Der Sagtümpel – Renaturierung einer Riesenkarstquelle
-
Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten
Die smaragdgrüne Karstquelle im Ortsgebiet von Bad Mitterndorf wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit schon von den Kelten als Heiligtum verehrt. Aufgrund ihres mystischen Aussehens und der großen Tiefe des Quelltopfes rankt sich bis heute die Sage um den „Wassermann von Tauplitz“.
Foto: TVB Ausseerland/Theresa SchwaigerDie Riesenkarstquelle „Sagtümpel“ entspringt etwa 2,5 Kilometer nordöstlich der Ortschaft Tauplitz am Fuß der Tauplitzalm und ist eine der größten Karstquellen des Toten Gebirges sowie der gesamten Steiermark. Bei der Quelle handelt es sich um eine der in Österreich selten anzutreffenden vauclusischen Riesenkarstquellen. Das bedeutet, dass das Wasser aus einem Quellsee (Quelltopf) von unten emporgedrückt wird. Das Wasser tritt am tiefsten Punkt eines 27 x 15 Meter großen Quelltrichters hervor. Der Quelltrichter ist in stark verdichteten eiszeitlichen Sedimenten und Konglomeraten (grobkörniges Sedimentgestein aus Geröllen) entwickelt, was in Österreich einzigartig ist. Darunter liegt eine dünne Schicht Dachsteinkalk, welche auf wasserundurchlässigen Gesteinsschichten (vermutlich Werfener Schichten) lagert.
Bis zu 10.000 Liter Wasser pro Sekunde
Auf Niederschlagsereignisse spricht die Quelle schnell an: Bereits nach 2-3 Stunden kann eine oft starke Schüttungszunahme beobachtet werden. Die Schüttung kann in kürzester Zeit um das 100 bis 1000-fache ansteigen, bzw. wieder sinken. Durch langjährige Messungen des Hydrografischen Dienstes des Landes Steiermark konnte eine Wasserführung zwischen etwa 5 und 10.000 Liter pro Sekunde ermittelt werden. Die Wassertemperatur schwankt ganzjährig nur gering zwischen etwa 5 und 6 Grad Celsius.
Speisung des Trinkwassernetzes
Durch den touristischen Aufschwung in den 1960er-Jahren kam es vor allem in den Wintermonaten immer wieder zu Engpässen bei der Trinkwasserversorgung der Gemeinde Tauplitz. 1975 wurde der gesamte Quelltopf gefasst und ans Trinkwassernetz der Gemeinde angeschlossen. Im Zuge der Wassergewinnung wurde der große Quelltopf vollständig mit Schotter verfüllt und zubetoniert. Seit die Trinkwasserentnahme wegen mangelnder Wasserqualität in den 2000er Jahren eingestellt wurde, lag die Fassungsanlage brach und wurde dem Verfall überlassen.
Renaturierung
Im Herbst 2016 wurde im Rahmen eines LEADER-Projektes mit der Renaturierung des Naturjuwels begonnen. Dabei wurden sämtliche Betonteile abgetragen und der Quellsee mittels Spezialbagger wieder freigelegt. Durch die gelungene Renaturierung entstand ein interessantes Ausflugsziel für Sommer- wie auch Winterspaziergänge. Durch den Einsatz und das Engagement einiger Menschen (speziell Höhlenforscher Robert Seebacher) konnte ein Glücks- und Kraftplatz wieder-entdeckt bzw. wieder-hergestellt werden, der viele Menschen begeistert und erfreut.
Der Wassermann von Tauplitz
Der Wassermann von Tauplitz (Foto: König)Vor hunderten von Jahren lebte im Kreith bei Tauplitz ein armes Ehepaar. Der Mann kam eines Tages gerade dazu, als sich einige Tauplitzer Bauern darüber unterhielten, wie tief wohl der „Sagtümpel“ sein möge. Und als einer der versammelten Bauern sagte, dass er demjenigen gerne ein großes Goldstück geben würde, der ihm sagen könnte, wie tief dieser Tümpel wirklich sei.
Dieses mitangehörte Gespräch ließ dem armen Mann keine Ruhe mehr; und nachdem er sich mit seiner Frau darüber beraten hatte, fertigte er eine sehr lange Stange an, indem er eine größere Anzahl von Stangen zusammenband. Damit begab sich das Ehepaar zum Sagtümpel. Sie stocherten eine Stangenlänge nach der anderen in den tiefen Schlund, bis plötzlich riesige Luftblasen heraufkamen und eine gewaltige Stimme aus der Tiefe erscholl: „Wenn ihr nicht aufhört zu gründen, verschlinge ich euch!“
Die beiden Leute ließen die lange Stange im Sagtümpel erschrocken stecken und sprangen davon, um in Tauplitz von dem Wassermann im Sagtümpel zu erzählen, der es nicht wollte, dass man wisse, wie tief seine Behausung liege.