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Helge Röder im Interview

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Im Zuge der Feierlichkeiten 30 Jahre AMS wurden kürzlich in Wien die „Best of Awards“ für AMS Geschäftsstellen verliehen.

Helge Röder (Bildmitte) und Mitarbeiter des AMS Liezen bei der Preisverleihung mit den beiden AMS-Vorständen Johannes Kopf (links außen) und Petra Draxl (rechts außen) sowie Karl Heinz Snobe (Landesgeschäftsführer, 2. von rechts) Helge Röder (Bildmitte) und Mitarbeiter des AMS Liezen bei der Preisverleihung mit den beiden AMS-Vorständen Johannes Kopf (links außen) und Petra Draxl (rechts außen) sowie Karl Heinz Snobe (Landesgeschäftsführer, 2. von rechts) Foto: AMS/BGS

Helge Röder, Leiter des AMS Liezen, konnte dabei mit seinem Team die Auszeichnung für die erfolgreichste steirische Geschäftsstelle in der Gesamtperformance der Leistungsbewertung unter insgesamt 100 Geschäftsstellen entgegennehmen. Zusätzlich gab es noch eine Auszeichnung in der Kategorie „Nachhaltige Initiativen“ für das Engagement der Geschäftsstelle zum Thema ökologische Nachhaltigkeit, die erstmals im AMS Österreich vergeben wurde. Mit dem Projekt „Eco Motion – gemeinsam nachhaltig unterwegs“ wurde das AMS Liezen als eine von drei Geschäftsstellen prämiert.

Wir baten Helge Röder, der im August nach Graz wechseln wird, zum Interview.

Helge Röder (Foto: photoINstyle.at)Helge Röder (Foto: photoINstyle.at)WOHIN: Wirtschaftsforscher und Führungskräfte aus der Industrie warnen vor einer Deindustrialisierung in Europa. Investitionen werden vermehrt in Asien, in den USA oder in Schwellenländern getätigt. Wie betrachtet man diese Entwicklung aus regionaler Sicht? China ist zwar weit weg oder doch so nah?
RÖDER: Am regionalen Arbeitsmarkt beobachten wir noch keine gravierenden Auswirkungen wie z.B.: Abwanderung von Betrieben oder von Firmenstandorten. Aufgrund von Feedback aus Industriebetrieben hören wir jedoch, dass die Rahmenbedingungen schwieriger werden und wir in Österreich bzw. Europa immer mehr ins Hintertreffen geraten. Speziell die Produktionskosten bzw. die Lohnkosten werden als Wettbewerbsnachteil gesehen. Positiv bewertet wird die Qualität der Arbeitsleistung.

Griechenland bietet den Arbeitnehmern die 6-TageWoche mit teils hohen Zuschlägen an, wir diskutieren regelmäßig über Arbeitszeitverkürzung und über eine hohe Teilzeitquote. Wird die Motivation mehr zu arbeiten durch eine unkluge Besteuerung und Abgabenquote auf Löhne gehemmt? Provokant formuliert: Werden die Faulen belohnt und die Fleißigen bestraft?

Die Diskussion über Sozialleistungen oder „Sozialschmarotzer“ beurteile ich sehr kritisch. Wir haben in den letzten Jahren mehrere Krisen durchlebt und die wenigsten Menschen haben es sich ausgesucht, arbeitslos zu werden. Ich denke, dass unser Sozialsystem in Österreich schon oft bewiesen hat, dass es für eine gesellschaftliche Stabilität beiträgt. Über Verbesserungen von Leistungen wie z. B. bei der Höhe des Arbeitslosengeldes oder aktuell bei der Bildungskarenz bzw. geringfügigen Beschäftigung kann man immer nachdenken. Auch eine Harmonisierung mit anderen Transferleistungen könnte Sinn machen. Grundsätzlich bewerte ich Anreize zu schaffen positiver, als Sanktionen zur Steigerung der Erwerbstätigkeit. Luft nach oben gibt es aus meiner Sicht bei steuerlichen Anreizen, z. B.: Vollzeitbeschäftigung entlasten, bei der Beschäftigung von Pensionisten, die sicherlich für die Zukunft auch ein wichtiges Arbeitskräftepotenzial wären, aber auch bei allgemeinen Rahmenbedingungen wie Kinder- und Schulbetreuung oder leistbares Wohnen gibt es Entwicklungs- und Gestaltungsspielräume.

Wie steht es um das Thema Fachkräftemangel im Bezirk? Wie möchte man dieses Problem mittel- und langfristig lösen? Ohne intelligente Zuwanderungspolitik wird es wohl nicht gehen?

Auch wenn wir zurzeit eine schwierige wirtschaftliche Zeit durchlaufen, ist der Fachkräftemangel – bei uns im Bezirk sogar ein Arbeitskräftemangel, sehr präsent. Aktuell sind beim AMS Liezen 1.259 offene Stellen und 326 freie Lehrstellen gemeldet. Rein rechnerisch kann eine lehrstellensuchende Person aktuell aus 16 Lehrstellen wählen.
Ein Patentrezept gibt es nicht, da jede Region ihre Besonderheiten hat. In Summe wird es ein Mix aus unterschiedlichen Aktivitäten und Maßnahmen sein, wie Qualifizierung und Ausbildung, ein gezielter Zuzug aus dem Ausland, Aktivierung der „stillen Reserve“ wie z. B.: Frauen aus der Hausarbeit, Erhöhung der Teilzeitquote, allgemeine Rahmenbedingungen in der Infrastruktur wie Ausbau der Kinderbetreuung, leistbares Wohnen und steuerliche Anreize.

Sie wechseln beruflich nach Graz, welche Funktion werden Sie dort einnehmen?

Ich übernehme ab 1. August 2024 die Abteilungsleitung für das Service für Unternehmen in der Landesgeschäftsstelle des AMS Steiermark. Ich bin dort für den Kernprozess 2 und für die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung der Unternehmensbetreuung für das Bundesland Steiermark zuständig. Einerseits als Bindeglied in die Bundesgeschäftsstelle nach Wien und auf der anderen Seite in der Zusammenarbeit mit den 15 regionalen Geschäftsstellen in der Steiermark, wenn es um die Zielerreichung oder unsere Dienstleistungen wie Personalvermittlung, Förderungen oder Qualifizierung geht.

 

LBN-WOHIN
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