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Zu Besuch im Reich der Knöpfe

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Die Firma Wiedemann in Haus ist eine der letzten Knopfmanufakturen des Landes. Uns hat Geschäftsführer Gervin Stocker verraten, warum man trotz starker Fernostkonkurrenz auch nach über 100 Jahren noch im Geschäft ist und welche angebliche Verbindung es zwischen dem kleinen Ennstaler Unternehmen und dem großen deutschen Autobauer VW gibt.

Zu Besuch im Reich der Knöpfe Foto: Karl

Die Wiedemannknöpfe GesmbH wurde 1919 gegründet und war ursprünglich ein Uhrmacher- und Goldschmiedemeisterbetrieb. „Es wurden aber bald auch Silberknöpfe gemacht und irgendwann hat man sich dann rein auf die Knopfproduktion konzentriert“, weiß Gervin Stocker, der das Familienunternehmen mit seinen insgesamt fünf Mitarbeitern seit 2017 in vierter Generation führt, zu berichten.

Heute ist man in zwei Geschäftsbereichen tätig, und zwar in der Produktion von Knöpfen und Modeaccessoires sowie im Gravurdesign. „Hauptgeschäft ist aber der Knopf“, so der 38-jährige Geschäftsführer. Die Produktionspalette reicht dabei von Metallknöpfen für Tracht, Mode und Uniformen über Logoknöpfe in Kleinserien für z. B. Firmen oder Vereine bis hin zu Hirschhornknöpfen.

Blechknopf als wichtigstes Produkt

Neben den gut 70 Jahre alten Stanz- und Prägemaschinen findet sich im Betrieb auch eine moderne CNC-Fräse.Neben den gut 70 Jahre alten Stanz- und Prägemaschinen findet sich im Betrieb auch eine moderne CNC-Fräse.„Der geprägte Metallknopf, auch Blechknopf genannt, ist unser wichtigstes Produkt“, erzählt Stocker, der die HTL für Automatisierungstechnik in Waidhofen an der Ybbs absolviert hat und eigentlich gar nicht vorgehabt hatte, einmal in den Familienbetrieb einzusteigen. Von Bedeutung sei aber auch der Gussbereich, wo man neben Knöpfen auch Schließen, Schnallen, Pins u. a. m. herstelle. Hirschhornknöpfe seien früher einmal das dritte Standbein des Unternehmens gewesen, hätten aber an Bedeutung eingebüßt.

Namhafte Kunden im deutschsprachigen Raum

„Wir verkaufen an Einzelhandelsgeschäfte und an die Bekleidungsindustrie in der DACH-Region – also in Deutschland, Österreich und in der Schweiz – sowie in Südtirol“, so Stocker auf die Frage nach seinen Kunden. Wiedemannknöpfe beliefert u. a. die Trachtenmodeunternehmen Gössl aus Salzburg und Lodenfrey aus München, aber auch bekannte regionale Unternehmen wie Steiner1888.

Spezialisierung auf Kleinstmengen

Wie so vieles kommt auch der überwiegende Teil der Knöpfe an unseren Kleidungsstücken mittlerweile aus Asien. Wie es Wiedemann geschafft hat, sich trotz starker Fernostkonkurrenz am Markt zu behaupten? „Dass es uns noch gibt, ist in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass wir uns schon vor Jahren auf Kleinstmengen, die in China oder anderswo niemand produziert, spezialisiert haben“, erklärt Stocker.

Doch auch diese „Kleinstmengen“ können sich zu beeindruckenden Zahlen summieren. Rund 800.000 Knöpfe haben den Betrieb in der Hauser Marktstraße bis 2019 Jahr für Jahr verlassen. „Die Pandemie hat dann aber auch uns stark getroffen, wir hatten zwischenzeitlich einen Einbruch von fast 60 Prozent und haben das Vor-Corona-Niveau auch jetzt leider noch nicht wieder erreicht“, berichtet der Geschäftsführer des Familienunternehmens.

VW: Viktor Wiedemann oder Volkswagen?

Bei Wiedemannknöpfe wird auch selbst galvanisiert, was den Produktions- prozess erheblich beschleunigt. Am Knopf zu sehen: Firmengründer Viktor Wiedemann prägte auf die Rückseite der Knöpfe sein Logo, das jenem des deutschen Autobauers VW zum Verwechseln ähnlichsieht.Bei Wiedemannknöpfe wird auch selbst galvanisiert, was den Produktions- prozess erheblich beschleunigt. Am Knopf zu sehen: Firmengründer Viktor Wiedemann prägte auf die Rückseite der Knöpfe sein Logo, das jenem des deutschen Autobauers VW zum Verwechseln ähnlichsieht.Und was hat es nun mit der eingangs erwähnten Verbindung zwischen der kleinen Knopfmanufaktur aus dem Ennstal und dem weltweit zweitgrößten Automobilhersteller auf sich? Nun, er wisse zwar nicht, ob die Geschichte stimme, so Stocker, aber ihm sei erzählt worden, dass das Firmenlogo von VW auf Viktor Wiedemann, den Firmengründer von Wiedemannknöpfe, zurückgehe. Viktor Wiedemann habe einst Uniformknöpfe für die Nazis produziert und auf die Rückseite der Knöpfe sein Logo, ein V auf einem W in einem Kreis, geprägt. Über die Uniformknöpfe sei man bei Volkswagen angeblich auf das Logo aufmerksam geworden und habe Wiedemann daraufhin zwecks Nutzung kontaktiert. Belegt ist das zwar nicht, die Ähnlichkeit der beiden Logos – Logo von Viktor Wiedemann siehe Foto links – ist aber auf jeden Fall verblüffend.

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