Captain Garlic und die belebende Kraft der Fantasie
-
Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten
Walter Thorwartl – Lehrer, Autor, Maler, Fantast – erschafft in seinen Geschichten und Bildern zahlreiche Wesen und Welten voller Fantasie und Abenteuer, die sowohl Kinder als auch Erwachsene begeistern.
Maler Walter Thorwartl (Foto: Thorwartl)Geboren und aufgewachsen in Gröbming - Einöd, erinnert sich Walter Thorwartl lebhaft an seine Kindheit, die von den Überschwemmungen des Ennstales und den Abenteuern im unheimlichen Kulmwald geprägt wurde. Einem Ort voll dunkler Geheimnisse und der beliebte Spielplatz von ihm und seinem Bruder Wolfram. Dort bauten sie Dämme, formten Tiere aus Dreckklumpen und erfreuten sich an dem Spiel mit der eigenen Fantasie, später dann auch mit der jüngeren Schwester Elisabeth. „Heute gehen Kind und Erwachsene leider oft zu sehr aneinander vorbei“, ist der Schriftsteller von insgesamt 20 Büchern überzeugt. Es mangle an Kommunikation, die durch den erhöhten Konsum von modernen Medien leide. „Die Natur hat dadurch sowohl für Stadt- als auch für die Landkinder an Anziehungskraft verloren“, meint der ehemalige Lehrer, dem 2017 der Ehrenring der Marktgemeinde Gröbming für sein außerordentliches Engagement in den Bereichen Theater, Literatur und Bildung verliehen wurde.
„Oh Käpt’n! Mein Käpt’n!“ – Inspiration im Klassenzimmer
Auch wenn er immer Schauspieler werden wollte, habe er es nie bereut, dass seine Eltern damals entschieden haben, dass er das werden sollte, was die meisten in seiner Familie waren, Lehrer. Nach Abschluss der Pädagogischen Akademie in Wien unterrichtete Walter ein Jahr in Wien/Simmering, bevor er ins Südburgenland zog. Intensiv erlebte er in dieser sehr fruchtbaren Landschaft mit seinen Volksschulkindern in Riedlingsdorf die Jahreszeiten und ist überzeugt, dass dies prägend für die Erschaffung seiner, später zu Papier gebrachten, Fantasiewelten war. Nach drei Jahren kehrte er als Hauptschullehrer nach Gröbming zurück. Dort unterrichtete er bis zur Pensionierung Deutsch, Biologie, bildnerische Erziehung und Darstellendes Spiel. Die Klasse, mit der er einst das Projekt eines gemeinsamen Meeresabenteuers umsetzte, kennt ihn noch heute unter seinem Spitznamen „Captain Garlic“. „Ich bin sehr dankbar, dass ich bei meinen Schulprojekten freie Hand hatte.“ – Mit zahlreichen Theater-, Schreib- und Umweltprojekten bereicherte der leidenschaftliche Lehrer den oft trockenen Unterricht mit fantasievollen Elementen und verwob dabei auf spielerische Weise die Lerninhalte seiner Unterrichtsgegenstände.
Ein Leben voller Fantasie und Abenteuer
"Zuwendungen" von Walter ThorwartlInspiriert von J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ und dem Schreibstil von Vladimir Nabokov begann Walter Thorwartl, Geschichten zu schreiben. Auf Anraten seines guten Freundes Hans Schneider meldete er sich 1989 zu einer Ausschreibung für unveröffentlichte Jugendbuchmanuskripte und gewann mit „Im Schatten des Mullach“, erschienen im Dachsverlag, den Kinder- und Jugendbuchpreis des Landesjugendreferates in der Steiermark. Es folgten weitere Bücher wie „Der Luchsfelsen“ und „Gilberts Vermächtnis“. Neben seiner Tätigkeit als Autor versuchte sich Thorwartl auch als Drehbuchautor und Regisseur von „Heimatfilmen“. Mit dem Verein Theater Moosheim realisierte er zahlreiche Theaterstücke für Erwachsene auf einer Seebühne in Tunzendorf. Zuletzt erschienen im G&G Verlag zwei alte Klassiker, die Thorwartl für Erstleser im Alter von sieben bis neun Jahren umgeschrieben hat: „Die Schatzinsel“ (2017) und „Moby Dick“ (2023). In Bezug auf zukünftige Projekte sagt der Autor, dessen fantastische
Welten, wie er betont, nie Fluchtorte, sondern stets Erholungsorte sind: „Ich werde keine Jugendbücher mehr veröffentlichen, weil ich das Gefühl habe, nicht mehr in dem Stil schreiben zu können, den Jugendliche von heute gerne haben.“ Er widme sich jetzt lieber satirischen Themen für Erwachsene. Geschichten wie jene, in der er das Ennstal neu erfunden hat – diese möchte er aber aus Rücksicht auf Touristiker erst gar nicht veröffentlichen, erzählt er schelmisch, immerhin schreibe er ja auch in erster Linie für sich selbst.
Maria und Walter
Seit 30 Jahren ist Thorwartl mit Maria, einer ebenfalls ehemaligen Lehrerin, verheiratet. Gemeinsam unternahm das Paar prägende Reisen nach Irland. Immer wieder schlichen sich dadurch keltische Wörter in seine Texte ein. „Ich habe immer große Kraft aus der Familie geschöpft. Maria verdanke ich ein Leben, das ich mir schöner nicht vorstellen könnte, und das geprägt ist von gegenseitiger Zuneigung und Respekt“, strahlt Thorwartl. Nach einer Zeit der Sinnsuche nach der Scheidung von seiner ersten Frau, der er zwei wunderbare Kinder, Alexander und Barbara, verdankt, kehrte so endlich wieder Ruhe in Walters Leben ein. Maria schaffte ihm mit ihrer Unterstützung und Toleranz den nötigen Freiraum, sich zu verwirklichen und tut dies auch noch heute. Außerdem ist es dem praktizierenden Christen wichtig zu erwähnen, dass auch die Religion einen wesentlichen Beitrag zu seinem Lebensglück spiele.
Thorwartl widmet sich heute vornehmlich der Malerei und nimmt auch gerne Aufträge für Bilder entgegen. Im literarischen Bereich versucht er derzeit verschiedene ältere und jüngere Texte zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzufügen. Er freut sich über Einladungen zu satirischen Lesungen zu den unterschiedlichsten Themen.