Ein Heer, das Geschichte schreibt
- Autor/in: Liezener Bezirksnachrichten GmbH
Wien, 15. Mai 1955 – Im prunkvollen Marmorsaal des Belvederes hallen die Worte von Außenminister Leopold Figl: „Österreich ist frei!“ Ein ganzes Land hält den Atem an, dann bricht die Erleichterung in Jubel aus. Nach Jahren der Besatzung kehrt die Souveränität zurück und mit ihr die Gewissheit: Freiheit ist ein kostbares Gut – ein Gut, das bewahrt werden muss.
Noch im selben Jahr entsteht das Österreichische Bundesheer. Aus jungen Männern in grauen Uniformen formt sich eine schlagkräftige, professionelle Armee. Sie wird zum sichtbaren Symbol der Unabhängigkeit, zum Garanten der Neutralität und zum Rückgrat einer Nation, die nie wieder fremde Truppen auf ihrem Boden dulden will. Heute, 70 Jahre später, steht das Bundesheer als stolzes Zeichen dieser Souveränität – stark, verlässlich und fest verwurzelt in der Geschichte Österreichs.
Von der Bewährungsprobe zur internationalen Mission
Nur ein Jahr nach seiner Gründung musste das Österreichische Bundesheer bereits zeigen, was in ihm steckt. Im Oktober 1956, während des Ungarnaufstands, flohen zehntausende Menschen über die Grenze nach Österreich. Etwa 3.000 Soldaten des damals noch ganz neuen Heeres halfen, die Grenze zu sichern – und gleichzeitig über 170.000 Flüchtlinge mit Essen, Unterkunft und medizinischer Versorgung zu unterstützen. Schon hier wurde sichtbar, was das Bundesheer bis heute ausmacht: Schutz und Hilfe, militärische Stärke und Menschlichkeit.
In den folgenden Jahrzehnten wurde das Bundesheer zu einem festen Bestandteil des Landes. Besonders die 1970er-Jahre waren von der Spannung des Kalten Krieges geprägt. Unter General Emil Spannocchi entstand das Konzept der „Raumverteidigung“ – eine innovative Strategie teilte das Land in sogenannte Schlüsselzonen und Raumsicherungszonen ein, in denen feste Anlagen und Bunker errichtet wurden. Dieses Konzept beruhte auf der Idee, den Kampf aus strategisch wichtigen Gebieten heraus zu führen und dabei sämtliche zivile und militärische Ressourcen gezielt zu koordinieren - im Ernstfall sollte Österreich nicht einfach besetzt werden können. Die Miliz bildete das Rückgrat dieses Plans. Sie besteht heute aus Männern und Frauen, die im Alltag ganz normalen Berufen nachgehen, aber regelmäßig militärisch trainieren und im Ernstfall bereitstehen, ihr Land zu verteidigen. Großangelegte Übungen wie „Schutz 82“ zeigten, dass das Land im Notfall gemeinsam handeln konnte – und gaben vielen Österreichern das Gefühl, gut geschützt zu sein. Mit dem Ende des Kalten Krieges änderte sich auch die Rolle des Bundesheeres. Statt sich auf die Verteidigung des eigenen Landes zu konzentrieren, rückte internationale Zusammenarbeit in den Vordergrund. Als 1991 der Jugoslawienkrieg ausbrach, sicherte das Heer die Südgrenze – und die damals neu angeschafften Saab Draken-Jets kamen erstmals zum Einsatz. Im Rahmen der Vereinten Nationen nehmen österreichische Soldaten bereits seit 1960 an Einsätzen „im Dienste des Friedens“ teil. Mit dem 1995 erfolgten Beitritt Österreichs zur NATO-Partnerschaft für den Frieden hat sich das internationale Engagement erweitert.
Seither haben über 100.000 österreichische Soldatinnen und Soldaten in Missionen rund um den Globus gedient – in Bosnien, im Kosovo, im Libanon oder in Mali. Sie helfen beim Wiederaufbau, sichern den Frieden und leisten humanitäre Hilfe. Das moderne Bundesheer ist damit weit mehr als nur eine Armee: Es ist ein verlässlicher Partner für Sicherheit – in Österreich und weltweit.
Fotos: HBF Heeresbild- und Filmstelle, HBF/Trippolt
Wandel und Modernisierung
Fotos: HBF Heeresbild- und Filmstelle/Hartl bzw. GartnerParallel dazu modernisierte sich die Truppe auch gesellschaftlich: 1998 markierte einen historischen Wendepunkt – erstmals konnten Frauen als Soldatinnen auf Zeit dem Bundesheer beitreten und ihren Dienst versehen. Was damals noch als Experiment galt, entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte. Heute dienen Frauen in vielen Bereichen des Heeres: Ob als Panzerkommandantinnen, Pilotinnen, Sanitäterinnen und in der Militärpolizei es stehen alle Wege offen. 2023 folgte dann der nächste Meilenstein: Mit der Einführung des freiwilligen Grundwehrdienstes für Frauen öffnete sich auch dieser Weg. Auch im Inland rückte das Heer immer wieder in den Mittelpunkt: Bei der Lawinenkatastrophe von Galtür 1999 wurde mit 1.820 Soldaten und 47 Hubschraubern die größte Luftbrücke in der österreichischen Geschichte aufgebaut. Die Volksbefragung 2013 bestätigte schließlich die allgemeine Wehrpflicht deutlich – ein klares Signal für die gesellschaftliche Verankerung des Milizgedankens. Während der COVID-19-Pandemie 2020 waren mehr als 8.000 Soldaten gleichzeitig im Einsatz – ein Beweis für die Flexibilität und Einsatzbereitschaft der Truppe.
Hightech trifft auf Tradition: Das Bundesheer heute
Heute ist das Bundesheer eine moderne Armee, die Tradition mit neuester Technologie verbindet. Hubschrauber fliegen Rettungseinsätze in unwegsamem Gelände, Drohnen liefern entscheidende Lagebilder, und Eurofighter Typhoon sichern den österreichischen Luftraum. Künstliche Intelligenz unterstützt die Aufklärung sowie die Auswertung von Bild- und Videodaten, während Cybersoldaten den digitalen Raum schützen.
Die Herausforderungen haben sich gewandelt: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, hybride Bedrohungen wie Cyberangriffe, internationale Krisen und die Auswirkungen des Klimawandels zeigen, wie flexibel und modern eine Armee heute sein muss.
Mit der „Mission Vorwärts“ wurde die umfassende Modernisierung des Bundesheeres eingeleitet. Sie steht für mehr Einsatzbereitschaft, moderne Ausrüstung und nachhaltige Strukturen – und legt damit die Grundlage für die künftige Leistungsfähigkeit des Heeres. Mit dem „Aufbauplan 2032+“ und dem Landesverteidigungs-Finanzierungsgesetz steigt das Verteidigungsbudget bis 2028 auf 1,5 Prozent des BIP – eine Investition in die Zukunft, die Österreichs Sicherheit und Souveränität im 21. Jahrhundert gewährleistet.
Geschichte wird von Menschen gemacht
70 Jahre Bundesheer – das sind auch 70 Jahre voller Geschichten von Menschen, die sich für Österreich eingesetzt haben. Von den ersten 12.800 Grundwehrdienern 1956 bis zu den über 100.000 Soldatinnen und Soldaten, die in internationalen Missionen Dienst geleistet haben. Von den Pionieren in Galtür bis zu den Cybersoldaten von heute. Sie alle haben eines gemeinsam: den Willen, etwas zu bewegen. Und diese Geschichte geht weiter. Das Bundesheer von heute braucht Menschen mit unterschiedlichsten Talenten und Fähigkeiten. Soldatinnen und Soldaten in der Infanterie, bei der Panzertruppe oder als Militärpiloten. Cybersoldaten, die den digitalen Raum schützen, oder Spezialisten für Drohnentechnologie und KI-gestützte Aufklärung.
Aber nicht nur in Uniform wird Geschichte geschrieben: Zivile Techniker halten modernste Waffensysteme einsatzbereit, IT-Experten sichern kritische Infrastruktur, Psychologen kümmern sich um die Gesundheit der Truppe und Handwerker sorgen für funktionierende Logistik. Zivile Fachkräfte sind also genauso Teil dieser Mission – egal ob direkt nach der Ausbildung, als Quereinsteiger oder mit jahrelanger Berufserfahrung.
Zukunft mitgestalten
Mehr Informationen zu Karrieremöglichkeiten beim Bundesheer unter karriere.bundesheer.at
WERBUNG
