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Ein-Mann-Skischule mit Outdoor-Büro

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Locker meistert der klassische, weinrote Range Rover die schneebedeckte Fahrbahn auf die Planai. Der von Gerhard Resch gesteuerte Oldtimer ist steigungserprobt, ganz, wie sein Besitzer. An einem Aussichtspunkt mit wunderbarem Weitblick hält der Berg- und Skiführer an.

Naturverbunden durch und durch. Mit seiner entspannten Art bringt der Bergführer und Skilehrer Gerhard Resch seinen Gästen die Bergwelt näher. Naturverbunden durch und durch. Mit seiner entspannten Art bringt der Bergführer und Skilehrer Gerhard Resch seinen Gästen die Bergwelt näher. Foto: Petra Schuster

Gerhard uns sein Range Rover. Zwei geländegängige  Klassiker, wie sie im Buche stehen. Gerhard uns sein Range Rover. Zwei geländegängige Klassiker, wie sie im Buche stehen. Die Wärme der letzten Sonnenstrahlen des Tages will bei einem kurzen Spaziergang noch eingefangen werden. Gleichmäßig dahinstapfend beginnt er von der Namensfindung seiner „Ein-Mann-Skischule“ zu erzählen: „Als ich vor gut 25 Jahren vom Arlberg nachhause gekommen bin, besuchte ich einen Freund, den es mittlerweile leider nicht mehr gibt. Er hatte so eine kleine Pension mit einem Gasthaus dabei. Das war die Holzhackerstube. Peter, so hat er geheißen, war Haubenkoch. Wir haben uns unterhalten und ich habe ihm von meinen Plänen erzählt, hier in Schladming wieder Fuß fassen zu wollen. Als Bergführer arbeiten zu wollen und eine Ein-Mann-Skischule zu gründen“, erinnert sich Gerhard an diesen Tag und steuert auf das Hausbankerl eines alten Holzhauses zu, das sich beim Dahingehen und Unterhalten als Rastplatz angeboten hat. Leger lehnt er sich an die Hauswand. „Peter hat mich damals ganz groß angeschaut. Und dann ist ihm ein ganz selbstverständliches „Jo Monte Krahhhhh“ ausgefahren. Das hat mir echt sofort getaugt“, erzählt der Schladminger und schüttelt mit einem Lächeln auf den Lippen den Kopf: „Skurril war das, skurril.“

Verbundenheit

Naturverbunden durch und durch. Mit seiner entspannten Art bringt der Bergführer und Skilehrer Gerhard Resch seinen Gästen die Bergwelt näher. (Foto: KK)Naturverbunden durch und durch. Mit seiner entspannten Art bringt der Bergführer und Skilehrer Gerhard Resch seinen Gästen die Bergwelt näher. (Foto: KK)Die tiefstehende Wintersonne scheint ihm ins Gesicht. Unter den Rändern seiner Sonnenbrille räkeln sich Augenfalten. Wie kleine Sonnenstrahlen ziehen sie sich in Richtung Schläfen. In den Augen des Bergführers spiegeln sich die Neugierde auf das Leben und einige Gipfel der Schladminger Tauern wider. Darunter der Krahbergzinken. Bereits seinerzeit, in den 80er-Jahren, einer der Lieblingsgipfel von Gerhard Resch und auch Namensgeber für seine Ein-Mann-Skischule. Den „Monte Krah“ (Dialektausdruck für Krahbergzinken), den kennt man als Einheimischer der Region Schladming. Auf seinem Gipfel war man als Bergfex schon einmal, oder man möchte ihn vor Ablauf der „Geländegängigkeit“ unbedingt besucht haben. Dem Bergwanderer bietet sich dort ein ausladender Blick ins Ennstal. Gegenüber präsentiert sich die Bergkette des Dachsteinmassivs in seiner majestätischsten Form. Sowohl zu dieser Region, diesen Gipfeln, den Tälern, den Wasserfällen und den Pulverabfahrten als auch zu den Menschen, die hier leben, spürt der 60-Jährige eine immense Verbundenheit. „Ich war lange in Lech am Arlberg. Es war eine fantastische Zeit voller lässiger Erlebnisse und Geschichten. Vom Skiballett bis zum Freeski war da alles dabei. Das war natürlich ein echter Gag für die Gäste. Da haben wir uns fetzig angezogen und mit einem ordentlichen Skilehrer-Schmäh hast du da deinen Kunden sicher und mit viel Spaß dabei das Skifahren beigebracht“, schwelgt der steirische Skilehrer in Erinnerungen. „Von dort bin ich vor circa 25 Jahren dann wieder nachhause zurückgekommen und hab mich sofort daheim wohlgefühlt. Ich habe es dann noch einmal wissen wollen, bin noch einmal rausgefahren. Ich wollte einige Wochen in Zürs in einer Skischule arbeiten, aber das hat mir nach meiner Rückkehr nach Schladming überhaupt nicht mehr gefallen. Also bin ich dann nach eineinhalb Wochen gleich wieder heim. Es war mir einfach zu viel. Zu viel Rummel“, stellt er mit ruhiger Stimme fest.

Wildnis atmen und Berge genießen

Gänzlich zuhause angekommen hat sich Gerhard unverzüglich wieder seinen „Heimatbergen“ gewidmet und war permanent im Gelände unterwegs. Es hat nicht lange gedauert, hat es sich herumgesprochen, dass es sich lohnt, mit dem erfahrenen Bergführer- und Skilehrer die Gegend zu erkunden und bei ihm Skifahren zu lernen. Der Tourismus in der Region hat zu dieser Zeit deutlich angezogen. Der lebensfrohe und naturverbundene Outdoorbegeisterte justierte das Angebot seiner „Ein-Mann-Skischule“ und machte es sich vor allem zur Aufgabe, den Gästen die Ruhe und Einzigartigkeit der Bergwelt in der Region Schladming-Dachstein näherzubringen. „Es gibt so unglaublich schöne und ursprüngliche Platzerl bei uns“, schwärmt er von seiner Heimat. „Da ist absolut alles dabei. Vom Gletscher bis zum abgeschiedenen Bergsee, von leichten Wanderungen bis zu anspruchsvollen, alpinen Touren. All das kann ich als Bergführer anbieten. Sich dort sicher zu bewegen und mit einer Fülle an einzigartigen Erlebnissen wieder wohlbehalten zuhause zu landen. Auch das kann ich anbieten. Aber der Großteil des Erlebnisses, der liegt am Gast selbst“, gibt er zu bedenken. Fast etwas melancholisch stellt Gerhard Resch fest: „Er hat sich verändert, der Zugang zum geführten Berg- und Wintersporterlebnis. Schneller, weiter, Erster oder ständig für Fotos am Handy. Das sind die Ansprüche, die viele Gäste heute haben. Das ist angesichts der schnelllebigen Zeit zwar ein natürliches Erscheinungsbild, schade ist es trotzdem“, meint Resch. Ein bisserl mehr Gefühl für den schönen Moment würde er sich wünschen und ein bisschen mehr Sinn für die wunderbare Ruhe und die einzigartige Wildnis. „Weil die Berge bieten uns genau das an, was uns die Zeichen der Zeit nehmen. Regeneration, Ruhe und saubere Luft zum Atmen“, bekräftigt er mit einem tiefen Atemzug, lehnt sich an die Hauswand und genießt den Augenblick.

Text und Fotos: Petra Schuster

 

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