LBN-Talk: Alois Mühlbacher – Von Hinterstoder an die Mailänder Scala
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Aus der traditionsreichen Chorschule der St. Florianer Sängerknaben hervorgegangen, debütierte Alois Mühlbacher schon mit 15 an der Wiener Staatsoper. Der Countertenor aus dem Stodertal ist mittlerweile auf den renommiertesten Bühnen in Europa, Asien und Amerika zu erleben. Besonders im großen geistlichen Repertoire von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel entfaltet sich seine Stimme mit besonderer Intensität. Im LBN-Talk spricht er über seine ungewöhnliche Karriere.
LBN: Alois, wenn du an Hinterstoder denkst, was ist das erste Bild, das dir in den Kopf kommt?
Alois Mühlbacher: Der Blick aus dem Wohnzimmer meiner Eltern auf Spitzmauer und den Großen Priel. Ich fühle mich stark mit der Landschaft und der Natur meines Heimatorts verbunden. Eine Nacht zu Hause ist für mich wie Urlaub. Der Dolomitensteig am Ende vom Stodertal zum Beispiel ist meine absolute Lieblingsroute. Da klärt sich mein Kopf, da komme ich zu mir selbst.
Deine Stimme ist besonders. Wann wurde dir das selbst bewusst?
Meine Eltern haben es zuerst gemerkt. Ich habe im Stiegenhaus den Kirchenchor nachgesungen, ganz unbewusst. Meine Mutter hatte dann die Idee, mich bei den St. Florianer Sängerknaben vorsingen zu lassen. Dass ich genommen wurde, war der Beginn von allem. Der Chorleiter Franz Farnberger wurde mein Mentor, bis heute arbeiten wir eng zusammen.
Wie wichtig ist so eine vertrauensvolle künstlerische Beziehung?
Sie ist unbezahlbar. In einem so komplexen Beruf braucht es jemanden, der einen kennt, auch stimmlich. Franz weiß, wie ich ticke, wie ich atme. Das gibt Sicherheit und macht Entwicklung erst möglich.
Du hast schon früh auf internationalen Bühnen gestanden. Wie war es für dich, als Teenager so viel unterwegs zu sein?
Ich habe das nie als Belastung empfunden. Klar war mein Leben anders als das meiner Schulfreunde, aber ich habe mit 14 schon die Welt gesehen – das war ein Geschenk.
Und trotzdem kam später auch die Wiener Partyzeit dazu, oder?
(lacht) Absolut. Als ich mit 20 nach Wien gezogen bin, habe ich das kulturelle Leben in vollen Zügen genossen. Ich war fast jeden Abend in einer Vorstellung – Oper, Theater, Konzert. Und ja, die eine oder andere Nacht wurde auch durchgetanzt.
Was ist das Besondere an der Stimmlage eines Countertenors?
Es ist eine sehr emotionale, oft fragile Klangfarbe. Um ein Opernhaus mit der eigenen Stimme ausfüllen zu können, braucht es enorm viel Technik und Körperbeherrschung. Ich vergleiche es gern mit Hochleistungssport – man muss seinen Körper durch und durch kennen. Kleine Verspannungen oder Unwohlsein – das hört man sofort. Man kann sich nicht verstecken.
Wie gehst du mit dem Wissen um, dass deine Stimme als Countertenor eine begrenzte Lebensdauer hat?
Das ist eine Realität, mit der man leben muss. Die Hochphase liegt irgendwo zwischen 35 und 45 Jahren. Aber die Chancen, dass man auch mit 50 noch gut singen kann, stehen gut. Danach wird die Stimme zurückgehen.
Du bist an vielen besonderen Orten aufgetreten: Bolivien, Mexiko, Russland. Gibt es ein Erlebnis, das besonders hängengeblieben ist?
Es gab viele, aber eines war sicher mein Debüt an der Mailänder Scala mit Händels Alcina. Allein schon dort auf der Bühne zu stehen, war ein Traum. Sehr außergewöhnlich war aber z. B. ein Konzert in einer Cenote in Mexiko. Ich musste in einem Neoprenanzug zu einer Grotte schwimmen, um dort singen zu können. Völlig surreal. Oder Bolivien auf über 4.000 Metern. Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, wie sehr Singen auch mit Sauerstoff zu tun hat. Ich brauchte tatsächlich künstlichen Sauerstoff, um singen zu können.
Was sagst du zum österreichischen Songcontest-Sieger JJ?
Wir kennen uns von der Musik und Kunst Privatuniversität in Wien. Ich freue mich riesig über seinen Erfolg – ein Countertenor beim Songcontest! Ich finde es großartig, dass diese Stimme so viel Aufmerksamkeit bekommt.
Klassik Pur in Hinterstoder 8.–10. August 2025
Foto: Toni SuterWer Alois Mühlbacher live erleben möchte, hat dazu von 8. bis 10. August am Klassik Pur Festival in Hinterstoder die beste Gelegenheit.
Nach dem großen Erfolg des ersten Klassik Pur Festivals in Hinterstoder im Vorjahr, hat das ambitionierte Organisations-Trio Alois Mühlbacher, Gundula Leitner und Bettina Leitner-Pelster auch für 2025 wieder ein ausgesucht schönes und ansprechendes Programm zusammengestellt. Die drei international engagierten Musiker werden an drei Tagen in der Hösshalle und in der Pfarrkirche von Hinterstoder mit Freunden musikalische Schwerpunkte setzen.
Sei dabei!
Am 14. Juli verlosen wir 2 x 2 Tickets unter allen Facebook-Followern unseres LBN-Magazins für GUNDULA & FRIENDS (mit Alois Mühlbacher): Perlen der Klavierkammermusik mit Werken von W. A. Mozart, G. Mahler und R. Schumann
WANN: Sonntag, 10.08.2025 um 19 Uhr in der Hösshalle Hinterstoder.