man nur durch mehr Wohnraum etwas lösen. Die Gemeinde hat 2020 am Rohrmoos ein großes Grundstück von einer Grundkäufergemeinschaft erworben und im Auftrag des Gemeinderates wurde eine Planung gestartet, Flächen für Gewerbe, Gastronomie und Wohnraum waren vorgesehen. Leider ist wahlkampfbedingt keine Lösung zustande gekommen. Eine solche ist nur über den sozialen Wohnbau möglich, da hier Wohnraum für jene geschaffen wird, die sich am freien Markt keine Wohnung leisten können oder auch wollen. Der frei finanzierte Wohnbau kann dies nicht lösen. Wir müssen dem sozialen Wohnbau, sprich den Siedlungsgenossenschaften die Möglichkeiten geben und den Leuten in diesem Bereich eine Perspektive.
Was macht die Attraktivität der Stadt Schladming neben dem klassischen touristischen Angebot aus?
Wir haben die Kinderbetreuung top im Griff, in vielen anderen Gemeinden oft ein Streitthema, eine gute Schulstruktur mit Skiakademie und man kann auch die HAK- Matura machen. Der Umbau des Hauptplatzes wird in Angriff genommen, 2026 wird geplant, im Jahr drauf sollen die Baumaßnahmen beginnen. Auch kulturell sind wir mit einigen Kulturvereinen gut aufgestellt, wie beispielsweise dem Klangfilmtheater. Man muss halt immer bedenken, dass wir keine Weltstadt sind, auch wenn das einige glauben, sondern halt ein Ort mit 6.500 Einwohnern. Außer einer U-Bahn haben wir aber alles. Auch die digitale Versorgung durch die Salzburg AG ist sehr gut vorangeschritten.
Es fällt auf, dass sich etwa in der Gastronomie einige Betriebe ein wenig außerhalb der traditionell, steirischen Ausrichtung etablieren. Nehmen wir das Luther oder Friedrich her.
Der Markt steuert die touristische Ausrichtung, da haben wir als Gemeinde keinen Einfluss. Ich bin ein Liebhaber der traditionellen Küche, aber es stimmt, viele Betriebe streben in ein höheres Preis- und Qualitätsniveau. Schladming selbst ist ja nicht immer repräsentativ für die Gegend. Fährst ins Untertal zur Landalm oder nimmst den Gasthof Brunner in Gleiming oder der Grafenwirt in Aich her, die geben genauso Maßstäbe vor. Die Vielfalt macht es aus.
Wie schwer tut man sich als Namensliste in der Zusammenarbeit mit der Landesregierung?
Überhaupt kein Problem, es geht uns gut. Wenn wir Projekte haben, so müssen diese perfekt aufbereitet sein. Namenslisten sind immer fair behandelt worden.
Abschließend die Frage, zufrieden mit der Wahl des neuen Planai-Geschäftsführers?
Sehr!
