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Nationale Bikestrategie als Konfliktlöser

Sportminister Werner Kogler hat mit seiner Ankündigung einer Mountainbike-Strategie für ganz Österreich für gehöriges mediales Echo gesorgt. Durch den E-Bike-Boom tummeln sich seit einigen Jahren viel mehr Radbegeisterte auf den Bergen. Knackige Routen bis rauf zu höchsten Gipfeln sind durch ausgefeilte Biketechnik selbst für wenig sportliche Biker machbar.

Nationale Bikestrategie als Konfliktlöser Foto: Elias Kostner - stock.adobe.com

Hier die Biker, da die Waldbesitzer, ergänzt durch Interessen seitens der Touristiker, des Handels und Radproduzenten! Ein Thema, das seit Jahren die Gemüter erhitzt. Das Land Steiermark hat aus diesem Grund schon vor drei Jahren mit Markus Pekoll einen Mountainbike-Koordinator angestellt, der sich um die Belange des Sports kümmert.

Viel Geduld war und ist nötig, um die teils festgefressenen Meinungen in Richtung Verständnis und Kommunikation zu lenken. „Ich glaube, es ist einfach eine Gesprächsbasis aufgebaut worden – nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander. Dort, wo legale Strecken geschaffen wurden und auch legale Trails, und es auch einen Kümmerer gibt, werden diese Trails von den Nutzern angenommen. Wir schaffen dadurch eine Lenkung und mehr Zufriedenheit bei allen“, sagt Pekoll, der selbst eine Bikeschule in Schladming besitzt.

Im Ministerrat selbst ist man sich einig, dass eine österreichweite Lösung kommen soll. „Man hat bereits gewisse Eckpunkte bzw. Ziele formuliert. Diese wären, das Angebot für Sportlerinnen, Sportler und Erholungssuchende auszubauen, Eigentümerrechte zu berücksichtigen sowie den Schutz der Natur und der Wälder zu gewährleisten“, so Sportminister Werner Kogler.

Einen Befürworter hat Kogler mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig gefunden: „Es ist unbestritten, dass Mountainbiken wie auch andere Freizeitaktivitäten in der Natur Verantwortung und Rücksichtnahme erfordern. Unkontrolliertes Fahren führe zu zusätzlichem Stress für Wildtiere und zu Konflikten bei Grundbesitzern. Die Schaffung eines breiten Angebots an Strecken verringert das Konfliktpotenzial und trägt gleichzeitig zur Stärkung der Regionen bei.”

Bekannt ist vorerst nur so viel: Unter der Führung des Landwirtschaftsministeriums soll nun pro Bundesland eine individualisierte Strategie ausgearbeitet werden. Eingebunden sind zudem die Ministerien für Klimaschutz und Wirtschaft.

Lutz Pickenpack, Direktor der Steiermärkischen Landesforste, sieht den Bedarf individueller Lösungen. (Foto: Hollinger)Lutz Pickenpack, Direktor der Steiermärkischen Landesforste, sieht den Bedarf individueller Lösungen. (Foto: Hollinger)Positiv reagieren Vertreter großer Waldbesitzer auf den Vorstoß. Lutz Pickenpack, Direktor der Steiermärkischen Landesforste: „Grundsätzlich ist eine solche Lösung vernünftig, aber individuelle Lösungen werden auch notwendig sein. Es braucht halt klare Regelungen und der Knackpunkt ist die Haftung. Diese muss zu 100 Prozent ausgeschlossen werden, da es bei Personenschäden auch mal richtig teuer werden kann.“

Ähnlich das Argument von Karl Jäger, dem Leiter von Forst und Jagd beim Stift Admont: „Das Stift ist durchaus bereit, ausgewählte Forststraßen für den Fahrradverkehr freizugeben, auf Basis von privatrechtlichen Verträgen zwischen Grundbesitzern und Interessenten, zumeist Gemeinden. Aufgrund des steigenden Drucks durch eine steigende Zahl an Mountainbikern kann man mit solchen Maßnahmen die Befahrung kanalisieren und die Bewirtschaftung des Waldes wird nur minimal behindert. Ein positives Beispiel für so eine Strecke befindet sich in der Gemeinde Hohentauern, wo Gemeinde und Stift Admont sehr gut kooperieren.“

Wie sehen die rechtlichen Rahmenbedingungen in anderen alpinen Ländern aus?

• Deutschland: Hier ist das Mountainbiken auf Forststraßen und geeigneten Wegen erlaubt. Die Eignung von Wegen wird in den Bundesländern unterschiedlich ausgelegt (z.B. Bayern: Befahren der Wege auf eigene Gefahr; Baden-Württemberg: nur Wege mit einer Mindestbreite von zwei Metern).
• Italien: Auch hier ist die rechtliche Situation für Mountainbiker von Region zu Region unterschiedlich. Südtirol erlaubt das Befahren von Forststraßen bereits seit Jahren. Dezidierte Fahrverbote finden sich (wie z.B. in Frankreich und Slowenien) fast ausschließlich in Naturschutzgebieten.
• Schweiz: Radfahren ist generell auf allen Straßen und Wegen erlaubt, außer es ist explizit verboten.

 

LBN-WOHIN
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