Extravagante Trophäenkunst
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Mit seiner einzigartigen Mischung aus Kunst und Handwerk beweist Robert Stuhlpfarrer den Mut, alte Traditionen gänzlich neu zu definieren. Mit viel Leidenschaft verschmilzt der passionierte Lackiertechnik-Meister seinen Beruf mit den jahrhundertealten Praktiken der Trophäenaufbereitung.
Bei seiner Bearbeitung und Präsentation von Trophäen bricht Robert Stuhlpfarrer mit bestehenden Traditionen. Die Leidenschaft zur Jagd pflanzte bereits sein Großvater in ihm, der hier im Hintergrund zu sehen ist. (Foto: Guegerl Michael) Bereits seit seiner Kindheit steht Robert Stuhlpfarrer in leidenschaftlicher Verbindung mit der Faszination Trophäe und ihrer im Detail liegenden Einzigartigkeit, welche auf den ersten Blick nicht wahrnehmbar erscheint. Diese emotionale Bindung verdankt er nicht zuletzt der Lehre seines Großvaters, welcher das über Generationen gewachsene, jagdliche Erbe sein gesamtes Leben lang bis ins kleinste Detail lebte und stets mit ihm teilte. „Noch am Sterbebett hat mein Großvater ganz genau gewusst, wo genau seine zahlreichen Geweihe herstammen, erzählt der Trophäenveredler. Um sich der Leidenschaft seines Großvaters anzunähern, legte auch Robert Stuhlpfarrer 2018 die Jagdprüfung ab: „Dann hats auch mich erwischt. Mir ging es nie um das eigentliche Erlegen von Wild, viel mehr um die Beziehung zu Natur und Wild. Ich habe einfach eine Freude, wenn ich am Hochstand sitze und ein Wild beobachten kann. Jäger sind jedoch haftbar für Waldschäden und ein gewisser Abschuss ist zu erfüllen. Der Wald ist der Lebensraum des Wildes und seine Gesundheit hat Vorrang“, erklärt Stuhlpfarrer, der der Meinung ist, dass sich das Konsumverhalten der Menschen in Bezug auf Herkunft und Qualität von Fleisch rapide verändern würde, wenn jeder, der Fleisch konsumiert, auch einmal bei der Tötung eines Tieres dabei wäre.
Schädelknochen mit Emotion
2018 lackierte Stuhlpfarrer seine erste Trophäe aus dem Fundus des Großvaters. „Es ist an der Zeit, mit bestehenden Traditionen in der Bearbeitung und Präsentation von Trophäen zu brechen“, sagt er mit entschlossenem Lächeln. Für ihn sind Trophäen nicht nur Erinnerungsstücke, sondern Kunstwerke, die eine Geschichte erzählen und Emotionen wecken sollen. Tatsächlich wecken die bearbeiteten Trophäen Emotionen in vielerlei Hinsicht. Mit seiner Kunst, die eng mit der Jagd verbunden ist, polarisiert der Künstler aus Gaishorn am See bei manch alteingesessenem Waidmann nämlich genauso wie bei Jagdgegnern. Die Reaktion eines Jägers auf Stuhlpfarrers Geweihbearbeitung fiel mit „Da dreht sich dein Opa doch im Grab um“ nicht weniger heftig aus als die einer Grazer Professorin. Als Reaktion auf einen ORF-Bericht über den Künstler, der sich eher als Handwerker sieht, fühlte sich diese bemüßigt, Stuhlpfarrer folgenden Gruß per Mail zukommen zu lassen: „Wir wünschen Ihnen, dass mit Ihrem Schädel dasselbe passiert!“ Der Lackiermeister nimmt es gelassen und ist sich bewusst, dass eben nicht jeder etwas mit einem Geweih als Erinnerungsstück anfangen kann. „Die ländliche Bevölkerung ist damit halt eher vertraut als ein Städter“, bemerkt er schmunzelnd.
Die „Robartwork“-Manufaktur
Bei der Firma MACO am Standort Trieben absolvierte der Künstler, der sich mehr als Handwerker sieht, eine Lehre zum Lackiertechniker. 2013/14 hat er seine Meisterprüfung dort abgeschlossen und ist mittlerweile als Team- leiter für die Bereiche Lackiertechnik und Kunststofftechnik verantwortlich. (Foto: Guegerl Michael)Stuhlpfarrer ist Leiter der Abteilung Kunststofftechnik bei der Firma MACO in Trieben und verantwortlich für Lackier- und auch Spritzgusstechnik. Die Kombination aus seiner Ausbildung zum Lackiermeister bei Maco Trieben und seiner künstlerischen Vision ermöglicht es dem kreativen Geist, einzigartige Oberflächen und Farben zu kreieren, die in der Welt der Jagdtrophäen beispiellos sind. Von metallischem Schimmern bis hin zu matten, erdigen Tönen – Stuhlpfarrers Arbeiten sind so vielfältig wie die Natur selbst. Mit Unterstützung von befreundeten Handwerkern entstehen auch exklusive Oberflächenbehandlungen mit Airbrush und Lasergravur. Zumeist werden die Trophäen mit hochwertig bearbeitetem Altholz aus der Region umzogen. Doch es ist nicht nur die Ästhetik, die Stuhlpfarrers Werke auszeichnet. „Außergewöhnliches entsteht nur in außergewöhnlicher Umgebung“ – streng nach diesem Leitsatz wird jedes künstlerische Einzelstück von „Robartwork“ in speziell eingerichteten und konzipierten Räumlichkeiten gefertigt. Das Beste ist gerade gut genug, alle Produkte unterliegen einem von professionellsten Verfahren und Werkzeugen begleiteten Entstehungsprozess mit einer peniblen Auswahl der Rohstoffe und Grundmaterialien. Stuhlpfarrer legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und respektvollen Umgang mit den Materialien. Das Geweih/Horn wird aus Respekt zum Tier nie bearbeitet. Jedes Stück trägt einen eigenen Namen, der es bis in alle Ewigkeit mit seiner Identität verbindet. „Es ist mir wichtig, dass jede Trophäe eine Persönlichkeit hat“, sagt er, während er sanft über die Oberfläche eines Hirschgeweihs streicht. „Der Name gibt ihr eine Seele.“ So erzählt jedes Gesamtkunstwerk seine eigene Geschichte, gänzlich ohne Worte, ausschließlich durch die fesselnde Magie kreativer Handwerkskunst.
Eine letzte Frage
In Gaishorn am See hat Robert Stuhlpfarrer die Räumlichkeiten der ehemaligen Tischlerei Rossmann selbst umgebaut und mit einem Zwischenstock samt edler Glaswand versehen. Bevor wir das 150 m² große Atelier mit Schauraum von „Robartwork“ verlassen, kommen wir nicht umhin, eine letzte Frage, die uns auf der Zunge brennt, an den Trophäenveredler zu richten: Ob er denn nun etwas dagegen hätte, wenn auch mit seinem Schädel dasselbe passiere? Mit einem lauten Lachen kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Nein, wenn er gut lackiert ist nicht.“