In 100 Jahren um die Welt

Mit der höchst ungewöhnlichen und internationalen Historie einer mehr als 100 Jahre alten Ansichtskarte von Admont wandte sich kürzlich ein deutscher Eisenbahnfan und Sammler an die Liezener Bezirksnachrichten.

Im Zeitalter sozialer Medien scheint die gute, alte Postkarte nur noch etwas für Traditionalisten zu sein. Oder für Sammler wie Günther Klebes. Der 68-jährige Franke liebt alte Postkarten mit eisenbahnhistorischen Motiven aus dem deutschsprachigen Raum. Seine jüngste Errungenschaft ist eine Ansichtskarte von Admont (siehe oben), im Vordergrund das Bahnhofsgelände, im Hintergrund das berühmte Benediktinerstift und der Ort. „Ich bin bei einer luxemburgischen Internetauktion auf die Karte gestoßen und musste sie haben“, erzählt der Schulbusfahrer, der in Erlangen zu Hause ist. Postkarten, die die unterschiedlichsten Züge und Brücken Österreichs zeigen, gehören schon länger zu seiner rund 600 Exponate umfassenden Sammlung. Der Ortsname Admont war dem deutschen Sammler zwar unbekannt, aber ein Klick ins Internetlexikon klärte ihn auf. Die Karte wurde übrigens um 1915 an eine „wohlgeborene Frau“ ins oberösterreichische Obernberg am Inn gesandt.

„Erstaunlich fand ich auch, dass der Anbieter eine Adresse in Südafrika hatte“, erklärt Klebes. Weil er der einzige Bieter war, konnte er die Wunschkarte auch noch zum Schnäppchenpreis von gerade einmal 1,50 Euro erwerben. „Das ist eigentlich viel zu billig“, so der Sammler, „denn es war eine selten angebotene Karte, für die Philokartisten auch einen zweistelligen Betrag zahlen würden.“ So war das Porto letztendlich höher als die Kaufsumme. Wie das gute Stück von Oberösterreich nach Südafrika gekommen ist, darüber kann Klebes nur spekulieren: „Ob dahinter eine Auswanderung steht oder einfach ein Bündel alter Postkarten an einen Händler veräußert wurde, der die Karten nun einzeln versteigert, weiß ich nicht.“ Von Oberösterreich an die Südspitze des afrikanischen Kontinents und von dort nach Mittelfranken – die Ansicht von Admont hat in 100 Jahren eine beachtliche Reise zurückgelegt. Und Günther Klebes? Der Sammler, der natürlich auch selbst begeisterter Bahnfahrer ist, durchforscht mittlerweile bereits wieder das Internet nach Schmuckstücken wie der Karte aus dem Gesäuse.

Fotos: Klebes

LBN-WOHIN
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