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Aigen im Ennstal: Zuzugsgemeinde am Putterersee

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Das Gemeindegebiet, beherrscht vom 918 Meter hohen Kulm, erstreckt sich über rund 86 Quadratkilometer. In den 15 Ortschaften leben etwas mehr als 2.700 Menschen, wobei nicht der Hauptort Aigen mit 425, sondern Lantschern mit 464 EinwohnerInnen der größte Ort ist. Bürgermeister der Puttererseekommune ist Raimund Hager (ÖVP).

Als eine von nur wenigen Gemeinden im Bezirk Liezen verzeichnet Aigen steigende Bevölkerungszahlen. Die Standortsicherung des Fliegerhorsts bereitet Freude, die Ausschreibung für die Kreuzung Trautenfels weckt Hoffnung auf ein baldiges Ende der B-320-Ausweichroute durch Aigen.

Die ältesten Siedlungsspuren auf Aigner Gemeindegebiet wurden am Kulm gefunden und der bronzezeitlichen Urnenfelderbzw. eisenzeitlichen Hallstattkultur zugeordnet, stammen also aus dem Zeitraum 1300 bis 450 v. Chr. Slawische Siedler, die nach dem Zerfall des Weströmischen Reichs, dessen Herrschaftsgebiet zwischen 15 v. Chr. bis ca. Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. auch das Ennstal umfasste, haben Ortsund Flurnamen hinterlassen, z. B. die Bezeichnung Kulm, was soviel wie „Hügel, Berg“ bedeutet. Die meisten Toponyme in Aigen sind jedoch deutschsprachiger Herkunft, das Erbe bairischer Einwanderer, die ab dem 8. Jahrhundert in die Steiermark kamen. Ein karolingisch-ottonisches Gräberfeld am östlichen langgestreckten Höhenrücken des Kulms zeugt von diesen Siedlern. Später entstand hier die Ortschaft Hohenberg mit der Johanneskirche, die im Jahr 1171 erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Die erste Nennung von Aigen datiert aus dem Jahr 1344. Geschichtlich ebenfalls interessant: Schloss Pichlarn und das Puttererschlössl. Ersteres wurde in seinen Grundfesten bereits Anfang des 11. Jahrhunderts errichtet, ist heute ein luxuriöses Fünfsternehotel, diente jedoch, da ab 1150 im Besitz von Stift Admont, bereits im Mittelalter exklusiven Gästen, nämlich hohen kirchlichen Würdenträgern, als Erholungsresidenz. Das ca. 1200 erbaute Puttererschlössl, einst Sitz des Geschlechts der Putterer, das die Herrscha_ über Aigen inne hatte, ist heute eine Jugendherberge. Sprung ins 20. Jahrhundert: 1937 nahmen die Luftstreitkräfte des österreichischen Ständestaats auf Aigner Gemeindegebiet einen Fliegerhorst in Betrieb. 1967 wurde dieser nach Oberleutnant Benno Ritter Fiala von Fernbrugg, einem der erfolgreichsten Feldpiloten der k. u. k. Monarchie, benannt, im selben Jahr erfolgte die Stationierung der ersten Hubschrauber des Typs Alouette III.

Im Vorjahr feierte der Fliegerhorst Fiala Fernbrugg sein 80-Jahr-, die Alouette III ihr 50-Jahr-Jubiläum. In der jüngeren Vergangenheit immer wieder von der Schließung bedroht, scheint der Fortbestand des Standorts mit der Zustimmung des Ministerrats zur Anschaffung eines Nachfolgemodells für die Alouette III gesichert. Die zwölf neuen leichten Mehrzweckhubschrauber, die am Einkaufszettel des Bundesheeres stehen, sollen am Fliegerhorst Fiala Fernbrugg stationiert werden. Das Hin und Her um den Erhalt des Heeresstandorts verfolge ihn seit seinem Amtsantritt vor knapp 20 Jahren, berichtet Bürgermeister Raimund Hager. Dementsprechend erleichtert sei er über die jüngste Entwicklung, von der ja auch rund 250 Arbeitsplätze abhängen. Erfreut zeigt sich der Ortschef auch darüber, dass in die Causa Kreuzung Trautenfels endlich Bewegung gekommen ist. Die Ausschreibung ist draußen, seit 14. September und noch bis 25. Oktober läu_ die Angebotsphase, noch vor Weihnachten soll das Projekt vergeben werden, bereits im Frühjahr der Baustart erfolgen.

Die Situation auf der Ennstalbundesstraße hat in Aigen immer wieder zu stark erhöhtem Verkehrsau_ ommen geführt. Hager: „Sobald mehr Verkehr ist, leitet das Navi in Rottenmann von der Autobahn ab und über Lassing, Aigen, Irdning um. Deshalb haben wir immer wieder Verkehrsspitzen, die nicht üblich sind.“ Allerdings, steigt der Bürgermeister auf die Euphoriebremse, werde der Bau der Überführung in Trautenfels alleine nicht allzu viel bewegen. Es brauche einen ordentlichen Bestandsausbau mit mehr dreispurigen Überholmöglichkeiten zwischen Liezen und Schladming und v. a. auch einer ordentlichen Lösung für Liezen. Hier sei seiner Meinung nach eine Umfahrung die einzig sinnvolle Lösung. „Insgesamt geht mir das alles viel zu langsam“, so Hager. Positive Meldungen à la Fliegerhorst und Kreuzung Traufenfels, die Arbeitsplätze garantieren und ein Ende des B-320-Ausweichverkehrs erhoffen lassen, werden wohl dazu beitragen, dass Aigen, eine von nur wenigen Zuzugsgemeinden im Bezirk, auch in Zukunft steigende Bevölkerungszahlen verzeichnet.

Warum dem auch bis dato so war, erklärt Hager u. a. mit der Nähe zur Bezirkshauptstadt Liezen oder der guten Infrastruktur. Außerdem habe man den Ort attraktiv gestalten können und verfüge über einen Allgemeinmediziner und einen Zahnarzt, was nicht selbstverständlich sei. Für eine Zuzugsgemeinde ist die Schaffung von Wohnraum natürlich ein wichtiger Punkt. In Ketten plant die Siedlungsgenossenschaft Rottenmann deshalb in mehreren Bauabschnitten die Errichtung einer Wohnhausanlage mit über 40 Wohneinheiten. Kürzlich erfolgte der Spatenstich für die ersten beiden Wohnhäuser. Weiteres Wohnraumpotenzial würden die zahlreichen in den 70er-Jahren entstandenen und mittlerweile oft zum Verkauf stehenden Zweitwohnsitze in der Gemeinde bieten, so der Bürgermeister. Schwierig die Situation für alle, die einen Neubau planen: „Was wir brauchen würden, wären ausreichend Baugründe. Die Nachfrage ist hoch, aber wir haben die Gründe nicht“, bedauert Hager.

Fotos: Gemeinde Aigen, Karl

LBN-WOHIN
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