Happy Highlands – von der Weide ins Herz
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Am Bochsbichlerhof in Donnersbach hat man sich dazu entschlossen, keine Tiere mehr zu schlachten und begonnen, nach Alternativen für den Betrieb zu suchen. Heute verfolgt der Lebenshof ein Konzept, das Begegnungen zwischen Menschen und Tieren fördert und kleine und große Besucher mit unvergesslichen Augenblicken beschenkt.
Isabella Wagner und Wolfgang Lämmerer haben ihren Bergbauernhof in einen Lebenshof verwandelt, auf dem alle Tiere so lange leben dürfen, wie sie wollen.(Foto: Lisa-Marie Reiter) Seit vier Jahren lebt Isabella nun schon am Bochsbichlerhof. Aus der sanft hügeligen Landschaft des Weinviertels ist sie mit ihren drei Pferden auf den Bergbauernhof ins idyllische Donnersbachtal gezogen, der Liebe zu Wolfgang wegen. Seit 150 Jahren befindet sich der Bochsbichlerhof in Familienbesitz. Wolfgangs Opa ist 1961 nach einem schweren Unfall verstorben, während seine Oma mit dem sechsten Kind noch schwanger war. „Gott sei Dank hat Oma es geschafft, den großen Betrieb zusammenzuhalten“, erzählt Wolfgang auf der Holzbank vorm Haus mit beeindruckendem Blick über das Donnersbachtal. Wolfgangs Eltern waren 1988 unter den ersten Betrieben in Österreich, die original Hochlandrinder aus Schottland auf den Hof holten. Robust und geländegängig ist diese Rasse, wie geschaffen für die steilen Almen im Donnersbachtal. „Das war eine Pionierleistung“, wie der Jungbauer stolz bemerkt. Eine enge Beziehung zu seinen Mastrindern hat Wolfgang jedoch stets vermieden, erzählt er, „das Schlachten war für mich nie ein Freudentag“. Doch mit Isabella sollte alles anders werden.
Jede Menge #kuhcontent
„Dich wird niemand essen“, war Isabella schnell klar, nachdem sie bei der Geburt des Stiers Limero dabei war. „Erstaunlich, wie kraftvoll so ein Beschluss sein kann und wie das Universum Wege findet, ihn wahr werden zu lassen“, sind sich die beiden heute einig. Durch eine Dokumentation über das Konzept von Lebenshöfen wurden Isabella und Wolfgang auf die Schweizer Tierethikerin und Landwirtin, Sarah Heiligtag, aufmerksam. Die Gründerin des Vereins und Lebenshofs „Hof Narr“ hat den Begriff „TransFARMation“ geprägt, bei dem sie Landwirte einen Weg aus der Tiernutzung zeigt und sie in der Umsetzung begleitet. „Mit der Unterstützung von Sarahs Netzwerk auf Social Media haben wir erste Paten für unsere Rinder gefunden“, erzählt Wolfgang von der „Happy Highlands“-Gründung. „Es war für uns, aber auch für meine Eltern ein Sprung in kalte Wasser. Jetzt sind sie jedoch unsere Hauptpaten. Jeden Morgen stehen sie da und fragen was zu tun ist. Dafür sind wir wirklich sehr dankbar“, schmunzelt er. Wolfgang hat zwar an der Montanuniversität in Leoben promoviert, das Leben am Hof ist für ihn jedoch viel erfüllender als in einem Büro. Isabella arbeitet seit der Geburt von Sohn Julius vom Hof aus und kreiert jede Menge „Kuhcontent“ für das gemeinsame Bewusstseinsprojekt. „Unsere Rinder sind Influencer für den respektvollen Umgang mit Tieren“, sagt die Absolventin in den Studienrichtungen Energie-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement. Auch als Autorin des Kinderbuchs „Johanna entdeckt das Geheimnis echter Freundschaft“ versucht Sie den friedvollen Umgang mit Lebewesen zu vermitteln. Die Umstellung der Landwirtschaft zu einem Lebenshof brachte auch Nachteile. „Für uns bedeutet es mehr Aufwand mit höheren Kosten, aber das Projekt rentiert sich auf andere Weise und fühlt sich einfach gut für uns an.“
Kuhkuscheln und Almwoche
(Foto: Happy Highlands) Wer eine Patenschaft für einen der zotteligen Almriesen abschließt, erhält regelmäßig Einblicke in das Leben am Hof und kann das Leben des Tieres mit all seinen Freunden mitverfolgen, es besuchen kommen und näher kennenlernen, vielleicht sogar eine Freundschaft aufbauen. Jeder kann den Lebenshof und das jeweilige Tier direkt mit einem frei wählbaren Betrag unterstützen und dem Tier auf diese Art ein langes und friedvolles Leben ermöglichen. Die meisten der Rinder lieben Menschenkontakt und erfreuen sich sehr über Krauleinheiten. Die Begegnungen mit den Highlands sind eine einzigartige Erfahrung, die tiefe berührende Momente der Verbundenheit schenken.
„Zeit mit Rindern verbringen, die gerade ruhen, ist wie Meditation. Man kann gar nicht anders, als sich zu entspannen und sein Nervensystem runterzufahren“, erzählt Isabella über das Kuhkuscheln. Wolfgang warnt jedoch davor, sich alleine den Tieren zu nähern. „Wir kennen die Tiere sehr gut und können von ihrem Verhalten ablesen, ob sie Kontakt haben wollen oder nicht. Ignoriert man diese Anzeichen, kann es auch schnell gefährlich werden“, so der Profi-Kuhkuschler. Auf der privaten Alm im Donnersbachtal findet zudem heuer in den Sommerferien eine ganz besondere Ferienwoche für Kinder statt. Hier passieren Erlebnisse, die tief in den Herzen der Kinder bleiben. Mit den zutraulichen Hochlandrindern kann der ganze Tag verbracht werden, die neugierigen Ziegen gesellen sich gerne dazu und mit den Pferden werden Ausflüge in die wunderbare Almlandschaft unternommen. Die vielen spannenden Aktivitäten und Spiele rund um Berg, Natur, Wald und Tiere schärfen Gespür und Wissen für die faszinierende Naturlandschaft, die uns in unserer Region umgibt.