Negativrekord am Dachstein
- Autor/in: Benedikt Karl
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Mit einem Minus von beinahe 21 Metern büßte der Schladminger Gletscher im vergangenen Gletscherjahr so viel an Länge wie nie zuvor ein. Auch das aus drei Gletschern errechnete Gebietsmittel am Dachstein erreichte einen Höchststand.
In seinem Gletscherbericht informiert der Österreichische Alpenverein alljährlich über die Entwicklung von Pasterze, Gepatschferner und Co. Und obwohl alljährlich ein wenig erfreulicher Bericht, ist der kürzlich veröffentlichte aktuelle ein besonders bestürzender. Im Gletscherjahr 2021/22 haben sich alle 89 beobachteten Gletscher zurückgezogen, im Schnitt um 28,7 Meter. Noch nie in der bis 1891 zurückreichenden Messgeschichte gab es einen größeren Schwund.
Die größte Längenänderung wurde mit minus 89,5 Meter am Schlatenkees in der Venedigergruppe gemessen. Die Pasterze am Glockner ist um 87,4 Meter geschrumpft und hat allein im Bereich der Gletscherzunge 14,7 Millionen Kubikmeter Eis verloren. „Das entspricht einem Würfel mit einer Kantenlänge von 245 Metern, also ungefähr der Höhe des Donauturms in Wien“, verdeutlicht der Alpenverein den Gletscherschwund am höchsten Berg Österreichs.
Trauriges Allzeithoch auch am Dachstein
Eine Aufnahme aus besseren Zeiten, nämlich aus 1982, auch wenn der Alpenverein am Dachstein bereits damals zurückweichende Gletscher verzeichnete. (Foto: OEAV Gletschermessdienst Slupetzky)Auch das „ewige Eis“ am Dachstein hat sich stark zurückgezogen. Das aus dem Schladminger, dem Hallstätter sowie dem Großen Gosaugletscher errechnete Gebietsmittel lag bei minus 18,2 Meter – der höchste Wert, der jemals festgestellt wurde. Für den größten Längenverlust zeichnete dieses Mal mit minus 20,6 Metern – so viel wie nie zuvor – der Schladminger Gletscher verantwortlich.
Das Minus des Schladminger Gletschers mag angesichts der knapp 90 Meter des Schlatenkees auf den ersten Blick nicht dramatisch erscheinen, sei aber in Relation zur Größe des Gletschers ein hoher Wert, wie im aktuellen „Bergauf“, dem Magazin des Alpenvereins, nachzulesen ist. Außerdem: „Durch die Erniedrigung der Gletscheroberfläche ist die Verbindung zum Hallstätter Gletscher abgerissen, der Gjaidsteinsattel ist kein vergletscherter Übergang mehr.“
Kein Skibetrieb, trotzdem neue Bergstation
Die Messwerte am Dachstein überraschen wenig, wurde aufgrund der geringen Eisdicke doch bereits letzten Herbst entschieden, den Skibetrieb am Gletscher diesen Winter auszusetzen. Mittlerweile wurde dessen endgültiges Aus beschlossen. Für Langläufer, Tourengeher und Touristen ist der Berg aber nach wie vor zugänglich. Ab 6. September wird bis Mai 2024 sogar die Gletscherbahn-Bergstation saniert und erweitert. Mit der Planung wurde das Architekturbüro Kreiner beauftragt.