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In jeder Rolle steckt auch ein Stück von mir

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Lukas Walcher hat es immer schon auf die Theaterbühne gezogen. Seit seiner Ausbildung auf der Schauspielschule weiß er, dass er auch gut vor der Kamera funktioniert. Zwischen den Dreharbeiten zu einem Film über Bruno Kreisky treffen wir ihn zum Interview im Café
Wieser, seinem alten Stammcafé in Gröbming.

In jeder Rolle steckt auch ein Stück von mir Foto: SRF/Pascal Mora

Lukas Walcher ist in Pruggern aufgewachsen und mit zwölf Jahren mit der Familie nach Gröbming gezogen. Fernsehen durfte er als Kind nur am Wochenende. Die meiste Zeit hat er sowieso am Skate- oder Fußballplatz verbracht. Bereits sein Vater spielte damals im Laientheaterverein von Walter Thorwartl. Früh machte Lukas auf sich aufmerksam, indem er sämtliche Sprechrollen, alleine durchs Zuhören, auswendig lernte und seinen Vater aus seinen Texten abprüfte. Seinen ersten Vers auf der Bühne durfte er bereits mit sechs Jahren aufsagen, mit 15 Jahren dann seine erste größere Rolle spielen. Nach Abschluss des Gymnasiums Stainach zog es den „Herr der Ringe“-Fan erstmal nach Graz zum Geschichte- und Germanistik-Studium. Durch einen Freund rutschte er in die freie Theaterszene und fing an, in verschiedenen Theatergruppen am Drama Graz oder Theater Quadrat zu spielen. 2015 gelang ihm die Aufnahme an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Rund 2.000 Anwärter kamen zu den Vorsprechrunden, sechs österreichische und 19 Staatsbürger aus der Schweiz und Deutschland wurden aufgenommen, darunter Lukas Walcher.

Der Bösewicht

Lukas Walcher im Theater bei „Penthesilea - Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin“ (Foto: Foto: Lex-Karelly)Lukas Walcher im Theater bei „Penthesilea - Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin“ (Foto: Foto: Lex-Karelly)„Tatsächlich war es immer das Theater, wo ich hinwollte“, erzählt Walcher und, dass er an der Schauspielschule in Berlin die ersten zwei Jahre sehr viel, für die Branche hilfreichen, körperbezogenen Unterricht wie Fechten, Reiten, Bogenschießen und Training in der japanischen Kampfkunst Aikido erhielt, der darauf abziele, den Körper darauf zu trainieren, automatisiert der Gedankenwelt zu folgen. „Das eigentliche Zusammenspiel von Körper, Sprache und Atmung auf der Bühne wird einem beim Sprechunterricht vermittelt, der sehr hilfreich dabei ist, einen Text ganz zu durchdringen.“ Ab dem dritten Jahr werden die Schüler durch sehr viel praktische Studioinszenierungen dabei unterstützt, in den Beruf hineinzuwachsen und Fuß zu fassen. Bei einem Castingprozess für Kurzfilme kam der Student in dieser Zeit zum ersten Mal mit dem Medium Film in Kontakt. Eine „Gamechanger-Erfahrung“, wie er heute sagt. Noch während seines Studiums schafft es Walcher als hauptverdächtiger Jura-Student in eine Tatortfolge in Berlin. „Lustigerweise bekomme ich oft die Bösewichtrolle. Die Kunst dabei ist es, authentisch mit Sachen rüberzukommen, die mir eigentlich fremd sind. Dabei muss ich so viel wie möglich aus mir herausholen, jede Rolle ist immer auch ein Stück von mir.“ Mittlerweile wirkte der 35-Jährige in über 20 Film-, TV- und Streamingproduktionen mit. Unter anderem in den Kinofilmen „Ein ganzes Leben“ und „Des Teufels Bad“ sowie in den TV-Produktionen „Der Pass“, „Die Uhudler Verschwörung“, „Soko Donau“, „Blind ermittelt“ und „Soko Kitzbühel“. Bei der internationalen Kinoproduktion „Never Alone“ des preisgekrönten finnischen Filmemachers Klaus Härö, die bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes gezeigt wird, beeindruckt der sympathische Lukas Walcher als Gestapo Fiesling.

„Lasse mich gerne auf Rollen ein“

Am Filmset zu Aufnahmen für „SOKO Donau“, „Blind ermittelt“ oder „Die Uhudler-Verschwörung“ genießt der gebürtige  Ennstaler Lukas Walcher das Spiel vor der Kamera. (Foto: SRF/Pascal Mora)Am Filmset zu Aufnahmen für „SOKO Donau“, „Blind ermittelt“ oder „Die Uhudler-Verschwörung“ genießt der gebürtige Ennstaler Lukas Walcher das Spiel vor der Kamera. (Foto: SRF/Pascal Mora)„Ein einfacher Trick, um gut in andere Rollen zu schlüpfen, ist es, z.B. ein Rollentagebuch, also aus der Sicht des Protagonisten, zu führen oder einen Lebenslauf für die Rolle zu kreieren. Manchmal hilft es, wenn jemand ein Interview mit mir in der jeweiligen Rolle führt. Ich nütze Rollen nicht, um irgendetwas zu verarbeiten, aber es macht mir Spaß, mich auf meine Rollen einzulassen und dabei bin ich auch sehr selbstkritisch.“ Der Schauspieler erzählt, dass er bei Premieren immer ganz still wird, weil er sich selbst nicht wirklich gerne auf der Leinwand zusieht. „Wenn ich mir selbst zusehe, braucht es immer eine Weile, bis ich das verarbeitet habe. Ich kann auch nichts lernen davon, da ist es besser, andere Schauspieler zu beobachten.“ Im Kino bewundert Walcher am liebsten Schauspielkollegen wie Joaquin Phoenix, Daniel Day Lewis, oder Andrew Scott. Auf seine Rolle in der „Uhudler Verschwörung“ von Thomas Stipsits ist Walcher besonders stolz, weil er bis dahin nicht wusste, dass ihm auch Komödien liegen, zudem sei bei diesen Dreharbeiten auch viel aus Improvisation entstanden. Aktuell wirkt der Ennstaler bei einer Verfilmung über Bruno Kreisky mit. Die Frage, was er sich für seine berufliche Zukunft wünsche, beantwortet uns der bereits zweimal mit dem Nestroypreis für die beste Bundesländer-Theateraufführung ausgezeichnete Schauspieler lieber nicht. „Was Wünsche betrifft bin ich abergläubisch, ich habe Angst, dass wenn ich sie ausspreche, sie nicht in Erfüllung gehen.“ Was sich Walcher aber auf jeden Fall wünscht ist, „dass es das Kino schafft, die Menschen nicht zu verärgern, indem nur noch darauf geachtet wird, Kassenschlager zu produzieren. Kino muss fordern und beim Film hatte ich immer das Gefühl, dass sich dabei andere Welten eröffnen.“ Auf jeden Fall können wir mit Lukas Walcher im Oktober gemeinsam in die Ermittlungen des burgenländischen Columbus Inspektor Sifkovits eintauchen, da wird nämlich die „Uhudler-Verschwörung“ auf ORF ausgestrahlt.

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