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„Hauptgeschäft ist einfach der Friedhof“

Steinmetzbetrieb Kerstin Strodl, Stainach
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Seit über 120 Jahren gibt es das Familienunternehmen Strodl in Stainach schon. Und man ist dieser Tage gut beschäftigt, denn was für den Handel der Advent, ist für die Steinmetzbranche die Zeit vor Allerheiligen.

Die Betriebsstätte in der Stainacher Gymnasiumgasse um das Jahr 1908. Die Betriebsstätte in der Stainacher Gymnasiumgasse um das Jahr 1908. Foto: KK

Ja, vor dem 1. November sei schon immer besonders viel zu tun, bestätigt Kerstin Strodl, die den traditionsreichen Steinmetzbetrieb in fünfter Generation leitet, auf unsere Nachfrage. Der „Grabbereich“ sei aber nicht nur vor Allerheiligen, sondern ganzjährig der wichtigste Geschäftszweig, mache rund 90 Prozent aus. „Hauptgeschäft ist einfach der Friedhof“, so die Stainacherin, selbst wenn man gelegentlich auch Arbeiten im Innenbereich ausführe.

Firmengeschichte

Zum 120-jährigen Firmenjubiläum  vor vier Jahren durfte Kerstin Strodl eine Anerkennungsurkunde der Wirtschaftskammer entgegennehmen. (Foto: KK)Zum 120-jährigen Firmenjubiläum vor vier Jahren durfte Kerstin Strodl eine Anerkennungsurkunde der Wirtschaftskammer entgegennehmen. (Foto: KK)Gründung 1897 durch Johann Strodl, erster Standort westlich von Stainach beim ehemaligen Gasthaus Ennshof, ab dem frühen 20. Jahrhundert an der heutigen Adresse in der Gymnasiumgasse zu finden, fünf Generation – so lässt sich die Geschichte des Familienunternehmens kurz und bündig zusammenfassen. Seit dem Jahr 2007 lenkt Kerstin Strodl, die Ururenkelin des Firmengründers, die Geschicke des Betriebs.

Die Stainacherin ist gelernte Steinmetzin und hat damit einen für eine Frau definitiv nicht alltäglichen Beruf ergriffen. „In der Berufsschule war ich damals das einzige Mädchen“, erzählt sie. Auch heute seien Frauen als Steinmetze noch eher die Ausnahme. Ihr Sohn habe die Fachschule für Steintechnik und Steingestaltung an der HTL Hallein besucht und im gesamten Jahrgang habe es nur ein Mädchen gegeben.

Hammer und Meißel

Von der Steinmetztätigkeit berichtet Strodl, dass mittlerweile zwar viel mit moderner Technik gemacht werde, aber auch Hammer und Meißel immer noch zum Einsatz kommen würden. „Nachschriften auf Grabsteinen werden bei uns immer noch händisch graviert“, berichtet sie. Der Umgang mit Hammer und Meißel werde auch an der Berufsschule noch gelehrt, viele würden das händische Gravieren heute aber trotzdem nicht mehr beherrschen. „Die können oft nur mehr den Knopf an der CNC-Fräse drücken.“

Grabsteintrends?

Unterliegt auch die Grabsteingestaltung Trends? Ja, sagt Strodl. Besonders auffällig: Früher sei meist das Kreuz im Fokus gestanden, heute seien Gräber hingegen personenbezogener. Als Beispiel zeigt sie die Skizze eines Grabsteins, den nach seiner Fertigstellung der australische Ayers Rock, der im Leben des Verstorbenen offensichtlich eine besondere Rolle gespielt hat, zieren wird.

Sechste Generation

Auf die Frage nach der Betriebsnachfolge antwortet die Steinmetzin: „Mein Sohn hat im Mai seine Fachschulausbildung abgeschlossen, ist bei mir im Betrieb tätig und ich würde mich natürlich freuen, wenn er eines Tages übernimmt.“

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LBN-WOHIN
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