Sie sind hier:Start/Menschen/Andrea Heinrich: Liezens Bürgermeisterin im Interview

Andrea Heinrich: Liezens Bürgermeisterin im Interview

  • Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten

Bezirkshauptstädte stehen bei Wahlen naturgemäß stark im Fokus. Bei den Gemeinderatswahlen hat es in einigen bisher SPÖ-dominierten Städten wie Bruck oder Leibnitz herbe Verluste für die Sozialdemokraten gegeben. In Liezen ging Bürgermeisterin Andrea Heinrich in ihre erste Wahl als Spitzenkandidatin und konnte von elf auf zwölf Mandate zulegen. In der konstituierenden Gemeinderatssitzung am 22. März wurde sie als Bürgermeisterin wiedergewählt. Wir trafen das Stadtoberhaupt zum Interview.

Andrea Heinrich: Liezens Bürgermeisterin im Interview Foto: Georg Rothmann

Es war ihre erste Wahl als Spitzenkandidatin. Wie können Sie uns Ihren Gemütszustand vor und nach der Wahl beschreiben?

Natürlich war da eine gewisse Anspannung, vor allem weil es meine erste Wahl als Spitzenkandidatin war, außerdem war der Wahlkampf eine sehr intensive Zeit neben meiner Arbeit als Bürgermeisterin. Die Verantwortung ist sehr groß, und man fragt sich: Konnten wir die Menschen mit unserer Arbeit und unseren Zielen überzeugen? Nach der Wahl war dann große Erleichterung und vor allem Freude da – nicht nur über das gute Ergebnis mit einem zusätzlichen Mandat, sondern auch über das Vertrauen, das uns die Liezenerinnen und Liezener damit entgegengebracht haben. Das motiviert enorm für die kommende Arbeit und die geplanten Vorhaben.
Heutzutage ist das Bürgermeisteramt alles andere als ein Traumjob, warum tut man sich das eigentlich an?
Man tut sich das an, weil man etwas bewegen will. Ich bin Idealistin und viel mit Herzblut dabei – Liezen ist meine Heimatstadt, und ich möchte dazu beitragen, sie positiv weiterzuentwickeln. Natürlich ist der Druck hoch, die Aufgaben sind vielfältig und der politische Ton oft rau. Aber man bekommt auch viel zurück: den direkten Kontakt mit den Menschen, das Wissen, dass man konkrete Verbesserungen im Alltag umsetzen kann. Das ist ein starker Antrieb.

Die finanziellen Herausforderungen für Gemeinden sind enorm, wie geht Liezen damit um?

Wir arbeiten sehr konsequent an einer soliden Haushaltsführung. Natürlich sind die Spielräume kleiner geworden – Energiepreise, Personalkosten, Teuerung – das spüren auch wir. Umso wichtiger ist es, Prioritäten richtig zu setzen und Fördermöglichkeiten auf Landes- und Bundesebene zu nutzen. Gleichzeitig investieren wir gezielt: in Bildung, Infrastruktur und Projekte, die langfristig wirken und achten darauf, dass Menschen nicht empfinden, dass gespart werden muss.

Liezen wird oft als hässliche Stadt mit verfehlter Stadtentwicklung kritisiert. Wie geht man als Bürgermeisterin und gebürtige Liezenerin mit dieser Kritik um?

Ich verstehe die Kritik zum Teil, denn es gab in der Vergangenheit sicher Entscheidungen, die aus heutiger Sicht nicht optimal waren, aber ich denke, nicht die Architektur einer Stadt, sondern das Leben in einer Stadt machen Heimatgefühl aus und lassen einen Ort „schön“ wirken. Wir arbeiten intensiv und gezielt daran, die Aufenthaltsqualität zu verbessern: etwa mit dem Stadtentwicklungsprojekt mit grüneren Flächen und einer neuen Mobilitätsstrategie. Die Stadt verändert sich – und das braucht auch Zeit. Als gebürtige Liezenerin tut mir manche Kritik weh, aber sie spornt mich gleichzeitig an.

Der stationäre Handel ist eine wichtige Säule für Wirtschaft und Beschäftigung in Liezen. Die zunehmende Konkurrenz durch den Onlinehandel wird an Liezen nicht spurlos vorübergehen. Wie sieht man dies im Rathaus?

Das ist ein zentrales Thema. Wir setzen auf die Stärkung des Ortskerns, auf attraktive Rahmenbedingungen für Betriebe – Stichwort Parkraumbewirtschaftung, Events, Digitalisierung. Der stationäre Handel hat Zukunft, wenn wir ihn mit regionaler Identität und persönlichem Service verbinden. Wir haben mit dem relativ neu geschaffenen Citymanagement eine Stelle geschaffen, die sich in enger Abstimmung mit den Unternehmer:innen überlegen soll, wie wir neue Nutzungen in leerstehenden Geschäftsflächen ermöglichen können. Wir beleben die Stadt zudem mit Veranstaltungen und Märkten und sensibilisieren die Bevölkerung vor Ort zu kaufen – ein gutes Instrument dafür ist auch der Liezen-Gesäuse Geschenkgutschein.

Abschließende Frage: Sie haben mal erwähnt, als Bürgermeister hat man keine Freizeit mehr. Schlafen und Arbeiten wird’s ja wohl nicht ganz sein, wie verbringt Andrea Heinrich ihre wenige Freizeit?

(Lacht) Die spärliche Freizeit, die bleibt, verbringe ich mit meiner Familie, ich versuche immer Zeit für die Enkelkinder abzuzweigen, und mit meinen Hunden

(0 Stimmen)
×