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Forstexkursion der Ennstaler Bauern nach Südtirol

Borkenkäfer, Windwurf und zu hohe Wildbestände setzen dem Wald in Italiens nördlichster Provinz zu, erfuhren Waldbesitzer aus dem Bezirk bei der Forstexkursion 2023 des Waldverbands Liezen. Probleme, die man auch in unserer Region bereits kennt.

Das Landesforstkorps – Südtirols „Waldpolizei“ – kann den Wald aufgrund mangelnder Unterstützung durch die Jägerschaft nicht im notwendigen Ausmaß schützen. Das Landesforstkorps – Südtirols „Waldpolizei“ – kann den Wald aufgrund mangelnder Unterstützung durch die Jägerschaft nicht im notwendigen Ausmaß schützen. Foto: KK

Rund 50 Teilnehmer aus dem Ennstal machten sich kürzlich auf den Weg nach Südtirol. Der erste Stopp erfolgte aber noch in Österreich, nämlich am Großglockner, wo Ranger des Nationalparks Hohe Tauern direkt an der Pasterze die Auswirkungen des Klimawandels auf den Gletscher erklärten. Auch die Wiederansiedlung von Steinwild sowie die Problematik überhöhter Wildbestände, die das Aufkommen klimafitter Baumarten nicht zulassen, wurden erörtert.

Schockierende Anblicke

In Italien standen sodann mehrere Waldbesuche am Programm. Der Besuch im Gardatal war ein Schockerlebnis: Dort bestehen ganze Bergrücken nur mehr aus abgestorbenen Bäumen. Der Fehler, Schneebruchschäden nicht ernst genug genommen zu haben, rächt sich jetzt in Form einer Borkenkäferkatastrophe. Hinzu kommen auch hier die bereits erwähnte hohen Rot- und Rehwildbestände, die klimafitte Baumsorten nicht aufkommen lassen. Der Latemarwald bot ein ähnlich erschreckendes Bild.

Den Ennstalern wurde in Italien deutlich vor Augen geführt, wie wichtig es ist, auf Schäden im Wald umgehend zu reagieren. In puncto Wild werde man dem Südtiroler Landesforstkorps zufolge nicht umhin kommen, sich zu entscheiden, was wichtiger ist: ein klimafitter Wald oder hohe Wildbestände für die Trophäenjagd.

»Es wird nur dann wieder eine gesunde Natur und einen klimafitten Wald geben, wenn sich Politik und Jagd vom Trophäenkult in der bisherigen Form verabschieden.«
Markus Lackner,
Berufsjäger und Ranger im Nationalpark Hohe Tauern

Optimismus im Ennstal

Von den Schäden in Südtirol zeigten sich die Exkursionsteilnehmer betroffen, was das Ennstal betrifft gaben sie aber der Hoffnung Ausdruck, dass Politik sowie Forst- und Jagdbehörden reagieren und die Wälder rasch klimafit machen werden. Der Tourismusbezirk lebt von einer intakten Landschaft, da dürfe es kein Wegschauen bei Problemen geben, auch wenn zahlungskräftige Lobbyisten naturgemäß stets auf ihre Vorteile bedacht seien.

Dass die neue Landesrätin für Forstwirtschaft, Simone Schmiedtbauer, Jägerin ist, sei für den steirischen Wald hoffentlich kein schlechtes Vorzeichen, so die Ennstaler Waldbesitzer. Interessant auch: Im Gegensatz zu anderen Bundesländern hat die Forstbehörde in der Steiermark bei der Wildstandsplanung kein Mitspracherecht, die Entnahmen werden von den Jägern festgelegt.



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