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Eine runde Sache!

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„Ois wird rund“, verspricht Lukas Lettmayer in seinem Unternehmensslogan. Der 31-Jährige aus Weißenbach bei Haus, der von sich sagt, dass er sein Hobby zum Beruf gemacht hat, ist einer von nur einer Handvoll Drechslern in der Steiermark.

Eine runde Sache! Foto: KK

Lukas Lettmayer ist einer von nur mehr wenigen Drechslern in der Steiermark.Lukas Lettmayer ist einer von nur mehr wenigen Drechslern in der Steiermark. (Foto: KK)Am Beginn der Karriere des jungen Ennstalers steht ein prägendes Erlebnis: Am Weihnachtsmarkt im heimatlichen Weißenbach schaute der damals Zwölfjährige einem Drechsler bei der Arbeit zu und war von diesem Augenblick an von diesem alten Handwerk fasziniert. Er habe dann Kurse gemacht, bald auch eine kleine Drehbank sein Eigen nennen dürfen und wollte eigentlich auch Drechsler lernen, erzählt er, habe dann aber mangels eines Lehrplatzes in der Region erst einmal eine Ausbildung zum Tischler gemacht.

Doch der Wunsch, Drechsler zu werden, ließ ihn nicht los und so absolvierte er nach seiner Lehre 2013/14 die Meisterklasse für Drechslerei an der HTBLA Hallstatt. Im Anschluss an den Meister wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit und gründete in seinem Heimatort die Drechslerei Lukas Lettmayer. Anfangs noch Einzelkämpfer, beschäftigt er mittlerweile dank guter Auftragslage einen Gesellen und bildet als derzeit einzige steirische Drechslerei auch einen Lehrling, genauer gesagt ein Lehrmädchen, aus.

Was ein Drechsler eigentlich genau mache, wollten wir eingangs noch von Lettmayer wissen. „Beim Drechseln“, erklärt dieser, „wird ein Stück Holz eingespannt, in Rotation gebracht und mit verschiedenen Werkzeugen in die gewünschte Form gebracht.“ Und worin besteht der Unterschied zum Handwerk des Tischlers? „Der Tischler bringt immer das Werkzeug in Bewegung, wir bringen das Holz in Bewegung“, so die kurze, aber treffende Differenzierung des Weißenbachers.

„Ein todsicheres Geschäft“

Die Produktpalette ist breit, reicht von Gebrauchsgegenständen wie Nudelwalkern bis hin zu Christbaumschmuck, der sich aktuell natürlich großer Beliebtheit erfreut. Das ganz Jahr über gefragt: Schalen in unterschiedlichen Größen und Formen. „Heuer haben wir sicher schon an die 3.000 Schalen gedreht“, erzählt Lettmayer. Erhältlich sind die Erzeugnisse direkt vor Ort in Weißenbach im an die Drechslerei angeschlossenen Schauraum sowie im eigenen Onlineshop, außerdem u. a. in der Regionalecke der Spar-Landmärkte im oberen Ennstal.

Aktuell stark nachgefragt: Christbaumschmuck aus Zirbenholz, der in zahlreichen Formen gestaltet wird. (Foto: KK)Aktuell stark nachgefragt: Christbaumschmuck aus Zirbenholz, der in zahlreichen Formen gestaltet wird. (Foto: KK)Und was ist mit Weihnachtsmärkten? Immerhin sind diese der Ort, an dem alles begann? Früher ja, mittlerweile nicht mehr, die einzige Ausnahme sei der Advent im Stift Admont, erzählt der Drechslermeister. Der Grund dafür? Einerseits weil man in der Firma mehr als genug zu tun habe, andererseits weil der Aufwand relativ hoch sei und man diesen dem Nutzen gegenüberstellen müsse. „Das ist ganz schwierig, dass sich das rechnet“, sagt Lettmayer.

Was sich hingegen definitiv rechne, seien die vielen Auftragsarbeiten für diverse Kunden, beispielsweise Urnen, ein Geschäft, das sich während Corona ergeben habe. Man liefere an Großhändler in ganz Österreich und sei gerade auch mit einem in der Schweiz in Verhandlung. Mehrere hundert Stück verlassen jeden Monat die Drechslerei. Die Urnen seien eine „gute Arbeit“, so Lettmayer, weil nicht saisonal, gestorben werde immer. „Ein todsicheres Geschäft“, bemerkt er mit einem Schmunzeln ob des Wortspiels.

Arbeiten wie Michelangelo

„Die Figur war schon in dem rohen Stein drinnen, ich musste nur noch alles Überflüssige wegschlagen“, soll der italienische Renaissancekünstler Michelangelo über seinen David gesagt haben. Lettmayer beschreibt seine Arbeit ähnlich. Man müsse bei jedem Stück schon im Vorhinein wissen, was man daraus machen möchte und was weggehört, damit am Ende auch genau das übrigbleibt, was übrigbleiben soll. Dafür brauche man ein gutes Vorstellungsvermögen.

Zirbe, Eiche, Obst

Schalen gehören zu den beliebtesten Produkten im Sortiment der  Drechslerei. (Foto: KK)Schalen gehören zu den beliebtesten Produkten im Sortiment der Drechslerei. (Foto: KK)Spezialaufträge ausgenommen, bei denen auch einmal Mahagoni oder andere exotische Hölzer zum Einsatz kommen können, arbeite er fast ausschließlich mit heimischen Hölzern, in erster Linie mit Zirbe und Eiche, berichtet Lettmayer. „Wir kaufen, wenn möglich, Rundholz, lassen es selber schneiden und lagern es dann bei uns, bis es trocken ist.“ Auch Obsthölzer verwende er aufgrund ihrer schönen Maserung und Farbe gerne, nur sei es leider gar nicht so einfach, schöne, gesunde Bäume zu bekommen, bedauert der Weißenbacher.

 

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