Finanzverwaltung Liezen: Sind aller guten Dinge drei?
- Autor/in: Benedikt Karl
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Seit rund zwei Jahren will an der Spitze der Finanzdirektion der Stadtgemeinde keine Kontinuität einkehren. Mittlerweile sucht man zum bereits dritten Mal nach einem Leiter für diese gerade in Zeiten, in denen die kommunale Haushaltsplanung durch die Unwägbarkeiten der Pandemie ohnehin schwierig ist, wichtige Abteilung.
Nach Jahrzehnten als Leiter der Finanzverwaltung verabschiedete sich Manfred Bacher am 1. Jänner 2020 in den Ruhestand. Als sein Nachfolger war eigentlich Christian Hollinger vorgesehen gewesen, weil dieser den Gemeindedienst jedoch kurz davor zugunsten der Leitung der Wirtschaftskammer-Regionalstelle Ennstal/Salzkammergut quittiert hatte, musste man sich erneut auf die Suche machen und fand mit dem Liezener Bernhard Steinberger, der an der Fachhochschule Campus 02 in Graz den Studiengang Rechnungswesen und Controlling absolviert hat und darüber hinaus ausgebildeter Wirtschafts- und Steuerprüfer ist, eigentlich optimalen Ersatz.
Mit Jahresende hat nun aber auch Steinberger gekündigt. Sein Dienstverhältnis ende mit 30. Juni, so der 1986 in Rottenmann Geborene, aktuell baue er Überstunden ab, von denen sich im Laufe seiner zweijährigen Tätigkeit mehrere hundert angesammelt hätten. Im Sinne einer sauberen Übergabe arbeite er aber trotzdem im Ausmaß von zehn Wochenstunden. Damit verliert die Bezirkshauptstadt in Bälde innerhalb von nur rund zweieinhalb Jahren nach Bacher und Hollinger den bereits dritten Finanzdirektor – und das in Zeiten, in denen Corona die Gemeindebudgets immer noch unter Druck setzt und Liezen die Expertise eines Fachmanns wie Steinberger gut gebrauchen könnte.
Interne Unstimmigkeiten?
In der Gemeinde streut man dem Scheidenden Rosen und bedauert seinen Verlust, zu den Gründen für seine Kündigung möchte man sich aber nicht äußern. Steinberger sei ein „Glücksgriff“ gewesen und es tue ihr sehr leid um ihn, sagt etwa Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner, den Grund für seinen Abgang dürfe sie jedoch nicht nennen. „Interna müssen intern bleiben.“ Auch Steinberger selbst verweist auf seine Verschwiegenheitspflicht. Gerüchte, dass interne Unstimmigkeiten und nicht erfüllte Forderungen ausschlaggebend gewesen seien, werden von beiden nicht kommentiert, weder bejaht noch verneint.
„Er hat mir seine Gründe nicht genannt“, antwortet Liezens Finanzreferent Albert Krug auf unsere Nachfrage, ob er wisse, warum Steinberger gekündigt habe, oder erwähnte Gerüchte bestätigen könne. Er könne lediglich mutmaßen, so Krug, und halte es für möglich, dass die Struktur „Gemeinde“ einfach nicht seine Welt sei. „Es ist in einer Gemeinde halt so, dass die Politik Vorgaben macht und die Mitarbeiter diese Vorgaben dann umsetzen müssen. Das ist ihm vielleicht nicht so gelegen, er hat schon oft gejammert.“ Auch ihm tue es um Steinberger leid. „Ich habe ihm auch alles Gute gewünscht, als ich erfahren habe, dass er kündigt.“
»Das letzte Wort hat halt die Politik, das muss einem liegen.«
Finanzreferent Albert Krug mit einem möglichen Grund für Steinbergers Kündigung
Posten wird ausgeschrieben
Die Leitung der Finanzverwaltung werde ausgeschrieben, vorübergehend seien sämtliche Agenden auf Steinbergers Stellvertreterin Michaela Mayer übertragen worden, informiert die Bürgermeisterin. Ihr Finanzreferent ist zuversichtlich, dass sich für die vielseitige und auch gut bezahlte Aufgabe jemanden finden werde. „Ich hätte sogar ein paar Kandidaten im Kopf“, so Krug. Glashüttner: „Mir wäre es am liebsten, wenn der Herr Steinberger bleiben würde.“
Akkus aufladen
Ob Steinberger dem Wunsch der Bürgermeisterin nach Verbleib nachkommen wird? Vorerst, so der Noch-Finanzdirektor, möchte er erst einmal seine aufgrund der vielen Überstunden doch recht leeren Akkus wieder aufladen. Erst dann werde er schauen, wohin es beruflich für ihn geht. Ein kommunales Comeback scheint aber unwahrscheinlich, den Liezener zieht es eher in die Privatwirtschaft. Im Ennstal gebe es in seinem Bereich aber keine leitenden Positionen, es werde ihn daher wohl ins Leobner Gebiet oder in den Raum Wels-Linz verschlagen, mutmaßt er.