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Ein Dorfwirtshaus mit zwei Hauben

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Gut gegessen hat man beim Mayer in St. Martin am Grimming immer schon, doch Lisa, die Tochter des Hauses, und ihr Lebensgefährte Stefan Ell haben das Wirtshaus kulinarisch noch einmal auf ein anderes Level gehievt.

Ein Dorfwirtshaus mit zwei Hauben Foto: Christoph Huber

Gudrun Kurt und Lisa Mayer und Stefan Ell (Foto: Christoph Huber)Gudrun Kurt und Lisa Mayer und Stefan Ell
(Fotos: Christoph Huber)
Der Mayer ist ein echter Traditionsbetrieb. Geführt wird das seit 1854 belegte Gasthaus seit mehr als dreißig Jahren von Kurt Mayer und seiner Frau Gudrun, der bereits sechsten Generation. Doch mittlerweile hat auch die siebte Generation, die noch heuer übernehmen wird, dem Dorfwirtshaus seinen Stempel aufgedrückt. Und das in äußerst beeindruckender Manier!

Kurz nach Ausbruch der Pandemie vor gut zwei Jahren entschloss sich Tochter Lisa, ausgebildete Sommelière, zur Rückkehr in ihr Heimatdorf und brachte Lebensgefährte Stefan Ell als Küchenchef mit. Beide haben auf ihren Lehr- und Wanderjahren im In- und Ausland viel Erfahrung gesammelt, erarbeiteten sich schnell einen guten Ruf im Ennstal und wurden im Herbst des Vorjahres – nach nur eineinhalb Jahren und vier Lockdowns (!) – mit zwei Gault-Millau-Hauben belohnt.

Gault Millau: Wer ist’s gewesen?

Die Auszeichnung durch den renommierten Restaurantführer sei völlig überraschend erfolgt, erzählt Lisa. Auch sie hätte erst aus der Zeitung davon erfahren. Auf das Wirtshaus ihrer Familie aufmerksam gemacht worden sei Gault Millau durch einen Gast aus Wien, wie sie später durch Nachfrage in den sozialen Medien erfahren habe. Dreimal sei ein anonymer Testesser dagewesen, anhand der bewerteten Gerichte könne man auch in etwa sagen wann, aber aufgefallen sei ihr dieser nicht.

Eine Frage drängt sich auf: Kann man den Mayer angesichts zweier Hauben und 14 Punkte von Gault Millau nun überhaupt noch als „Dorfwirtshaus“ bezeichnen? Natürlich, das sei absolut kein Widerspruch, sind sich Lisa und Stefan einig. „Die meisten Leute genießen ja genau das, dass es bei uns so bodenständig zugeht, kein Chichi, aber gute Küche!“, so die 24-Jährige. Und fügt hinzu: „Am Wochenende gibt es bei uns auch immer ein ganz klassisches Wirtshausmenü.“

Heimisch mit internationalem Einschlag

Wirtshaus Mayer in St. Martin am Grimming  (Foto: Christoph Huber)Aber wie sieht sie nun eigentlich aus, die „gute Küche“, die beim Mayer seit rund zwei Jahren kredenzt wird und mittlerweile haubengekrönt ist? Es sei eine Kombination aus österreichischer und internationaler Küche, bei der viel Wert auf Regionalität gelegt werde, so Lisa.
Auf regional nicht erhältliche Produkte wie etwa Meeresfisch wolle man deshalb aber nicht verzichten, merkt ihr Lebensgefährte an.

Davon zeugt auch die Speisekarte bei unserem Besuch im Februar, auf der zu diesem Zeitpunkt noch typische Winterkost zu finden ist – österreichische, etwa die gebackene Blunze, die mit Bohnen, Schalotten und Kernöl serviert wird, aber auch internationale, beispielsweise Skrei, norwegischer Winterkabeljau, der sich den Platz am Teller mit Rohnenrisotto, Spinat, Sardellen und Senf teilt.

Alle zwei bis drei Wochen wird die Karte saisonal angepasst. Auf die Frage, was im März wohl darauf zu finden sein wird, antwortet Stefan: „Bei mir schlägt sich kulinarisch schön langsam die Lust nach Frühling wieder.“ Und kündigt eine buntere, leichtere Küche an. Grundsätzlich, so der 29-Jährige, sei seine Herangehensweise beim Kochen aufgrund seiner Lehrzeit im Spitzenrestaurant „Le Jardin de France“ in seinem Heimatort, der deutschen Kurstadt Baden-Baden, schon „immer ein bisschen wie ein Franzose.“

  Foto: Christoph HuberKein Chichi, aber gute Küche – das lieben die Gäste im Wirtshaus Mayer.

Gute Nachrichten für Freunde süßer Gaumenfreuden

Alle, für die das Dessert das Highlight eines guten Essens ist, sollten ihren Besuch beim Mayer übrigens für Mai einplanen, denn ab dann verstärkt mit Thomas Hofer, der wie Lisa aus St. Martin stammt und nach Stationen in Österreich und Deutschland in seinen Heimatort zurückkehrt, ein Spitzenpatissier das Team. Das freut auch Küchenchef Stefan, der unumwunden zugibt, lieber zu kochen als zu backen und Desserts zu kreieren und diese Aufgabe gerne in die Hände eines Konditormeisters abgibt.

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