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„Ich versuche zu malen, ohne etwas zu wollen“

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Yvonne Pattermanns Kunst liegt keine konkrete Vorabplanung, nicht einmal eine vage anfängliche Vorstellung zugrunde. Die Bilder der Künstlerin aus Aigen im Ennstal entstehen aus dem Moment heraus, in einem spontanen Dialog mit der schöpferischen Kraft.

„Ich versuche zu malen, ohne etwas zu wollen“ Foto: Karl

Die abstrakten Acrylbilder von Yvonne Pattermann entstehen in einem Prozess, den die Aigner Künstlerin als „Dialog mit der schöpferischen Kraft“ beschreibt. (Foto: Karl)Die abstrakten Acrylbilder von Yvonne Pattermann entstehen in einem Prozess, den die Aigner Künstlerin als „Dialog mit der schöpferischen Kraft“ beschreibt. (Foto: Karl)Pattermann wurde als Tochter einer schwedischsprachigen Finnin und eines Österreichers in Schweden geboren. Aufgewachsen ist die heute in Quilk in der Gemeinde Aigen im Ennstal Wohnhafte zwar in Wien, wohin die Familie kurz nach ihrer Geburt übersiedelte, ihr zweiter Vorname Birgitta erinnert aber an ihre skandinavischen Wurzeln. „Meine Mutter hieß Birgit und sie hat gesagt, wenn sie eine Tochter bekommt, dann möchte sie, dass diese auch Birgitta heißt, weil sie sich selbst immer gewünscht hat, so zu heißen“, erzählt sie.

Dass Pattermann, die ihrer Mutter zufolge früher eine ausgewiesene „Stadtpflanze“ war, heute im ländlichen Bezirk Liezen lebt, ist auf einen wanderbegeisterten Freund zurückzuführen, der ihr die schönsten Plätze zeigte und die Region so schmackhaft machte. Anfangs nur Wochenendhausbesitzerin, wuchs ihr das Ennstal mit der Zeit so ans Herz, dass sie sich 2009 entschloss, das Pendeln zwischen Wien und Aigen aufzugeben und hier ihren Hauptwohnsitz zu begründen.

Ein weiterer Grund für den Umzug sei die wachsende Liebe zur Natur gewesen, erzählt Pattermann. Die in Europas hohem Norden Geborene hat im Ennstal sogar so etwas wie ihr persönliches Klein-Skandinavien gefunden. Die Region mit ihren Wäldern und Mooren, speziell das Gebiet rund um den Spechtensee in Wörschachwald, erinnere sie ganz stark an die finnische Heimat ihrer Mutter. Das sei mit ein Grund, warum sie sich hier so zuhause fühle, sagt die Künstlerin.

Im Ennstal wieder zur Kunst gefunden

Künstlerisch veranlagt sei sie schon in der Volksschule gewesen, im Gymnasium habe sie in Bildnerischer Erziehung eine Lehrerin gehabt, die sie sehr gefördert habe, erzählt Pattermann. Dann aber der Wechsel in eine Handelsakademie, wo Kunst nicht am Lehrplan stand, weshalb sie diese für den Rest ihrer Schullaufbahn und in weiterer Folge auch für den Großteil ihres Berufslebens – sie ist mittlerweile in Pension, war früher u. a. Personalberaterin und zuerst neben- und dann hauptberuflich auch Dolmetscherin und Übersetz-
erin für Schwedisch und Englisch – aus den Augen verlor.

Mit dem Malen wieder begonnen habe sie eigentlich erst mit dem Umzug 2009 ins Ennstal, so die Künstlerin. Um ihren eigenen Stil zu entwickeln, was gar nicht so einfach sei, habe sie verschiedenste Kurse belegt und sei schließlich bei der abstrakten Kunst gelandet, die sie in erster Linie mit Acrylfarben umsetzt. „Ich experimentiere aber auch sehr gerne mit unterschiedlichen Materialien“, merkt sie an. Die Bandbreite diesbezüglich reicht von Kaffee über Gartenerde bis hin zu Marmormehl.

Zwiegespräch mit der schöpferischen Kraft

Der Entstehungsprozess von Pattermanns Kunst? „Ich versuche zu malen, ohne etwas Bestimmtes zu wollen“, schildert sie. Sie trete gänzlich ohne Vorstellung vor die Leinwand und beginne „einfach ganz frei Farbe auf die Leinwand aufzutragen, ganz spontan, dem Impuls des Augenblicks folgend“. Erst wenn das Bild so in seinen Grundzügen entstanden sei, trete sie einen Schritt zurück, betrachte und spüre und mache sich anschließend an die nächsten Schichten bis zur Vollendung. Diesen Vorgang beschreibt die Künstlerin auch als „Dialog mit der schöpferischen Kraft“.

Der unbeeinflussten Interpretation willen

Um dem Betrachter in seiner Interpretation nicht zu beeinflussen, verzichtet Pattermann bei ihren Bildern – in der Kunstwelt nicht unüblich – auf Titel und versieht diese nur mit grundlegenden Informationen wie etwa „Acryl auf Leinwand, 100 x 125 cm“. „Jeder erlebt in der Resonanz mit dem Bild ja etwas anderes und ich möchte niemandem vorgeben, was in einem Bild zu sehen ist. Wenn ich einen Titel vergebe, mache ich das aber“, erläutert die Aignerin.

Neue Ausstellung ab April im CCW Stainach

Erstmals ausgestellt hat Pattermann 2019 im Rahmen zweier Gemeinschaftsausstellungen in der Kunstgalerie in der Arkade. Kein leichter Schritt, erzählt sie, weil man sich dabei nicht nur einer Betrachtung, sondern natürlich auch einer Bewertung aussetze. Sie habe die Entscheidung aber aufgrund des positiven Feedbacks, das sie erhalten habe, nicht bereut. Nach einer coronabedingt längeren Pause folgte im November 2023 dann, ebenfalls in der Arkade, mit „Mystische Welten“ ihre erste Einzelausstellung.

(Foto: Karl)(Foto: Karl)Direkt im Anschluss an diese Schau richtete die Künstlerin im ehemaligen Café Konrad am Liezener Hauptplatz ein Pop-up-Art-Atelier ein, wo sie ihre Werke von 1. Dezember bis 29. Februar präsentierte. Stadtgemeinde bzw. City Management Liezen hätten auf ihren Vorschlag hin sehr entgegenkommend reagiert und sich gefreut, dass sich ein grauer Leerstand für drei Monate in ein farbenfrohes Kunstschaufenster verwandelt und so die Innenstadt verschönert, berichtet sie.

Pattermanns nächste Ausstellung mit dem auf den Entstehungsprozess ihrer Kunst Bezug nehmenden Titel „Dialoge mit der schöpferischen Kraft“ ist von 2. April bis 21. Juni jeweils an den Veranstaltungstagen ab 17 Uhr sowie jederzeit nach Vereinbarung im CCW Stainach zu sehen. Es ist die erste Ausstellung in der neuen als dauerhafte Einrichtung geplanten Kunstgalerie des Kulturzentrums, der neuen Heimat der früheren Kunstgalerie in der Arkade Liezen, die mit Ende letzten Jahres bekanntlich ihr Ende gefunden hat.

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