„Bilder sind wie Eingangstüren zum Unterbewussten“
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Der kreative Prozess des Malens beginnt für Anna Gutschlhofer meist ohne ein festes Thema. Sie lässt sich von ihrer Stimmung leiten. Momente der Inspiration im Alltag zeigen ihre im Bezirk Liezen ausgestellten Werke im öffentlichen Raum.
Im malerischen Mürztal geboren, hat Anna Gutschlhofer ihre kreative Heimat in Rottenmann gefunden, wo sie seit über 40 Jahren lebt. Als ehemalige Kunsterzieherin an der dortigen Mittelschule und mit zahlreichen Schulprojekten und Workshops an der Kinderakademie Rottenmann hat sie Generationen von Schülern inspiriert und ihre Leidenschaft für die Kunst weitergegeben. Heute, im Ruhestand, widmet sie sich voll und ganz ihrer eigenen Kunst und der Familie. Ihre sieben Enkelkinder lieben es, mit Oma kreativ mit Form und Farbe zu werken.
Farbe & Emotion
„Leben“, „Menschen“ und „Leichtigkeit“, das sind die Themen, die in den Werken von Anna Gutschlhofer die Hauptrolle spielen.„Ich sehe die Kunst als eine Sprache, die von allen verstanden werden kann“, sagt die Malerin. Die Verwendung von Acrylfarben auf Leinwand bietet die Möglichkeit, eine breite Palette von Techniken zu kombinieren und so eine reiche visuelle Erfahrung für die Betrachtenden zu schaffen. Die Malerei mit Pinsel und das Schütten von Farbe erzeugen Bewegung und lassen die Farben frei fließen, wodurch spontane Formen und Strukturen entstehen. Zufälligkeiten durch Farbschüttungen sind dabei willkommen. Die Farben selbst scheinen miteinander zu interagieren, sich zu vermischen und zu harmonisieren, während gleichzeitig Kontraste und Spannungen erzeugt werden. Die Palette reicht von lebhaften, kräftigen
Tönen bis hin zu subtilen, nuancier-ten Schattierungen, die dem Werk eine emotionale Intensität verleihen.
„Ein Gegenpol zum Schweren“
Gutschlhofers kraftvolle Ausdrucksweise wurzelt tief in ihrem Unbewussten. In ihren Werken spielen die Themen „Leben“, „Menschen“ und „Leichtigkeit“ eine bedeutende Hauptrolle. „Ich male nicht sehr gesellschaftskritisch“, sagt die Künstlerin. Mit ihren Bildern möchte sie einen „Gegenpol zum Schweren“ bilden. „Am Beginn eines Bildes habe ich meist gar kein spezielles Thema im Sinn, vielmehr trage ich eine Stimmung in mir. Mit Bildern, die wie Eingangstüren zu meinem Unterbewussten funktionieren, bringe ich mein Inneres durch Farbe und Form zum Ausdruck. Ich gehe sehr instinktiv vor. Erst zum Schluss stelle ich das Gemalte mit einem bestimmten Thema in Verbindung und beginne bewusst zu betonen und zu abstrahieren, bis das Bild für mich stimmig ist. Dann spüre ich, dass es fertig ist“, erzählt Gutschlhofer über den Schaffensprozess, der meist in ihrem Atelier oder Garten stattfindet.
Kunst hält fit
„Kunst braucht die Auseinandersetzung mit Menschen. Der öffentliche Raum ist eine spannende Begegnungszone, ein Vorbeigehen ohne Berührung durch Form und Farbe gibt es nicht. Bilder erreichen und berühren uns, dieser Prozess passiert bewusst oder auch ganz unbewusst“, ist die Farbkomponistin überzeugt, deren Bilder auch an öffentlichen Plätzen in der Region auf uns wirken. So reagieren zum Beispiel die Trainierenden in den „Lebenslang fit“-Fitnessstudios in Lassing und
Irdning sehr offen und freudvoll auf die großen, kraftvollen Bilder. Ein Trend, der sich in diesem Bereich entwickelt hat, ist das Konzept der „bewegten Kunstbetrachtung“, bei dem Betrachter Kunstwerke während Ausdauerübungen erleben. In einem Yogaraum zum Beispiel, in dem die Besucher Gutschlhofers Malereien während der Yogaübungen betrachten können, vertiefen sich die Anwesenden des Öfteren in Gespräche der verschiedenartigsten Interpretationen. Und auch in Therapieräumlichkeiten und Wartezimmern wirken die Farben auf Psyche und Geist ihrer Betrachter. 50 Werke von Anna Gutschlhofer sind derzeit im „Haus der Inklusion“‚ in Liezen ausgestellt und jederzeit zu den Bürozeiten zu betrachten und zu erwerben. Die Ausstellung läuft noch bis Juni 2025. ◻
Text: Christian König
Fotos: Anna Gutschlhofer