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Im langen Dienste eines alten Handwerks

Gerberei Schlüßlmayr, Gröbming
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Die Verarbeitung von Tierhäuten zu Leder gehört zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit. In Gröbming geht ein traditionsreicher Familienbetrieb diesem Handwerk seit vielen hundert Jahren nach.

Die Gerberei Schlüßlmayr in der Mitterberger Straße wird in bereits achter Generation von Robin Schlüßlmayr geführt. Ursprünglich ein Weißgerberbetrieb, hat man sich in den letzten Jahren auf die Sämischgerbung spezialisiert. Im angeschlossenen Lederwarengeschäft bietet man unterschiedlichste Produkte an, von Dekorationsfellen bis hin zu Hirschlederhosen, die auf Wunsch auch maßgefertigt werden. „Die maßgefertigte Hirschlederne“, erzählt Schlüßlmayr, „hat sich in den letzten Jahren speziell bei runden Geburtstagen zu einem beliebten Geschenk entwickelt.“

Die Gröbminger Gerberei Schlüßlmayr kann auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblicken. (Foto: KK)Die Gröbminger Gerberei Schlüßlmayr kann auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblicken. (Foto: KK)

Firmengeschichte
Die erste urkundliche Erwähnung einer Gerberei an der Stelle des heutigen Betriebs datiert aus dem Jahr 1629. 1779 scheint mit Mathias Michael Wittiber der erste Vorfahre Schlüßlmayrs als Besitzer auf. 1922 übernimmt Franz Wittib – die Schreibung des Nachnamens hat sich im 19. Jahrhundert verändert – die Gerberei. Weil sein einziger Sohn im Zweiten Weltkrieg fällt, übergibt er 1952 an Schwiegersohn Karl Schlüßlmayr. Dieser errichtet ein Lederwarengeschäft und legt mit dem Werkstättengebäude die Grundlage für die Betriebsmodernisierung. Ab 1984 führt Sohn Franz die Gerberei. 2007 wird die Werkstätte vergrößert und um ein neues Geschäft erweitert, 2012 übernimmt Robin Schlüßlmayr den Betrieb von seinem Onkel.

Haut auf Haut
Das Hauptgeschäft der Gröbminger Gerberei ist die Sämischgerbung, bei der Fischöl zum Einsatz kommt. „Wir verwenden Dorschtran aus Schweden“, erzählt Robin Schlüßlmayr. Auf das Endprodukt angesprochen, kommt er ins Schwärmen: „Sämischleder zeichnet sich durch seine gute Hautverträglichkeit aus. Eine Lederhose aus sämisch gegerbtem Hirschleder ist ein ganz natürliches Produkt, das von jedem getragen werden kann, schließlich liegt hier Haut auf Haut!“

Am Betriebsstandort in der Mitterberger Straße wird nicht nur das Gerberhandwerk, sondern auch ein Lederwarengeschäft betrieben. (Foto: Karl)Am Betriebsstandort in der Mitterberger Straße wird nicht nur das Gerberhandwerk, sondern auch ein Lederwarengeschäft betrieben. (Foto: Karl)

Große Nachfrage
Früher habe es in jedem Ort eine Gerberei gegeben, heute gebe es nur mehr ganz wenige, österreichweit nur mehr etwa ein Dutzend, schätzt Schlüßlmayr. So verwundert es nicht, dass seine Kunden aus dem gesamten Alpenraum kommen. Die Nachfrage nach Sämischleder ist groß. Aber nicht nur Säckler, also Lederhosenmacher, würden zu seinen Kunden zählen. „Sehr viel von unserem Leder geht auch an Tapezierer, weil der Landhausstil momentan sehr beliebt ist.“ Wichtige Abnehmer in Zeiten, in denen weniger Tracht gekauft wird, weil es weniger Möglichkeiten gibt, eine Lederhose auszuführen.

Fachkräftemangel
Weil aktuell kaum noch ausgebildet wird, herrscht großer Fachkräftemangel. Der letzte Lehrling hierzulande, so Schlüßlmayr, habe 2018 in seinem Betrieb die Ausbildung abgeschlossen. „Der ist in Stuttgart in die Berufsschule gegangen, weil es in Österreich gar keine mehr gibt.“ Ob der Familienbetrieb nach ihm in neunter Generation fortgeführt werden wird, könne er zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Aber er würde es sich natürlich wünschen.

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LBN-WOHIN
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