Das wohl größte Restaurant der Region
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Nicht mit einem Restaurant im herkömmlichen Sinn, sondern mit Essen auf Rädern aus der Seniorenhoamat Lassing findet unsere Serie „Auf Wirtshaustour in der Region“ ihren Abschluss.
Mit dem Angebot des Sozialhilfeverbands Liezen haben wir uns zugegebenermaßen für ein ungewöhnliches, aber keineswegs unpassendes Serienende entschieden, denn was Küchenchef Martin Stücklschweiger und seine 16 Mitarbeiter in der Großküche des Pflegeheims tagtäglich in die Lieferboxen zaubern, hat mit der bei vielen vorherrschenden Vorstellung von Essen auf Rädern nichts zu tun. Keine Spur von lauwarmen, schal schmeckenden Gerichten, in der Seniorenhoamat werden mit frischen, hochqualitativen und vielfach regionalen Produkten abwechslungsreiche, oft saisonal inspirierte Menüs gekocht, die dank eines speziellen Systems auch stets vitaminreich und wohltemperiert genossen werden können.
Essen auf Rädern aus der Seniorenhoamat
2015 wurde die Zubereitung aller Speisen für Essen auf Rädern im neuen Pflegeheim des Sozialhilfeverbands in Lassing zentralisiert. Die Zahl der Portionen hat sich seit damals von rund 50 auf 200 vervierfacht – Tendenz weiter steigend. Beliefert werden die Gemeinden Aigen im Ennstal, Irdning-Donnersbachtal, Lassing, Liezen, Stainach-Pürgg und Wörschach. Essen auf Rädern aus der Seniorenhoamat Lassing ist damit das wohl größte Restaurant der Region.
Vitaminreich und wohltemperiert dank „Cook and Chill“
Mit der Zentralisierung von Essen auf Rädern in der Seniorenhoamat wurde auch auf „Cook and Chill“ umgestellt. Bei diesem speziellen Verfahren werden sämtliche Speisen bereits am Vortag zubereitet und anschließend heruntergekühlt und in einem Kühlraum gelagert. Am Tag der Auslieferung werden die Menüs dann ab 6:30 Uhr in speziellen Boxen portioniert und diese bis spätestens 11 Uhr zugestellt. Auf kostenlos zur Verfügung gestellten eigenen Induktionsplatten können sich die Bezieher ihr Essen selbst aufwärmen. Die beiden großen Vorteile dieses Systems: wertvolle Nährstoffe bleiben zur Gänze erhalten und die Menüs haben die perfekte Esstemperatur.
Von Pichlarn über die Karibik in die Seniorenhoamat
Herr der Essen auf Rädern ist Martin Stücklschweiger, der sein Handwerk im Schlosshotel Pichlarn in Aigen im Ennstal erlernt hat. Nach Stationen in Vorarlberg und Salzburg sowie in London, auf Mallorca und den Cayman Islands heuerte er 2014 auf der Suche nach einem familienfreundlichen Job beim Sozialhilfeverband an. Die Küchenleitung in der Seniorenhoamat übernahm der Mittdreißiger, der mit seiner Familie in Irdning wohnt, 2018. „Ich bin damals vom jüngsten Mitarbeiter plötzlich zum Küchenchef geworden, das war anfangs schon eine Herausforderung“, erzählt er.
„Schauen, dass wir sehr bodenständig bleiben“
Fünf verschiedene Menüs mit Suppe oder Salat, Hauptgericht und Nachspeise stehen jeden Tag zur Auswahl. Es dominiert die traditionelle österreichische Küche, wie ein Blick auf den Menüplan der Woche unseres Besuchs, der u. a. geschmorte Rindsrouladen mit Nudeln und Gemüse, Spinatknödel auf Gemüsestreifen mit Bergkäse und brauner Butter oder Buchteln mit Marillenmarmelade und Vanillesauce aufweist, verrät. „Wir schauen, dass wir sehr bodenständig bleiben“, so Stücklschweiger, denn das sei die von den Essen-auf-Rädern-Kunden eindeutig präferierte Küche. Selbstverständlich gehe man auch auf verschiedene Diätformen ein.
Besonders wichtig sind dem Irdninger ein abwechslungsreiches Speisenangebot und gute Grundprodukte. Von Klassikern wie dem Wiener Schnitzel abgesehen, gebe es im Zwölf-Wochen-Menüplan keine Wiederholungen, merkt er stolz an. Außerdem setze man fast ausschließlich auf frische Zutaten, die man vielfach von Produzenten direkt aus der Region beziehe. Bei der Führung durch die vielen Kühlräume weist er immer wieder auf regionale Produkte wie Milch aus Lassing, Erdäpfel aus Aigen oder Rindfleisch vom Erlsberg hin.
Erfreulich viele positive Rückmeldungen
Besonders freuen würden sich er und sein Team über das viele positive Feedback, das sie das ganze Jahr über und speziell in der Zeit um Weihnachten und Silvester erhalten würden, sagt Stücklschweiger. Man habe beispielsweise schon Zettel in den Boxen mit der Mitteilung, dass es „irrsinnig gut“ war, gefunden. Und kürzlich habe jemand auf das Lieferetikett „Danke für das gute Essen!“ geschrieben, erzählt er. Freilich gebe es manchmal auch Kritikpunkte, die natürlich Beachtung finden. Man versuche stets auf Kundenwünsche einzugehen.