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„Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung“

Blickpunkt Mensch – unter diesem Motto hat der Pflegeverband Liezen sein 9. Pflegesymposium im Congress Schladming veranstaltet. Der Einladung sind knapp 300 Menschen gefolgt, die haupt- oder ehrenamtlich in der Pflege und Betreuung arbeiten, Menschen, die in der Ausbildung sind und andere, die schon mehrere Jahrzehnte Erfahrung und Expertise einbringen.

Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (2. v. l.) im Gespräch. Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (2. v. l.) im Gespräch. Foto: BLO24

Schladmings Bürgermeister Hermann Trinker und Pflegeverbandsobmann Raimund Sulzbacher freuten sich darüber, dass diese Bildungsveranstaltung sich über die Jahre in die Region inte-
grieren ließ und wertvolle und hochwertige Vorträge quasi vor der Haustüre anbietet.

Die Gestaltung und Weiterentwicklung eines würdevollen und wertschätzenden Pflege- und Gesundheitswesens sei eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, so Karlheinz Kornhäusl, Landesrat für Gesundheit, Pflege und Sport. Das brauche menschliches wie fachliches Miteinander von Politik, Gesellschaft und den Beschäftigten in diesem Bereich. Es gelte analog zur Medizin auch für die Entwicklung einer Pflegelandschaft immer wieder zu beurteilen, wo akute Einschnitte notwendig sind und wo es langfristige, therapeutisch begleitete Maßnahmen braucht, um im Blick auf die Menschen einen Systemwandel herbeizuführen, so der Politiker und Arzt. Dieser Wandel sei unumgänglich, weil die Ressourcen, die personellen aber auch die finanziellen noch viele Jahre knapp sein werden, bis eingeleitete Maßnahmen, wie die Aufstockung von Ausbildungsplätzen bei den Bewohnern und Patienten ankommen, meint Kornhäusl weiter.

Die Präsidentin der Caritas Österreich, Nora Tödtling-Musenbichler ging der Frage nach, was wir voneinander brauchen, um füreinander da sein zu können. Solidarität, Professionalität und Regionalität und das alles unter Rahmenbedingungen, die fachlich gut begleitet, politisch umfassend mitgetragen und finanziell langfristig abgesichert sind, um allen Betroffenen Sicherheit und Stabilität zu geben. Über den Berufsstolz und das Selbstbewusstsein von Menschen, die in Pflegeberufen arbeiten ging es bei Dr. German Quernheim. Ein wesentliches Element dabei ist, wie Menschen, die in der Pflege arbeiten, über ihre Arbeit sprechen und wie es ihnen gelingen kann, das hohe Ausmaß an Empathie aber auch Expertise zum Ausdruck zu bringen.

Der Diplom-Pflegepädagoge Matthias Löw erklärte vier grundsätzliche Verhaltensmuster, wie Menschen, die in der Pflege arbeiten, mit dem unauflösbaren Widerspruch von individuell abgestimmter situationsadäquater Pflege und ökonomisch institutionalisierter, systemrelevanter Effizienz umgehen. Konkret können sich Lösungsansätze durch Teamarbeit und Kollegialität, das Setzen von Prioritäten sowie das Schließen von Kompromissen und einer Routine, die zur Verbesserung von Arbeitsabläufen führt, zeigen.

Wie man Themen wie „Sterben und Tod“ kunstvoll, empathisch, gesprächsunterstützt und auch spielerisch mit einer Reihe von Fragen unter dem Titel „Sarggespräche“ begegnen kann, haben Vera Brunnbauer und Nicole Honeck erzählt. Wenn wir den Tod zum Lebensinhalt machen, verlieren wir die Angst davor, ist ein Zugang der Beiden. Das alles auch eingebettet in berührende und bewegende Kunstprojekte, denn wir brauchen nicht nur eine Kultur des Lebens, sondern auch eine Kultur des Sterbens, weil wir sonst nicht nur lieblos leben, sondern auch lieblos sterben.

Die Würdigung des Alters beginne mit der Annahme des eigenen Altwerdens. „Mit dem Blickpunkt Mensch gibt es kein wertloses Leben und es gibt keine wertlose Arbeit“, resümierte Jakob Kabas Geschäftsstellenleiter des Pflegeverbandes und Präsident von Lebenswelt Heim Österreich, am Ende eines vollen und erfüllenden Tages.

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