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Rottenmann: Die tausendjährige Bergstadt im Paltental

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Die Stadtgemeinde Rottenmann besteht aus sechs Katastralgemeinden auf einer Gesamtfläche von etwas mehr als 205 Quadratkilometern. Die 5.250 Einwohner verteilen sich auf insgesamt 13 Ortschaften, wobei in Strechen, dem kleinsten Ortsteil, nicht einmal ein Dutzend Menschen gemeldet sind, während Rottenmann mit rund 2.250 Bürgern nach Liezen und Schladming die drittgrößte Stadt des Bezirks ist. Bürgermeister der Gemeinde ist Alfred Bernhard (ÖVP).

Der Hauptort des Paltentals und der gleichnamigen Gemeinde ist reich an Geschichte, von Handwerk und Industrie geprägt und kämpft ver- BISSen um die Erhaltung seines Spitals.

Die weit zurückreichende Geschichte hat Rottenmann den Beinamen „tausendjährige Bergstadt“ eingebracht. Laut neuesten Forschungen wurde das Paltental bereits vor rund 6.000 Jahren besiedelt. Im ersten Jahrtausend vor Christi kamen Kelten in die Region, später Römer, ab dem 7. Jahrhundert Slawen, gefolgt von Baiern. In einer Urkunde aus dem Jahr 927 wird Rottenmann sodann erstmals erwähnt, es handelte sich dabei aber genaugenommen um den Ortsteil St. Georgen. Als dort aufgrund der starken Versumpfung ein weiteres Wachstum der Ansiedlung nicht mehr möglich war, wurde der Ort auf die Schuttabhänge des Steins am Mandl verlegt. Um das Jahr 1100 wurde dort eine Burg errichtet, das heute noch existierende und oftmals auch als „Burgtor“ bezeichnete Stadttor ist möglicherweise ein letzter Rest dieser Wehranlage. Nördlich der Burg entstand etwas später die befestigte Altstadt. Die Stadterhebung erfolgte vermutlich 1279 im Rahmen eines Besuchs von König Rudolf von Habsburg, da Rottenmann in den Folgejahren in Urkunden wiederholt als „Stadt“ bezeichnet wurde. Rottenmann ist damit die älteste Stadt des Bezirks Liezen.

Aus einem romanischen Bau, der um 1200 entstanden ist, entwickelte sich die heute gotische Stadtpfarrkirche, die 1266 erstmals erwähnt wurde. Der gebürtige Rottenmanner und Hobbyhistoriker Ernst Hausner, der auch die Rätsel in den LBN kreiert, weist in einem Forschungsbeitrag auf einen interessanten Fakt betreffend die Anfang des 16. Jahrhunderts dem heiligen Nikolaus geweihte Kirche hin: Nach dem großen Stadtbrand von 1881 erhielt der Turm des Gotteshauses seine heutige spitze Dachform, mit dem er es auf eine Gesamthöhe von exakt 87,82 Metern bringt. Das macht ihn zum zweithöchsten Kirchturm der Steiermark, geschlagen nur von jenem der Grazer Herz-Jesu-Kirche, der stolze 109,6 Meter misst. Im 14. und 15. Jahrhundert erfuhr die Stadt eine große Aufwärtsentwicklung, v. a. durch die Bestätigung des Stadtrechtes durch König Friedrich den Schönen im Jahr 1320. Der Habsburger erkannte den Bürgern von Rottenmann die gleichen Rechte und Freiheiten wie den Bürgern von Graz, Bruck und Judenburg zu. Besonders das Recht der Eisen- und Salzniederlage machten den Ort wohlhabend. Neben dem Handel war auch das Handwerk von großer Bedeutung, Rottenmann als „Stadt der 20 Zünfte“ bekannt.

Ab dem 16. Jahrhundert verschlechterte sich durch die Auseinandersetzungen und Unruhen, die Reformation und Gegenreformation mit sich brachten, die wirtschaftliche Lage jedoch. Durch die Abwanderung lutherisch gesinnter Bürger zählte Rottenmann im Jahr 1612 nur mehr 116 Bürger, wobei anzumerken ist, dass man in dieser Zeit nur jene als Bürger zählte, die innerhalb der Stadtmauern einen Hausbesitz nachweisen konnten. 1647 hatte die Stadt die größten Steuerschulden im Land, 1787 wurde Rottenmann wegen schwerer Überschuldung die Rechtsstellung als landesfürstliche Stadt entzogen. Es war schließlich die Eisenindustrie, die in Rottenmann wieder für Aufschwung sorgte, speziell der Gewerke Josef Pesendorfer, der ab Anfang des 19. Jahrhunderts in der Eisenverarbeitung eine dominierende Rolle erlangte. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wurden schließlich die gesamten Produktionsstätten an der Palten zu einem Werk zusammengeführt. Im Industrieareal im Norden der Stadt, das bereits im Spätmittelalter ein bedeutender Umschlagplatz für Eisen war, produziert heute mit der AHT Cooling Systems GmbH der Weltmarktführer im Bereich Kühl- und Tiefkühlsysteme für Handel und Gewerbe.

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Josef Pesendorfer hat Rottenmann nicht nur die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung des 19. Jahrhunderts mitzuverdanken, der Gewerke hinterließ auch anderweitige Spuren. 1844 legte er mit einer Stiftung den Grundstein für das heutige Rottenmanner Landeskrankenhaus. Das größte Spital des Bezirks kann somit auf eine über 150 Jahre lange Geschichte zurückblicken, nichtsdestotrotz droht dem Standort durch die geplante Neuausrichtung des steirischen Gesundheitssystems bekanntlich die Schließung. Ein Umstand, den man in der Paltenstadt nicht ohne weiteres hinnehmen will. Die heuer ins Leben gerufene, überfraktionelle „Bürgerinitiative Standorterhaltung Spitäler“, kurz BISS, setzt sich für den Erhalt aller drei Krankenhäuser im Bezirk Liezen ein. Bestens ausgebaut und mit optimaler Verkehrsanbindung könnte Rottenmann dabei als Leitspital fungieren, Schladming und Bad Aussee sich auf bestimmte Fachabteilungen spezialisieren.

Bürgermeister Alfred Bernhard, Mitbegründer der Initiative: „Die Größe und geographische Struktur des Bezirks verlangt mehr als einen Standort. Die geplante Spitalsreform ist eine gesundheitspolitische Katastrophe. Ich appelliere an meinen Parteikollegen Gesundheitslandesrat Christopher Drexler, im Sinne der Bevölkerung zu handeln!“ Auch ökologische Gründe – die unzähligen Mehrkilometer, die sowohl Privat-PKW als auch Rettungsautos zurücklegen müssten – würden gegen nur einen Standort sprechen, gegen jenen im Raum Trautenfels die Situation auf der B 320 sowie der fehlende Bahnhof, meint der Ortschef. Enttäuscht zeigte sich Bernhard darüber, dass zur Protestaktion der BISS Ende September weder Vertreter aus Schladming noch aus Bad Aussee gekommen sind. Trotzdem werde man, fall vonnöten, vor weiterem Aktionismus nicht zurückschrecken. Das Krankenhaus trägt zur Lebensqualität in der Stadt bei, ein Wegfall dieses Angebots wäre zweifelsohne ein Verlust. Umso wichtiger, dass beispielsweise rasch auf den Wegfall des Universitätszentrums reagiert wurde.

Das einstige UZR heißt nunmehr Bildungszentrum Nord und beherbergt die Caritas- Fachschule für Sozialberufe. Diese ist dort bis 2032 fixiert, für weitere zehn Jahre gibt es eine Option. „Das alte UZR ist als Ausbildungszentrum Nord mit der Caritas-Fachschule endlich seiner geplanten Verwendung zugeführt worden und mit über 300 Schülern gut ausgelastet. Nächstes Jahr, wenn auch ein fünfklassiger Schulweg mit Maturaabschluss angeboten wird, erhöht sich die Schülerzahl noch einmal“, so Bernhard. Für die jahrelang klaffende Lücke in der Hauptstraße wurde in der letzten Gemeinderatssitzung vor dem Sommer endlich ein Bauprojekt beschlossen. Direkt neben dem Rathaus entsteht mit Baubeginn Frühjahr 2018 ein Gebäude mit voraussichtlich 23 Wohnungen auf Mietbasis, außerdem Geschäftsflächen, Parkplätzen und einem Spielplatz. Bauträger ist die ÖWG. „Bereits jetzt ist das Interesse sowohl an Wohnungen als auch Geschäftsflächen sehr groß, obwohl wir noch nicht einmal mit dem Bau begonnen haben“, freut sich Bernhard.

Fotos: Stadtgemeinde Rottenmann

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