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„Tonzen, singa, locha, schrei“

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Singer & Songwriter Franz Thalhammer ist ein Geschichtenerzähler der alten Schule. Auf wunderbare Weise vermag er es, alte Rituale mit modernen Klängen musikalisch zu verweben. In jene mystische Zwischenwelt folgt ihm sein treues Publikum bis heute immer wieder gerne.

„Tonzen,  singa, locha, schrei“ Foto: Weibold

Es gibt nix wos nit gibt und alles is möglich. Losst’s es nua zua und bleibt’s beweglich“, schreibt Thalhammer in einem seiner Liedertexte. Damit scheint es der Sänger und Mastermind der Band „Rauhnacht“ auf den Punkt zu treffen, wenn er seine Geschichte vom Skilehrer in Virgina, USA, zum Plattenvertrag mit Ariola/BMG und dem Konzert vor einem begeisterten Publikum in der „Verbotenen Stadt“ in der Pekinger Oper erzählt. Doch langsam, alles begann in Altaussee …

„Da Funken im Wind, er wird zum Faija (Feuer)“

Rauhnacht live in den 90er-Jahren im Schutzhaus zur Zukunft in Wien. (Foto: Mario Rossori)Rauhnacht live in den 90er-Jahren im Schutzhaus zur Zukunft in Wien. (Foto: Mario Rossori)Schon früh war der in Bad Aussee geborene und in Altaussee aufgewachsene Franz von den Bräuchen und Ritualen rund um die zwölf Raunächte zwischen dem 24. Dezember und dem 6. Januar fasziniert. Die Mystik dieser Nächte, in der pelzige Dämonen ihr Unwesen treiben sollen, sind somit unbewusst zu einer bis heute anhaltenden Schaffensquelle für den späteren Musiker und Liederschreiber Thalhammer geworden. Eigentlich komme er aus keiner musikalischen Familie. Als er sieben Jahre alt war, kam den Eltern die Idee, dass der Bub Geige lernen könne. Den Unterricht von einem nicht gerade feinfühligen Lehrer nahm er zähneknirschend hin. Nach drei Jahren habe er es seinlassen mit dem Gekrächze. Der Funke sprang erst später über, als er 14-jährig anfing, sich das Gitarre- und Bassgitarrespielen beizubringen. Die ersten Gehversuche startete Thalhammer in unterschiedlichen Besetzungen, unter anderem mit seinen Ausseer Freunden und späteren „Joy“- beziehungsweise „Seer“-Bandmitgliedern Fred Jaklitsch, Andy Schweitzer und Manfred Temmel.

„S’Leben is zan leben do“

Mit 19 Jahren zog es den jungen Franz Thalhammer in die USA. In Hot Springs, Virginia – vier Stunden südlich von Washington gelegen – arbeitete er als Skilehrer im „The Omni Homestead Resort“. Mit charmantem österreichischem Akzent moderiert er nebenbei auch eine Sendung eines „Hinterwäldler-Radiosenders“ der Appalachen namens „Jonnys used cars“. In den USA kam Thalhammer mit den Musikrichtungen Blues Grass Music und Country in Berührung, die aufgrund des Einflusses mitteleuropäischer Einwanderer auch Elemente unsere Volksmusik in sich tragen. Insgesamt drei Jahre blieb Thalhammer in den USA in denen er jeweils vier Monate als Skilehrer arbeitete und dann je acht Monate durch das gesamte Land – außer den Bundesstaat Alaska – reiste. Erste Songs mit englischen Texten entstehen auf den ausgedehnten Roadtrips. An den Inhalt der Songs erinnert er sich heute nicht mehr. „Ich denke mal, es waren typische Herzschmerz-Storys eines Anfang Zwanzigjährigen“, erzählt er schmunzelnd.

„Zwoa Schritt viri und koan Schritt noch hint“

Kurz überlegt Thalhammer, ob er ganz in die USA auswandert, die Entscheidung in Österreich zu bleiben, hat der Weitgereiste jedoch nie bereut. 1990 fängt er gemeinsam mit Walter Eisl an, mit einer musikalischen Mischung aus Drumcomputer und klassischen Volksmusikinstrumenten wie Hackbrett und Gitarre zu experimentieren. „Plötzlich hatten wir etwas, was komplett neu war“, erzählt der Musiker über jene Zeit, in der sie noch nicht wussten, dass unter der Decke auch andere Crossover-Geschichten wie Attwenger, Hubert von Goisern und Ausseer Hardbradler ihren Anfang nahmen. Die unkonventionelle Stilmischung der Band erregte bald das Interesse größerer Plattenfirmen und so wurde im Jahr 1996 das erste Album „leibhaftig“ im Tonstudio des damaligen Falco-Produzenten Robert Ponger aufgenommen und bei Ariola veröffentlicht. Seit 16 Jahren spielt die Band nun bereits in der selben Besetzung mit Franz Thalhammer, Ernst Gottschmann, Christian Eidlhuber, Kurt Mitterlehner und Christian Einheller. Auftritte auf der großen Hauptbühne des Donauinselfestes, bei der sich bekanntlich immer an die 100.000 Zuseher einfinden, beim großen Tollwood-Festival in München oder die zweiwöchige Tournee durch China, bei der die Band vor tausenden von Menschen in der Pekinger Oper in der Verbotenen Stadt bejubelt wurde, sind Karrierehighlights, auf die die fünf Vollblutmusiker besonders stolz sind.

„Es is als ob wos ruafat, meine Sinne suachat“

Rauhnacht – Seit 16 Jahren in gleicher Besetzung unterwegs: Christian Einheller, Kurt Mitterlehner, Franz Thalhammer, Ernst Gottschmann,  Christian Eidlhuber (v. l.)Rauhnacht – Seit 16 Jahren in gleicher Besetzung unterwegs: Christian Einheller, Kurt Mitterlehner, Franz Thalhammer, Ernst Gottschmann, Christian Eidlhuber (v. l.)
(Foto: Mario Rossori)
„Wenn du auf die Bühne gehst, es im Publikum ruhig wird und alle Augen auf dich im Scheinwerferlicht gerichtet sind, dann weißt du – jetzt muss ich den Leuten etwas liefern. Diese Ausgangssituation ist eine Herausforderung, der ich mich immer wieder liebend gerne stelle. Wenn dann im Laufe des Konzerts der Moment kommt, wo ich spüre – ja jetzt hab ich sie – dann ist da plötzlich eine ganz eigene Energie am Laufen, bei der ich mich stark mit den Menschen verbunden fühle. Das ist ein extrem tolles Gefühl und der Grund, warum ich das immer noch mache“, schwärmt Thalhammer von der besonderen Magie bei Liveauftritten. Und auch das Schreiben hat einen besonderen Platz im Leben des musikalischen Geschichtenerzählers eingenommen, die Liedertexte stammen allesamt aus seiner Feder. „Ich schnappe irgendwo eine Headline auf. Zum Beispiel – Da Teifi schloft net – und da baue ich dann eine Geschichte rundherum. Zurzeit spielt Franz Thalhammer einige Konzerte mit dem Violinisten Toni Burger aber auch bei Rauhnacht ist wieder einiges im Busch. Privat lebt er mit seiner Familie mittlerweile wieder in Altaussee.

„Hehnahax’n, Pferdefuaß, Walpurgisnocht – des tat hiaz guat“

Fix sind auf jeden Fall schon die kommenden Rauhnachtkonzerte:
29.12., Alter Pfarrsaal Pürgg
30.12., Klang-Film-Theater Schladming
Und natürlich die Doppel-Konzerte am 3. und 4. Jänner im Gasthaus Veit in Gößl am Grundlsee, die unter den Fans schon seit Langem Kultstatus haben.
www.rauhnacht.at

 

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