Der Putterersee – Protagonist einer Familiengeschichte
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Mit seiner einzigartigen Lage und der Vielfalt an Aktivitäten ist der Putterersee in Aigen ein Ort, der seine Besucher zu jeder Jahreszeit verzaubert. Das ruhige Gewässer im Ennstal ist aber auch in eine jahrhundertelange Familiengeschichte verstrickt. Über Generationen hinweg befindet sich der See im Privatbesitz der Familie Dornbusch.

Drei Generationen der Familie Dornbusch. 1858 ging der Putterersee in den Familienbesitz über. (Foto: Sibel Zechman)Der 13 Hektar große Moorsee in Aigen, der sich im Sommer auf bis zu 28 °C erwärmt und heuer wieder zum Eislaufen, Hockeyspielen und Eisstockschießen eingeladen hat, ist seit jeher ein touristischer Anziehungspunkt. 1858 wurde die Putterergült samt Schloss und See von Carl und Maria Keller erworben. Damit wurde der Grundstock für das spätere Gastronomie- und Tourismusunternehmen Keller-Dornbusch geschaffen.
Kriegsjahre am Badesee
1914 wurde der Ortsschulratsobmann und Vizebürgermeister Carl Keller zum Feldzug gegen Russland in den Ersten Weltkrieg einberufen, aus dem er nach einer Schussverletzung in Polen zurück nach Aigen heimkehren durfte. Innerhalb weniger Jahre erfuhr ab 1928 der Tagestourismus einen ungeahnten Aufschwung und im Jahr 1932 wurde der See im Sommer pro Tag durchschnittlich bereits von 300 bis 400 Badegästen besucht, die nicht nur in der Sommerfrische in Aigen wohnten, sondern auch mit Bussen von Pürgg, Neuhaus und Alt-
irdning bis nach Irdning kamen und anschließend die letzten Kilometer zu Fuß zurücklegten. Ab 1943 führten die Folgen des Zweiten Weltkriegs zum Erliegen des Fremdenverkehrs. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs engagierte sich Josef Keller bald wieder im Fremdenverkehr. Kaum waren jene Quartiere wieder frei, in denen bislang noch Flüchtlinge und Displaced Persons aus aller Herren Länder untergebracht waren, kümmerte sich der Gastronom um die Wiederbelebung des Badetourismus am Putterersee. Schon Anfang August 1949 berichtete der „Ennstaler“: „Über 700 Badegäste tummelten sich am Sonntag am Putterersee.“
Badespaß und Tanzmusik
Alte Ansicht des Strandbads Putterersee um 1950 (Foto: Archiv Dornbusch)Nach dem Tod Josef Kellers im Jahr 1953 wurde der Gesamtbetrieb vorerst in der bisherigen, bewährten Form weitergeführt, wobei die Übernahme durch die jüngste Tochter des Hauses, Christine Dornbusch, neuen Schwung und neuen Unternehmungsgeist ins Haus brachte. Ab Mitte der 50er-Jahre wurde der Putterersee durch die Initiativen der Familie Dornbusch zu einem weit über die Grenzen des Ennstales hinaus bekannten Feriendomizil. Zu Pfingsten 1958 wurden bereits 3.500 Besucher am See gezählt, die nicht mehr alle in Aigen Unterkunft fanden und auf die umliegenden Gemeinden ausweichen mussten. Allein am Campingplatz am Nordufer des Sees wurden gegen 1.000 Personen mit über 150 Pkw und Autobussen aus den verschiedenen Bundesländern gezählt. Neben den Badegästen waren es im Sommer auch immer mehr die Tanzhungrigen, die während der 60er-Jahre bei Livemusik auf ihre Rechnung kamen, nicht immer nur zur Freude der Anrainer. So stand unter anderem 1956 unter der Rubrik „Was uns nicht gefällt“ in einer Zeitung zu lesen: „Ferner stört es viele, dass der Lautsprecher am See oft nach 22 Uhr in voller Lautstärke an den Tanzabenden zu hören ist und die Fremden und Einheimischen aus dem Schlafe schreckt.“ Ob es eine „Revanche“ der Einheimischen war, dass im darauffolgenden Sommer vor allem die Mercedessterne von deutschen Autos auf wundersame Weise verschwanden, weshalb man sogar in den Zeitungen negative Auswirkungen auf den Fremdenverkehr befürchtete, blieb ungeklärt.
Moorsee in Bedrängnis
In den 70er- und 80er-Jahren entwickelte sich der Putterersee zum ökologischen Problemfall. Hatte man in den 60er-Jahren noch offensiv mit der Heilwirkung des moorhältigen Seewassers geworben, so wurden Winteraktivitäten wie das Speedwayfahren am zugefrorenen See, gepaart mit der Belastung durch den vermehrten Badebetrieb und der ungeklärten Einleitung des Abwassers von neu errichteten Wohnhäusern sowie der starken Düngung der angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen zunehmend zu einer kaum verkraftbaren Belastung für ihn. Bereits 1972 war man sich bewusst, dass ein weiter ansteigender Badebetrieb das Gewässer in absehbarer Zeit zum Kippen bringen würde. Erste Maßnahmen in Form der Kanalisierung begannen aber zum Glück bald darauf zu greifen. Im Herbst 1979 wurden die Bauarbeiten einiger umstrittener Zubauten rund um den See abgeschlossen. Zum Glück hatte der See trotz Betonklotz im Rücken nicht im befürchteten Ausmaß an Attraktivität eingebüßt. Es steckte jedoch ein hartes Stück Arbeit dahinter, den See auch weiterhin positiv zu positionieren. Dies gelang vor allem dem Sohn von Christine Dornbusch, Christian Dornbusch, der zum Obmann des Aigner Fremdenverkehrsvereines wurde. Zu Beginn der 80er-Jahre belebte er mit Erfolg die Tradition der beliebten Seefeste wieder.
Ein Leben für den Tourismus
Ende 1985 verstarb Christine Dornbusch und der gesamte Gutsbetrieb samt Gasthof, Pension, Schlössel und Putterersee erging an Christian, der von klein auf in den Tourismus- und Landwirtschaftsbetrieb hineingewachsen war. In den Jahren 1995 und 1996 entstand schließlich die heutige, neue Badeanstalt. Das neue Seebad wurde mit einem Restaurantbetrieb für Sommer und Winter ausgestattet, im selben Gebäude wurden Umkleideräume und Sanitäranlagen untergebracht. Gleichzeitig fand eine Ausweitung des Angebotes am See selbst statt. So entstanden zum Beispiel eine Surfschule, ein neuer Sprungturm und ein neues Bootshaus. Auch heute noch zählen Gut Puttererseehof, Putterer Schlössl, -Stadl und -Lehen sowie ein Hofladen und der See zu den touristischen Leitbetrieben der Gemeinde Aigen im Ennstal, die von Familie Dornbusch betrieben werden.
Quelle: Familienchronik der Familie Dornbusch, verfasst von Bernhard A. Reismann