Naturgärtnerei Avalon – auf der Suche nach neuen Wurzeln
- Autor/in: Christian König
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Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten
Die Floristin Isabella und der Gärtnermeister Manuel haben zusammen die „Naturgärtnerei & Floristik Avalon“ in Liezen aufgebaut. Gefolgt sind sie dabei einer magischen Vision von gelebter Nachhaltigkeit. Die Liebe zueinander und ihre Lebensweise im Einklang der Natur leitet die beiden bei ihrem gemeinsamen Weg, der zurzeit ganz im Zeichen der Suche eines neuen Standorts steht.

Floristin Isabella und Gärtnermeister Manuel Wer die Naturgärtnerei & Floristik Avalon auf der idyllischen Anhöhe am Salberg in Liezen besucht, wird rasch verstehen, warum Isabella und Manuel ihr kleines Paradies ausgerechnet „Avalon“ getauft haben – benannt nach der keltischen Anderswelt, einem mystischen Göttergarten. Der Blick reicht von hier über das Ennstal bis zum Grimming, der Wind streicht über Kräuter- und Gemüsebeete und Naturfloristik. Doch dieses Paradies muss weichen. Die Anbaufläche, die bisher kostenlos genutzt werden konnte, wurde verkauft. Die beiden Gründer sind nun auf der Suche nach einem neuen Zuhause für ihr Lebensprojekt.
Zwischen Blumenkränzen und Baumsetzlingen
Die Anbaufläche von AVALON musste weichen.Isabella, leidenschaftliche Floristin, und Manuel, Gärtnermeister mit Gold in den Händen, haben sich nicht gesucht, aber ganz offensichtlich gefunden. Beide stammen aus Familien mit botanischen Wurzeln, beide haben sich exakt am selben Tag vor acht Jahren in ihrer Branche selbstständig gemacht. Ihre erste Begegnung war wie ein Wiedersehen zweier alter Seelen, erzählen sie. Als Manuel, der zehn Jahre lang zurückgezogen und stromfrei in einem alten Sägewerk bei Villach lebte, dann vor Isabella stand, wusste er: Hier beginnt etwas Neues. „Manuel ist ein Tausendsassa“, betont Isabella stolz und erzählt, dass der Garten des alten Sägewerks so wundervoll gestaltet war, dass man botanische Führungen hätte geben können. „Er hat das alte Haus aus dem Jahr 1850 einzig mit seiner Handarbeit auf wunderbare Weise wachgeküsst und den Charme des Gebäudes gekonnt bewahrt“, erzählt Isabella noch heute beeindruckt. Manuel mag Selbstverantwortung: „Freiheit durch Unabhängigkeit“ war schon immer sein Motto. Manuel, der zehn Jahre lang in dem Sägewerk ohne Strom lebte, das Wasser von einer nahe am Bach gelegenen Quelle holte, einen Schwimmteich anlegte und den Waldboden in eine botanische Schatzkammer verwandelte, zog nach Liezen. „Er hat sein Avalon für mich aufgegeben“, sagt Isabella gerührt. Gemeinsam begannen sie, ein neues Avalon zu gestalten – ihr gemeinsames, nachhaltiges Lebenswerk.
Natur, Handwerk und Hingabe
Am 1. April 2024 gründeten sie offiziell die Naturgärtnerei & Floristik Avalon. Nur drei Tage später heirateten sie. Seitdem leben und arbeiten sie Seite an Seite, begleitet von Isabellas zwei Kindern und Atanas, einem Jugendlichen von „Jugend am Werk“, der bei Avalon eine dreijährige Ausbildung begonnen hat. Avalon steht für eine Lebensweise im Einklang mit der Natur. Chemie hat hier keinen Platz. Gedüngt wird mit selbst hergestellter Brennnessel- und Beinwelljauche, gearbeitet wird mit Naturmaterialien. Plastikfolien? Fehlanzeige. Geschenke werden liebevoll mit Blättern und Schnüren verpackt. Der Gartenbaubetrieb setzt auf Kreislaufwirtschaft, regionalen Anbau und alte, samenfeste Sorten. „Saatgut war in jeder Krise wertvoller als Gold“, sagt Manuel. „Wir bauen an, ernten und verarbeiten – ein Leben im Rhythmus der Jahreszeiten“, ergänzt Isabella. Neben Gartengestaltung, Baumschule, Nutzziergärten und Hochzeitsfloristik produziert Isabella auch handgemachte Produkte: Kräutersalze, Sirupe, Naturkosmetik, Heilsalben und Tinkturen für den Eigengebrauch. „Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen“, weiß Isabella, die mit Liebe und Wissen alte Kräutertraditionen pflegt.
Zwischen Hoffen und Pflanzen
Das Lebenswerk von Isabella und Manuel wird mit der Suche nach einem neuen Standort auf eine harte Probe gestellt: Die bisherige Anbaufläche – eine von Nachbarn zur Verfügung gestellte Kuhwiese – wurde verkauft. Der Folientunnel mit dem Gemüsebeet, das im letzten Sommer 40 Kilogramm Tomaten hervorbrachte, steht heuer leer, dabei erfreuen sich immer noch viele an Isabellas Tomatenmarmelade mit Chili. „Wir sind tief mit dieser Region verbunden“, sagt Isabella. „Wir möchten bleiben und weitergeben, was wir gelernt und aufgebaut haben.“ Avalon braucht einen neuen Standort – möglichst rasch. Einen Ort, wo Wohnen und Arbeiten für die beiden Selbstversorger Hand in Hand gehen können. Wo Gemüse wächst, Blumen blühen und junge Menschen lernen können. Wo ein neues Stück Natur lebendig wird – gestaltet von zwei Menschen, deren Hände nicht nur arbeiten, sondern auch Träume wahr werden lassen können.
Aufruf – gemeinsam für Avalon
Wer Isabella bei der Gestaltung von Hochzeitsfloristik beobachtet oder Manuel über die alte Paradeisersorte „Ruthje“ erzählen hört, merkt: Das hier ist mehr als ein Beruf. Es ist Berufung. Das tiefe Wissen über Gartenbau und Naturfloristik macht Avalon zu einem für uns alle nutzvollen Projekt, das unsere Region bereichert. Wir brauchen Menschen wie Isabella und Manuel – und jetzt brauchen sie ihre Region. Wer eine geeignete Fläche kennt oder anbieten kann, wer mithelfen oder einfach nur Mut machen möchte, ist herzlich eingeladen, Teil dieser Geschichte zu werden.
Fotos: Christian König, Avalon