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Digitale Waldinventur – wie viel Monitoring braucht unser Wald?

Am „Wilden Berg“ in Mautern haben die Land- & Forst Betriebe Steiermark im Rahmen eines Förderprojektes von Bund, Land und EU Wissenschaft und Praxis zusammengebracht. Der Fokus der Fachexkursion lag auf modernen Technologien zur digitalen Waldinventur. Experten von der BOKU, dem BFW und aus der Forstpraxis erörterten, wie datengetriebene Methoden die Waldbewirtschaftung unterstützen können.

Die Veranstalter und Referenten der Fachexkursion: Christoph Gollob, Rafaela Rothwangl, Simon Gerhardter, Heinrich Reuss, Karl Goritschnig, Martin Steinkellner und Carl Prinz von Croy (v. l.) Die Veranstalter und Referenten der Fachexkursion: Christoph Gollob, Rafaela Rothwangl, Simon Gerhardter, Heinrich Reuss, Karl Goritschnig, Martin Steinkellner und Carl Prinz von Croy (v. l.) Foto: Veronika Weber

Digitale Technologien gewinnen in vielen Bereichen zunehmend an Bedeutung. Auch in der Forstwirtschaft spielen Innovationen wie Künstliche Intelligenz, digitale Zwillinge und Machine Learning eine immer wichtigere Rolle. Angesichts der zunehmenden Wetterextreme sehen sich Forstbetriebe verstärkt der Notwendigkeit gegenüber, umfassende Daten über ihre Wälder zu generieren. Die betriebliche Waldinventur stellt hierbei ein zentrales Instrument dar. Doch wie viel Monitoring und welche Daten benötigen die Forstbetriebe, um ihre Wälder zukunftsorientiert bewirtschaften zu können?

Zu Beginn der Exkursion präsentierten der Grundeigentümer und der Betriebsleiter der Prinz Reuss’schen Gutsverwaltung, Heinrich Reuss und Karl Goritschnig, die aktuelle Situation der bewirtschafteten Flächen. „Der Klimawandel macht die Waldbewirtschaftung zunehmend herausfordernder und kostenintensiver. Bis März dieses Jahres konnten wir unsere betriebliche Strategie planmäßig umsetzen. Die Extremwetterereignisse ab April haben uns jedoch dazu gebracht, uns eher als Passagiere der Situation zu fühlen. Eine digitale Waldinventur, die dynamisch abbildet, wie sich unsere Bestände entwickeln, könnte uns helfen, diesen Herausforderungen proaktiv zu begegnen und effizientere Lösungen zu finden. Die digitale Erfassung von Forststraßen, Gebietsgrenzen und einzelnen Bäumen würde uns bereits bei der Planung einer klimafitten Waldbewirtschaftung enorm unterstützen“, erklärte Betriebsleiter Karl Goritschnig.

Herausforderung: von der Theorie zur Praxis

Ob und wie rasch die digitale Waldinventur alle in der Forstpraxis benötigten Parameter abbilden kann, wurde anschließend mit Christoph Gollob von der Universität für Bodenkultur diskutiert. Die lasergestützte Datenerhebung ermöglicht bereits die Erstellung digitaler „Waldzwillinge“. Stichproben der Waldflächen können mit Lasertechnologie schneller als von Hand erhoben werden, um forstliche Kennzahlen großflächig zu errechnen. Einzelbaumdaten wie Höhe, Durchmesser, Biomassegehalt und Kohlenstoffspeicherung lassen sich ebenfalls erfassen. Trotz dieser weitreichenden Möglichkeiten sind die hohen Anschaffungskosten in der Praxis ein Hindernis. Christoph Gollob blickt dennoch hoffnungsvoll in die Zukunft: ‚‚Die Entwicklung neuer Methoden zur Berechnung klimarelevanter, forstökonomischer Parameter schreitet laufend voran. Schon jetzt lassen sich mit Smartphones und Tablets einfache Laserscans durchführen und ermöglichen den Forstbetrieben den niederschwelligen Zugang zu einer digitalen Inventur. Dabei bleibt es abzuwarten, welche Möglichkeiten der technologische Fortschritt in Zukunft bringen wird. Die größte Herausforderung wird jedenfalls die Transformation der Methoden von der Theorie in die Praxis. Gerade Veranstaltungen wie diese tragen erfolgreich zur Vernetzung von Wissenschaft und Forstpraxis bei.‘‘

„Multifunktionalität muss erhalten bleiben“

Der Obmann der Land&Forst Betriebe Steiermark Carl Prinz von Croy unterstrich abschließend: ‚‚Jeder Waldeigentümer muss seinen Wald genau kennen. In diesem Sinne können uns digitale Methoden in Zukunft weitreichend unterstützen. Nur wer die Zusammenhänge versteht und klar kommuniziert, kann auch in Zukunft erfolgreich wirtschaften, ohne ideologische Zwänge. Die Multifunktionalität des Waldes muss für kommende Generationen erhalten bleiben. Die Exkursion hat gezeigt, dass hier mit Fachkompetenz und Weitsicht gearbeitet wird. Die enge Zusammenarbeit zwischen Forstwirtschaft, Wissenschaft und Forschung ist dabei unverzichtbar.“



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