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Von einem, der auszog, die Fahrzeugsattlerei zu lernen

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Mario Wöhrer repariert Oldtimersitzbänke, beledert Autohimmel und fertigt individuelle Motorradsättel. Mit seinem Betrieb SDKustom hat der Wörschacher seine Leidenschaft zum Beruf gemacht.

Mario Wöhrer aus Wörschach erfüllt mit seiner Firma SDKustom sämtliche Wünsche im Bereich Fahrzeugsattlerei. Mario Wöhrer aus Wörschach erfüllt mit seiner Firma SDKustom sämtliche Wünsche im Bereich Fahrzeugsattlerei. Foto: chridraxl photograph

Mario Woehrer SDKustom Naehmaschine 2 c chridraxl photographDie Nähmaschine ist das wichtigste Werkzeug in der Werkstatt. (Foto: chridraxl photograph)Das Einzelunternehmen besteht seit 2009 und war ursprünglich ein Autotuningbetrieb, der sich im Lauf der Jahre zur Fahrzeugsattlerei gewandelt hat. „Seit 2018 konzentriere ich mich rein darauf“, erzählt Wöhrer. Firmenstandort ist seit einigen Monaten Wörschach, wo sich der 38-Jährige seine große Garage zur Werkstatt ausgebaut hat, in der er – zumeist in Gesellschaft seiner beiden Hunde und am liebsten mit italienischer Musik im Ohr – tut, was ein Fahrzeugsattler eben so tut.

Aber was tut ein Fahrzeugsattler eigentlich so? „Ich verkleide beispielsweise Fahrzeuginnenräume, fertige Motorradsättel nach Kundenwunsch, repariere Oldtimersitzbänke und habe auch schon einen Hubschraubersitz wieder auf Vordermann gebracht“, gibt der Wörschacher einen kleinen Einblick in das umfangreiche Portfolio seines Betriebs. „Gelegentlich mache ich auch Bootsausstattungen oder verschönere Polstermöbel“, ergänzt er noch.

Über Umwege zum Traumberuf

Zur Fahrzeugsattlerei hat Wöhrer über Umwege gefunden. Nach erfolgreichem HTL-Abschluss am Holztechnikum Kuchl entschloss er sich zuerst für ein weiterführendes Studium am dortigen Standort der FH Salzburg, brach dieses dann aber zugunsten seiner immer größer werdenden Leidenschaft für Autos ab, machte die Meisterprüfung zum Spengler und Lackierer und wagte schließlich mit dem Autotuningbetrieb SDKustom den Schritt in die Selbstständigkeit.

Sämtliche Sattlerarbeiten habe er anfangs in Slowenien machen lassen, erzählt Wöhrer, aber schon bald selber Interesse an diesem Handwerk entwickelt und schließlich beschlossen, es sich anzueignen, was er mangels Ausbildungsmöglichkeiten in Österreich letztendlich in unserem südlichen Nachbarland tat. Und weil aus Interesse irgendwann Leidenschaft wurde und diese mit der Zeit größer als jene für die Spenglerei, wurde SDKustom vor fünf Jahren schließlich vom Autotuningbetrieb zur Fahrzeugsattlerei.

Kunden aus ganz Österreich

Neuer Sitz für eine KTM Duke aus dem Hause SDKustom. (Foto: KK)Neuer Sitz für eine KTM Duke aus dem Hause SDKustom. (Foto: KK)Weil der Beruf des Fahrzeugsattlers ein sehr seltener sei, würden seine Auftraggeber, so der Wörschacher, aus ganz Österreich und teilweise auch aus Deutschland kommen. Kunden aus der Region seien eher die Ausnahme, auch wenn sein aktuelles Großprojekt eine Harley Davidson aus Rottenmann sei, die zu einem großen Teil mit Leder in verschiedenen Schwarztönen überzogen wird, und er gelegentlich auch Schnellreparaturen für Autohäuser aus der Umgebung mache.

Benzin im Blut

„Stitched dreams for petrolheads“, ist am Firmenlogo zu lesen. Ob nicht nur seine Kunden, sondern auch er ein Petrolhead, also jemand mit Benzin im Blut, sei, haben wir Wöhrer gefragt. „Ja, definitiv!“, so der Wöhrer wie aus der Pistole geschossen. Er habe speziell für amerikanische Autos eine große Leidenschaft. „Derzeit fahre ich zwar noch einen Audi, der soll aber verkauft werden. Und dann wird’s ein US-Car!“

Der Wörschacher nennt außerdem ein Motorrad – selbstverständlich eine Harley – sein Eigen, der er jedes Jahr einen neuen Lederlook verpasst. Noch kleidet es sich in Olivgrün, schon bald aber soll es in Babyblau und Orange und damit im Design der Kultmarke Gulf erstrahlen. Dafür steht er auch nach Feierabend und am Wochenende in der Werkstatt. Es gebe seines Wissens weltweit nur ganz wenige Leder-
bikes, erzählt er stolz.

Mehr Zeit für gemeinsame Urlaube

Sitzbank Chevrolet alt repariert SDKustom 2 c KKDiese Sitzbank eines alten Chevrolet war einst in völlig desolatem Zustand und wurde von Mario Wöhrer in vielen Arbeitsstunden aufwendig repariert. (Foto: KK)Wenn sich jemand mit so großer Leidenschaft für etwas begeistert wie Wöhrer für Autos und Motorräder bzw. seinen Beruf als Fahrzeugsattler, dann braucht es einen Partner, der diese Leidenschaft zumindest bis zu einem gewissen Grad teilt. Diesen hat der Wörschacher mit Frau Nina an seiner Seite. „Zum Glück, sonst wäre das auch gar nicht möglich“, weiß auch er.

„Wobei man sagen muss“, fügt der ausgewiesene Petrolhead hinzu, „dass meine Frau, als wir uns vor 18 Jahren kennengelernt haben, der größere Schrauber als ich war.“ Mittlerweile habe sich das aber gedreht. Nina würde sich zwar nach wie vor für Autos begeistern, sich aber auch mehr Zeit für gemeinsame Urlaube wünschen. Ein Wunsch, den ihr der Wörschacher, so sagt er, in Zukunft gerne erfüllen möchte.

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LBN-WOHIN
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