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In Großreifling wird in der Erdgeschichte gebohrt

Im Rahmen eines neuen Forschungsprojekts des Naturhistorischen Museums Wien führt ein internationales Team in der Steirischen Eisenwurzen Bohrungen zur Erforschung der Klimakatastrophe in der Triaszeit durch.

Lebensbild zur Karnischen Krise Lebensbild zur Karnischen Krise Foto: NNHM Wien, A. Lukeneder / 7reasons

Eines der Fundstücke aus dem Reiflinger Becken, ein 233 Millionen Jahre  alter Borstenwurm. (Foto: NHM Wien/Alexander Lukaneder)Eines der Fundstücke aus dem Reiflinger Becken, ein 233 Millionen Jahre alter Borstenwurm. (Foto: NHM Wien/Alexander Lukaneder)Am 3. Mai gab das Naturhistorische Museum Wien den Start eines ambitionierten Forschungsprojekts bekannt, das sich mit einer globalen Katastrophe der Triaszeit, der sogenannten Karnischen Krise, befasst. Die Triaszeit, ein geologisches Zeitalter, das sich über einen Zeitraum von mehr als 50 Millionen Jahren erstreckte, war vor 233 bis 235 Millionen Jahren durch einen drastischen Klimawandel geprägt, der zu einem der größten Massensterben in der Erdgeschichte führte. Gesteine und Fossilien der alpinen Triaszeit sind Zeugen dieser Umweltkatastrophe. Bereits seit einigen Jahren erforscht das Naturhistorische Museum Wien Ablagerungen der Triaszeit in Niederösterreich, im Raum Lunz am See und Gaming, und hat dort außergewöhnlich gut erhaltene Fossilien entdeckt.

Die dortigen Ergebnisse sind nun Basis für ein neues Projekt unter der Leitung des Paläontologen Alexander Lukaneder vom Naturhistorischen Museum Wien, im Rahmen dessen in den nächsten drei Jahren neben Grabungen in Großreifling auch eine Kernbohrung durchgeführt wird. Dadurch erhofft man sich, neue Erkenntnisse über die Karnische Krise zu gewinnen. Die Kernbohrung bringt den großen Vorteil mit sich, dass so chemisch unveränderte Gesteinsproben geborgen werden. Diese Proben werden anschließend millimeterweise analysiert. Die Kernbohrung ist übrigens ein gar nicht so einfach umzusetzendes Vorhaben, denn die Bohrkerne müssen senkrecht durch die oft stark verformten Schichten getroffen werden, um eine unversehrte Bergung zu gewährleisten.

Warum gerade in Großreifling?

Lediglich eine schmale geologische Zone enthält Sedimente der Karnischen Krise. Diese reicht vom niederösterreichischen Mödling im Osten bis in die nördliche Steiermark bei Großreifling. In den Meeresablagerungen des Reiflinger Beckens wurden bereits ausgezeichnet erhaltene Ammoniten, Tintenfische, Muscheln, Schnecken, Krebse, Borstenwürmer und verschiedenste Fische sowie ein Lungenfisch der späten Triaszeit gefunden. Auch der weltweit erste Nachweis von Tintenfisch-Knorpeln stammt aus diesen Gesteinen. Die große Diversität der entdeckten Fauna wie auch die fantastische Erhaltung der Fossilien dieser Lagerstätten machen diese Zone zur einzigartigen Möglichkeit, die Umwelt der späten Triaszeit bestmöglich zu erforschen und so neue Erkenntnisse zum Klima dieser Zeit zu gewinnen.

LBN-WOHIN
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